Dienstag, 25. Juni 2019 · Nr. 144 100 Jahre MT Mindener Tageblatt 33
Auch auf der Suche nach dem kleinen Glück
Johann Stoll lädt sich bei den Menschen der „Kaffeehausstraße“ in Mindelheim einfach so zum Gespräch ein.
Das Gebäck bringt er mit. Eine wunderbare Quelle für einzigartige Geschichten.
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Von Johann Stoll,
Mindelheimer Zeitung
Mindelheim. Es ist der Samstag vor
Ostern, ein herrlicher Frühlingstag.
Blauer Himmel, Biergartenwetter.
Eigentlich ein Tag zum Genießen. Mir
ist nicht danach. Ich bin einfach nur
traurig. Richard Linzing ist gestorben.
Der Bürgermeister von Stetten,
einer 1400-Seelen-Gemeinde, ist mit
gerade einmal 53 Jahren mitten aus
dem Leben gerissen worden. Am Karsamstag
findet die Trauerfeier statt.
Hunderte sind gekommen und haben
ihm die letzte Ehre erwiesen.
Ich war auf der Trauerfeier. Und ja,
mir sind die Tränen gekommen. Richard
Linzing kannte ich zwar nur von
offiziellen Terminen. Wir waren nicht
befreundet, aber wir sind uns immer
mit Respekt begegnet. Er, der ehrenamtliche
Bürgermeister und ich, der
Redaktionsleiter der Mindelheimer
Zeitung, einer Heimatausgabe der
Augsburger Allgemeinen, die im
Landkreis Unterallgäu im südlichen
Bayern erscheint.
Ein paar Tage vor seinem Tod bin
ich ihm noch im Supermarkt begegnet.
Wir haben ein paar Minuten miteinandergeplaudert.
Undichhabeihm
zumAbschiedgesagt:Ichmöchtenicht
tauschen wegen all der Streitereien,
mit denen er sich als Bürgermeister
herumschlagen muss. Auch als Lokalredakteur
braucht man einen breiten
Rücken. Aber ein Rathauschef muss da
doch ungleich mehr aushalten, vor allem
wenn man einer ist, der sich für
Flüchtlinge einsetzt wie Richard Linzing.
Damit macht man sich auf einem
Dorf in Bayern und wohl auch anderswo
keine Freunde.
Richard Linzing focht das nicht an.
War er von einer Sache überzeugt,
setzte er sich mit ganzer Kraft ein. Dazu
zählte die deutsch-französische
Freundschaft, die ihm Herzensangelegenheit
war.
Ja, mir sind die Tränen gekommen,
als ein Vertreter der französischen
Partnergemeinde aus Quelaines Saint
Gault sprach, das zwischen Le Mans
und Rennes liegt. Eigens zu dieser
Trauerfeier war eine Delegation angereist.
Ein ganzes Dorf in Frankreich
trauerte mit den Stettenern im
fernen Bayern, weil sich ihr Bürgermeister
so für Europa und die Verständigung
starkgemacht hat.
Warum erzähle ich das alles? Ich sollte
doch etwas über Lokaljournalismus
im Jahr 2019 schreiben. Das war
der Auftrag von Monika Jäger, meiner
geschätzten Kollegin aus Minden.
Thema verfehlt? Heute geht es doch
um Schnelligkeit, um möglichst viele
Klicks im Netz. Die moderne Online-
Welt will stets gefüttert werden. Niemand
hat mehr Zeit, die Intervalle werden
kürzer. Das erledigen bei einer Regionalzeitung
die emsigen Ameisen
der Lokalredaktion.
Und doch geht Genauigkeit immer
noch vor Schnelligkeit. Das sollte auch
so bleiben. Erst vor ein paar Tagen hatten
wir über einen tödlichen Verkehrsunfall
zu berichten. Online haben wir
sofort gemeldet, dass ein Unfall
passiert war und die Straße
gesperrt werden musste.
Bilder gab es erst drei Stunden
später. Wir wollten nicht,
dass Frau und Kinder über
uns erfahren, dass ihr Mann
und Vater nicht mehr lebt.
Ohne Respekt vor den Menschen
kann es keinen guten
Lokaljournalismus geben,
auch 2019 nicht.
Und ohne Nähe geht es
schon gar nicht. Ich suche das Gespräch
mit ganz normalen Lesern, wo
immer es geht. In der Glückstraße habe
ich jeden daheimbesucht, das Glück
gesucht und gefunden. In der Kaffeehausgasse
habe ich Gebäck mitgebracht
und mich bei den Menschen
selbst zum Kaffee eingeladen. Es waren
großartige Gespräche daheim am
Küchentisch. Seit einigen Wochen lasse
ich mich Woche für Woche von
einem Ehrenamtlichen zum nächsten
schicken. Dabei kommen Porträts
von Menschen zustande, die wir sonst
wohl nie wahrgenommen hätten.
Natürlich erwarten die Leser auch
eine kritische Zeitung, die die dunklen
Ecken ausleuchtet. Das Leben ist
aber bunt und vielfältig. All das Schöne
gehört auch in die Zeitung. Als Lokalredakteur
habe ich so viele engagierte
Menschen kennenlernen
dürfen, die
unglaublich viel für ein
gutes Miteinander bewegen.
Sie organisieren
großartige Stadtfeste wie
in Mindelheim das historische
Frundsbergfest,
das zu den schönsten in
ganz Süddeutschland
zählt. Diese guten Seelen, die so viel
für alle tun, müssen sich in der Zeitung
wiederfinden. Und deshalb
schlüpfe ich in diesen zwei Frundsbergwochen
wie alle anderen Mindelheimer
auch in ein historisches
Gewand aus dem
16. Jahrhundert. Schauen
Sie einfach mal vorbei. Ende
Juni 2021 ist es wieder
so weit. Ein Besuch lohnt
sich. Ich würde mich sehr
freuen, den einen oder anderen
von Ihnen in meiner
Heimatstadt zu treffen.
Lasst uns im Gespräch
bleiben.
Dem Mindener Tagblatt
gratuliere ich von Herzen zum runden
Geburtstag! Mit allen Leserinnen
und Lesern freue ich mich über
eine so engagierte Lokalzeitung.
Johann Stoll ist Redaktionsleiter
der Mindelheimer Zeitung,
Lokalausgabe der Augsburger
Allgemeinen, Printauflage: 11.700
Johann Stoll schlüpft beim historischen Frundsbergfest in ein Gewand
aus dem 16. Jahrhundert – wie alle Mindelheimer. Hier in der Kleiderkammer
des Frundsberg Festrings Mindelheim Foto: Melanie Lippl
Journalisten anderswo
■ Wie arbeiten Lokaljournalisten
eigentlich in anderen Teilen
Deutschlands?
Zum MT-Geburtstag erzählen
vier ganz verschiedene Männer
und Frauen aus ihrem Alltag.
„Ohne Respekt vor den Menschen
kann es keinen guten Lokaljournalismus
geben, auch 2019 nicht.“
Mindelheim
„Damit macht man sich in
einem Dorf in Bayern und auch
anderswo keine Freunde.“
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