44 Mindener Tageblatt 100 Jahre MT Nr. 144 · Dienstag, 25. Juni 2019
„Versteht euch nicht nur als Papierbedrucker“
Christina D'Illio berät Zeitungsverlage beim digitalen Umbau – ein oft frustrierender Job. Sie sagt: Zeitungen
arbeiten kaum an Innovation. Dabei suchen die Leser förmlich nach neuen und seriösen Formaten.
Von Nina Könemann
Minden (mt). Christina D'Ilio hat ein gespaltenes
Verhältnis zu Zeitungsverlagen:
Mal möchte sie ihnen am liebsten
den Rücken kehren, mal kann sie
sie nicht loslassen. Die Bonnerin startete
beim Mindener Tageblatt und der
Lippischen Landes-Zeitung als Projektleiterin
Online und Neue Medien. Nach
ein paar Jahren hatte sie die Nase voll
vom Zeitungsgeschäft und wechselte
in eine Agentur. Schließlich zog es sie
doch zurück in die Verlagsbranche – allerdings
als Beraterin. Seit knapp drei
Jahren arbeitet D'Ilio als Projektstrategin
für die Netzstrategen in Köln und
unterstützt Zeitungsverlage bei ihren
Bemühungen, sich für die Zukunft aufzustellen.
Dem MT erzählt sie, warum
das oft frustrierend ist und woran es
fast immer hapert.
Tageszeitungen kämpfen seit Jahren
mit dem Auflagenrückgang. Die
ersten Verlage haben das Ende der
Print-Zeitung für 2030 ausgerufen.
Stirbt die Zeitung wirklich?
Das Ende der Print-Zeitung wurde ja
schon oft prophezeit. Ich bin da nicht
ganz so pessimistisch. Aber alle Zahlen
und Entwicklungen die wir kennen,
deuten darauf hin, dass die Auflagen
auch weiterhin fallen werden.
Vielleicht wird die gedruckte Zeitung
irgendwann einmal das, was die Vinyl
Platte schon heute ist: Ein sehr bewusst
konsumiertes Luxusgut. Die Zeiten,
in denen die Menschen mit den
Nachrichten aus der gedruckten Zeitung
in den Tag starten, neigen sich
jedenfalls sehr sicher dem Ende zu.
Möglicherweise wird sich ein Modell
etablieren, bei dem Nachrichten unter
der Woche digital und am Wochenende
sehr bewusst in einer “Offline”-
Zeit auf Papier konsumiert werden.
Alle Verlage haben Nachrichtenwebsites,
nahezu keiner verdient damit
Geld. Warum schaffen wir es nicht,
unser Geschäftsmodell ins Internet
zu übertragen?
Zeitungsverlage erleben gerade die
Kehrseite eines perfekten Produkts.
Jahrzehntelang war die Tageszeitung
die beste Möglichkeit, sich über überregionale
und lokale Inhalte zu informieren.
Und damit meine ich nicht
nur die Nachrichten, sondern auch die
Informationen, die der Einzelhandel
und andere Werbetreibende in der
Zeitung (gegen Geld) veröffentlichen
konnten. Der Leser, der Werbetreibende
und der Verlag hatten ein Produkt,
das ihre jeweiligen Bedürfnisse
perfekt bediente.
Was ja erst mal etwas Gutes ist...
Genau – aber aus dieser sehr komfortablen
Lage heraus haben Verlage
ihre Hauptprozesse optimiert, ohne
an wirklichen Innovationen zu arbeiten.
Mit der Digitalisierung hat sich
aber die Grundsituation dramatisch
verändert. Die digitale Konkurrenz ist
riesig, sowohl für Leser als auch für
Werbekunden. Die Ausrichtung auf
Zielgruppen wird für Verlage immer
wichtiger. Nur wer es schafft, wirklich
relevante Inhalte für eine bestimmt
Zielgruppe zu bieten, die intuitiv
zu bedienen und sehr einfach
zu bezahlen sind, wird mit digitalen
Produkten Geld verdienen. Die wenigsten
Nachrichtenwebsites erfüllen
alle drei Kriterien.
Wer bei drei Zeitungen Texte kaufen
möchte, muss sich mit drei Bezahlprozessen
herumschlagen. Warum
gibt es dafür keine Lösung?
Gute Frage. Es würde ja schon helfen,
wenn man bei allen Zeitungen
mit den Standard-Bezahlmethoden
wie Kreditkarte oder Paypal bezahlen
könnte. Es gab und gibt bereits Produkte,
die einen zentralen Zugang zu
vielen unterschiedlichen Zeitungen
ermöglichen. Die niederländische Online
Nachrichtenplattform Blendle
(blendle.com) bietet zum Beispiel diese
Möglichkeit. Bisher aber mit überschaubarem
Erfolg. Vielleicht haben
sie ihr Produkt nicht ausreichend beworben,
vielleicht sind sie aber auch
ihrer Zeit voraus und es gibt noch
nicht genug Leser, die den Zugang zu
unterschiedlichen Zeitungen benötigen.
Vielen Usern auf Facebook und in
Foren ist egal, ob eine Nachricht
stimmt – solange sie ins Weltbild
passt. Werden sich diese Filterblasen
noch verstärken?
Die viel zitierten Fake News bergen
eine große Möglichkeit für Zeitungsverlage
mit verlässlichen Informationen
zu punkten. Es stimmt, es gibt
Menschen, denen es egal ist, ob eine
Nachricht tatsächlich zutrifft, solange
sie ins Weltbild passt. Es gibt aber
auch eine nicht zu unterschätzende
Zielgruppe, die an hintergründigen
Inhalten interessiert ist, die die Realität
beschreiben und einordnen. Genau
auf dieses Klientel sollten Zeitungsverlage
ihre (digitalen) Produkte
ausrichten. Die New York Times,
die bekanntermaßen ein großer Kritiker
von Donald Trump ist, hat seit
seiner Wahl zum Präsidenten ihre
Abo-Kampagnen genau an diese Menschen
gerichtet. So warben sie beispielsweise
mit diesem Spruch:
“Truth. It’s more important now than
ever.” Die Kampagnen haben großen
Erfolg. Seit der Präsidentschaftswahl
im November 2016 bis Dezember 2018
hat die NYT ihre Digitalabos von 1,6
auf 3,4 Millionen gesteigert.
Sind harte und korrekte Nachrichten
für die Menschen also doch noch
interessant?
Ja, das sind sie. Es gibt Menschen –
und laut Marktforschungsumfragen
sind das wachsende Bevölkerungsschichten
– denen der Wahrheitsgehalt
einer Information und die Vertrauenswürdigkeit
des Absenders
sehr wichtig sind. Sie sind nur in den
öffentlichen Diskussionen, zum Bei-
Christina D'Illio startete als Projektleiterin Online und Neue Medien beim Mindener Tageblatt und der Lippischen
Landes-Zeitung. Mittlerweile berät sie beide Verlage. Foto: pr/Netzstrategen
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