Dienstag, 25. Juni 2019 · Nr. 144 100 Jahre MT Mindener Tageblatt 23
Erkenntnisse in der Disziplin des Seitensprungs
„Über Kreuz“: Mit fein gesponnenen verbalen Ballwechseln und leidenschaftlicher Hingabe machen Dominique Lorenz
und Heiner Lauterbach den Besuch im Mindener Stadttheater zu einem gefeierten Heimspiel.
Von Marcus Riechmann
Minden (mt). Der Vorhang zieht
schlicht zur Seite. Das Kingsize-Bett
in der Bühnenmitte lenkt den Blick direkt
auf den Mittelkreis und damit
auf den mobiliaren Kern des Abends.
Hier werden die Matchpartner ihr
Können in der Königsdisziplin zeigen:
dem Seitensprung. Still und geschäftig
betritt Heiner Lauterbach das
Spielfeld – die Bühne des ausverkauften
Mindener Stadttheaters. Die
Fankurve jubelt: Warmer Beifall von
den in der Mehrzahl weiblichen Besuchern
empfängt den Star.
Das Arrangement auf dem Spielfeld
ist klar: ein ausladendes Bett in
zentraler Position, zwei Sessel in Mittelstürmerposition,
bestuhlte Nischen
an den Seiten für die die Story
vorantreibenden Flankenläufe. Im
Hintergrund der Spielertunnel: Eine
in Treppenabgänge mündende Empore,
über die die beiden Protagonisten
für jede Szene aufs Neue das Spielfeld
betreten.
In „Jahre später, gleiche Zeit“ lassen
Dominique Lorenz und Heiner
Lauterbach die Zuschauer teilhaben
an der besonderen Beziehung von Doris
und George. Sie feiern in einem Hotelzimmer
irgendwo in Kalifornien
den 25. Jahrestag ihrer einst ebenso zufälligen
wie schicksalhaften ersten gemeinsamen
Nacht.
Dabei entscheidet die Bildregie sich
immer wieder für Rückblenden und
Zeitlupen des ansonsten filigran gespielten
Matchs. Großaufnahmen erklären
die Geschichte einer Liebe, die
abseits des bürgerlichen Lebens nur
in diesen beiden Profis blüht. Und so
treffen sie sich einmal im Jahr zum
Wiederholungsspiel, ein Wochenende
lang. Die Kontrahenten bieten kein
aggressives Gewinnen-um-jeden-
Preis; sie zeigen vielmehr einen Paarlauf
von Weltklasse. Beseelt gleiten sie
über die Bühne und finden sich immer
wieder in wunderbar choreografierten
Pirouetten und Arabesken, die
Treue, knappe und kostbare Zeit, und
in drei Tagen und zwei Nächten letztlich
ein ganzes Leben zur Kür verwandeln.
Dazu tauschen sich Doris
und George in fein gesponnenen verbalen
Ballwechseln aus, gleiten auseinander
und wieder zusammen: Sie
teilen miteinander das, was sie bewegt.
Das, was sie mit niemandem
sonst teilen können.
GekonnteMatchbälle: ihre mal feinsinnigem
und mal mit burschikosem
Humor gewürzten Dialoge. Erfolge
und verpasste Chancen werden
mit perfekt sitzender Mimik und filigranen
Gesten begleitet. Lauterbach
und Lorenz beherrschen ihr Fach
meisterhaft. 20 Jahre nach ihrer Premiere
in den Rollen von George und
Doris spielen diese Routiniers in der
Neu-Auflage des erfolgreichen Derbys
mit Heidelinde Weis als Schiedsrichterin
in einfühlsamer Intensität.
Zu ihren Treffen im Hotel kommen
sie im Trikot der täglichen Routine;
sie finden ihre Mitte, bringen
Tempo ins Doppel. Was nicht im Hotelzimmer
gesagt wird, bleibt ungesagt.
Das verleiht ihrer Beziehung eine
Intimität, die anderen verschlossen
bleibt.
„Jahre später, gleiche Zeit“ dient
nicht etwa als Blaupause für die perfekte
Affäre, sondern als Parabel für
das Menschenleben, das im Lauf der
Weltgeschichte eben nicht länger als
drei Tage zählt – wenn überhaupt. Die
kurze Zeit des Daseins nicht zu verschwenden,
sondern wahrhaftig zu
nutzen – das vermitteln Lorenz und
Lauterbach. Und so machen sie den
Besuch in Minden zu einem Heimspiel.
Brandender Beifall beschließt
den eindrucksvollen Auswärtssieg.
Der Autor ist erreichbar unter
(0571) 882 159 oder unter
Marcus-Riechmann@MT.de
Mit Schwung ist Heiner Lauterbach als George auf dem Weg zum Happy End im Auswärtsspiel. Im Hochzeitsanzug
geht es dem finalen Beifall entgegen. MT-Foto: Marcus Riechmann
Über Kreuz
■ „Ich weiß gar nicht genau,
wie ich das machen soll“: MTSportchef
Marcus Riechmann
stand einigermaßen ratlos dem
Auftrag gegenüber, über ein
Theaterstück mit den Mitteln
der Sportberichterstattung zu
berichten. Ihm kam es künstlich
vor. So empfand er den erzwungenen
Perspektivenwechsel
als unangenehm und dem
Text – so bedauert er – merke
man es an.
■ Und doch ... hier sein „Über
Kreuz“ geschriebener Beitrag.
Er sah „Jahre später, gleiche
Zeit“ mit Heiner Lauterbach
und Dominique Lorenz im Mindener
Stadttheater.
■ Auf der Seite gegenüber hat
Kulturredakteurin Ursula Koch
die „Theaterbrille“ für ein
Handballspiel aufgesetzt.
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