Dienstag, 25. Juni 2019 · Nr. 144 100 Jahre MT Mindener Tageblatt 63
Was finden Menschen eigentlich beim Zeitunglesen interessant? Norbert Küpper spürt dieser Frage mit einer
Kamera nach, die die Augenbewegungen genau verfolgt. Mit seinen Erkenntnissen berät er Redaktionen.
Von Monika Jäger
Minden (mt). „Bleiwüste“: so heißen
in Redaktionen Seiten mit wenig Fotos
und langweiliger Illustration. Allerdings:
Auch Seiten mit Fotos können
lahm wirken – und dann blättern die
Leser einfach weiter. Norbert Küpper
ist einer, der sich beruflich mit der Frage
befasst: Wie lesen Leser, und was
muss passieren, damit sie auf Zeitungsseiten
verweilen?
Was ist wichtiger: Form oder Inhalt?
Die Form brauchen wir, um den Inhalt
brillant präsentieren zu können,
also ist letztendlich beides wichtig. Bei
einer Weinflasche ist doch auch die
Flasche wichtig, damit der Wein überhaupt
transportiert werden kann.
Bei Form sprechen wir in
Redaktionen von „Layout“.
Was genau ist das?
Man bringt Themen auf Zeitungsseiten
unter und versucht dabei, eine
Hierarchie herzustellen, eine Anordnung
nach Wichtigkeit.
Wie müsste die sein?
Historisch wurden die Nachrichten so
auf die Seiten gestellt, wie sie reinkamen:
Einfach hintereinander. Dann
hatte jemand die Idee, man könnte
doch eine Überschrift darüber setzen
– das war so 1850. Und wieder später
hat man das dann nach Ressorts gegliedert:
Politik, Wirtschaft, Kultur,
Lokales, Sport. . . Erst gab es keine Sortierung,
dann eine nach Zeit und dann
eine nach Themen.
Und auf den einzelnen
Seiten?
Dort ist der starke Trend, das wichtigste
Thema des Tages groß zu machen
und es dann „Aufmacher“ zu
nennen. Jede Seite hat inzwischen so
einen großen Artikel als Aufmacher.
Bestattungshaus Klöpper
Traditionsunternehmen seit 1896
Themen wertig präsentiert
Norbert Küpper hat bisher rund 180 Zeitungen neu gestaltet. MT-Foto: Alex Lehn
Das heißt: Wenn eine Zeitung 32 Seiten
hat, haben wir 32 Seiten ganz wichtige
Artikel und dann noch etwas weniger
Alte Schulstraße 8 - 32427 Minden-Hahlen
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und Vorsorgen
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wichtige und dann noch Meldungen
an der Seite. Alles, damit die
Leser sofort den Überblick haben: Was
ist wichtig? Was ist weniger wichtig?
Nun glauben wir Redakteure seit
Jahrzehnten, dass das so sein muss:
Oben das Wichtige, unten das
weniger Wichtige, rechts Wichtigeres
als links. Aber unsere Leser sind
inzwischen doch auch im Internet
unterwegs, und da geht das anders:
swipen, klicken, scrollen.
Es gab mal den Ansatz: Zeitung wie
Internet. Das war eine lange Spalte,
die Seite runter alles hintereinander
– im Grunde ein Zurück zu den historischen
Zeitungsanfängen.
Das Internet beeinflusst Zeitungen
durchaus. Ich sehe mehrfach am
Tag auf mein Smartphone und weiß
am Sonntagmorgen um elf Uhr bereits,
dass Frau Nahles zurücktritt.
Die gedruckte Zeitung habe ich erst
am Montag. Also zwingt das Internet
die Zeitungen dazu, Inhalte anders
zu machen als das Internet selber:
Mehr Hintergrund, mehr Übersichtlichkeit,
mehr Information, die
anders präsentiert ist, als das Internet
es liefert.
Zum Beispiel wie?
Das Internet bringt kleinere Bruchstücke,
die Zeitung bringt manche
Themen in großer Fassung und andere
kurz: Ein Aufmacher auf jeder
Seite und andere, kleinere dazu.
Alle zu einem Thema?
Auch gemischt. Ein neuerer Trend ist
zudem, dass man keine langen Texte
mehr schreibt, sondern ein großes
Bildelement in die Mitte stellt und beispielsweise
rundherum zehn kleinere
Punkte zum Thema: „Was bewog
zum Rücktritt“ oder „Was war Ursache“
oder „Werdegang“. Das nennt
sich dann „alternative Storyformen“.
Diese sieht man beim Mindener Tageblatt
noch selten.
Aber anderswo?
Bei anderen deutschen Tageszeitungen
nicht, aber in den Niederlanden
und Skandinavien häufiger. Dort gibt
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es übrigens auch einen Trend, die Ressorts,
die wir so mühevoll aufgebaut
haben, wieder einzureißen, zu sagen:
„Wir nehmen einfach das, was wichtig
ist, nach vorne.“ In den Niederlanden,
bei überregionalen Zeitungen,
kann es sein, dass auf einmal acht
Seiten vorn zu einem Thema sind.
Wie sieht dann also die
Zeitung im Jahr 2033 aus?
Da gibt es Professoren, die sagen, dann
wird die letzte gedruckte Zeitung herausgegeben.
Andere erwarten, die sehen
aus wie Magazine oder wie täglich
erscheinende Wochenzeitungen.
Also große Fotos?
Ja, den Trend haben wir nach wie vor,
also große Bilder und recht große
Überschriften, etwas plakativere Gestaltung,
stark visuell geprägte Zeitungen.
Denn der Mensch ist letztendlich
ja auch visuell geprägt.
Zulasten der Textinhalte?
Nein. Wenn man vergleicht, ist klar:
Die Texte sind länger geworden als früher.
Wenn man ein MT von vor zehn
Jahren nähme, sähe man, dass die Texte
kürzer waren, die Bilder kleiner. Heute
geben wir den Themen mehr Platz.
Ich vergleiche das manchmal mit
Supermärkten: da gibt es so Ein-Euro-
Shops, gegen die ich ja gar nichts habe.
Aber die Regale sind relativ vollgestopft,
die Gänge schmal. Und dann
gibt es aber auch große Kaufhäuser
mit breiten Gängen und ausgeklügelter
Beleuchtung, und die Ware wird
dort sehr wertig präsentiert. Das, was
in Kaufhäusern und Supermärkten gemacht
wird, machen wir auch in Print:
Wir präsentieren unsere Inhalte gut
zugänglich und wertig.
Die Autorin ist erreichbar
unter Monika.Jaeger@MT.de
oder (05 71) 882 148.
Norbert Küpper
■ Norbert Küpper ist Spezialist
für Zeitungs- und Zeitschriftendesign.
Er veranstaltet seit
1999 den European Newspaper
Award, einen Wettbewerb zum
Thema Design und Konzept
von Zeitungen. Er hat bisher
180 Zeitungen neu gestaltet,
darunter auch das MT.
■ Sein Buch „Zeitungsdesign und
Leseforschung“ zeigt Möglichkeiten
der gedruckten Zeitung,
um sich bei den Lesern zu behaupten
und sich von anderen
Medien abzuheben. Grundlage
ist die Erforschung des Leseverhaltens
mit der Blickaufzeichnungs
Kamera. Zu bestellen ist
es in Buchhandlungen oder auf
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