20 Mindener Tageblatt 100 Jahre MT Nr. 144 · Dienstag, 25. Juni 2019
Information – ein scheues Wild
Recherche und Faktencheck sind journalistische Kernaufgaben.
Doch die Praxis ist oft anders und schwieriger als die Theorie. Fünf Beispiele aus dem MT-Alltag.
Von Monika Jäger
Minden (mt). So einfach wie in manchen
Fernsehserien ist die Informationsbeschaffung
für Lokaljournalisten
nicht. Nicht alle Menschen wollen
mit uns reden, wichtige Dokumente
liegen nicht einfach irgendwo
herum, und Whistleblower pfeifen in
der Regel anderswo. Und nicht alles,
was in Pressemitteilungen steht,
stimmt.
Die Baustelle
Ein Kollege schickt frühmorgens ein
Handy-Foto per WhatsApp. „Die Stadt
hat heute hier eine Baustelle eingerichtet.
Der Verkehr staut sich, alle
sind am Fluchen.“ Unser Ziel: So
schnell wie möglich online darauf hinzuweisen.
Und zu erklären, was da los
ist. Meist hatten wir schon eine Ankündigung
im Blatt, und auf der
Homepage der Stadt gibt es auch Baustellen
Informationen. So finden wir
erste Informationen. Aber warum
wird heute die Baustelle schon eingerichtet?
Das sollte doch erst Ende
der Woche sein? Die Mitarbeiterinnen
der Pressestelle der Stadt geben
in der Regel zügig Antworten auf solche
Anfragen. Doch manchmal erreichen
selbst sie die zuständigen Sachbearbeiter
nicht. Und dann braucht
die Antwort ihre Zeit.
Der Rohrkrepierer
Eine Gewerkschaft schreibt uns: Die
Zahl der Schwarzarbeiter habe sich im
Kreis Minden-Lübbecke drastisch erhöht.
Wir checken das gegen und stellen
nach vier Telefonaten, unter anderem
mit den Zollbehörden, fest: Die
Gewerkschaft hat für alle OWL-Kreise
die gleichen Zahlen herausgegeben.
In die vorformulierte Pressemitteilung
wurde dann an den entsprechenden
Stellen einfach „Minden
Lübbecke“ eingefügt. Detaillierte
Zahlen für den Kreis Minden-Lübbecke
gibt es gar nicht. Mag sein, dass
das den lokalen Gewerkschaftern, die
die Mitteilung versandt haben, gar
nicht bewusst war – falsch waren Zahlen
und Schlussfolgerung trotzdem.
Die Mauer
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MT-Redaktion inzwischen seit Jahren.
Unter anderem werden Vertreter
aus der Politik bisweilen nicht öffentlich
informiert, und auch Gespräche
mit möglichen Sponsoren aus der
Wirtschaft verlaufen abseits der Blicke
der Öffentlichkeit.
Die Stadt Minden stellt Mitte 2018
das entscheidende Gutachten auf
ihrer Homepage öffentlich ein. Die
Kreisverwaltung mauert. Das führt
dazu, dass Kosten und Einnahmen der
Kampa-Halle nicht zum Vergleich für
Wirtschaftlichkeitsberechnungen
herangezogen werden können. Im
Kreis-Haushalt gibt es keinen Posten
„Kampa-Halle“. Die Zahlen müssten
in einem sehr aufwendigen Verfahren
aus vielen anderen Posten herausgezogen
werden, heißt es dort.
Wir starteten daraufhin eine Anfrage
nach dem Informationsfreiheitsgesetz.
Damit kann in Deutschland
jeder Bürger Akteninformationen
von Behörden verlangen. Als die
Anfrage beim Landrat ankommt, verteilt
er sie postwendend nicht nur an
die heimische Politik, sondern auch
an Landtags- und Bundestagsabgeordnete.
Der Hinweis dazu: „Die Kreisverwaltung
arbeitet nunmehr an
einer Antwort, die Sie selbstverständlich
vor der Weitergabe an das Mindener
Tageblatt erhalten werden.“
Das Event für Journalisten
Ein Arzt in einem Klinikum soll nicht
bereit sein, mit jungen Frauen zusammenzuarbeiten.
Nach mehreren
Berichten zum Thema entschließt
sich die Einrichtung, eine Gruppe von
Berichterstattern direkt in den betroffenen
Dienstbereich einzuladen.
Alle Journalisten bekommen dort Berufskleidung
gestellt. Dann erzählen
Mitarbeiterinnen vor laufenden Kameras
und in Anwesenheit ihrer Vorgesetzten,
dass aus ihrer Sicht Vorwürfe
dieser Art haltlos sind. Einige
der Details in den Vorwürfen könnten
aus einer Reihe von Gründen nicht
stimmen. So sei ein Eingriff in Dienstpläne
gar nicht möglich, um bestimmte
Zusammenarbeiten auszuschließen.
In der Folge verstärkt die Einrichtung
ihre Bemühungen, Mitarbeitenden
Ansprechpersonen zu nennen,
die ihnen bei Problemen mit Kollegen
oder Vorgesetzten helfen.
Die Mordermittlung
Keiner ahnt an diesem Tag, wie
schrecklich die Taten sind, die in und
an dem Hiller Haus begangen worden
sind: Drei Menschen wurden hier
ermordet. An dem Abend, als die Kollegin
hört, dass Ermittler in Hille sind,
weiß das noch niemand. Wie immer
fährt sie erst mal hin, um sich vor Ort
ein Bild zu machen. Doch an diesem
Tag wird es lange Stunden dauern, bis
die ersten Informationen fließen. Die
Ermittler haben selbst noch kein klares
Bild, müssen Beweise sichern und
wollen vor allem keine Katastrophentouristen
anlocken. Sie schweigen
konsequent und verweisen an die
Staatsanwaltschaft Bielefeld. Infos bekommt
die Kollegin dennoch. Im Dorf
kennt man sich.
Die Autorin ist erreichbar unter
Monika.Jaeger@MT.de
oder (0571) 882-148
Wenn die Polizei ermittelt, halten wir Journalisten uns fern. Dennoch
brauchen wir Informationen. Ein Dilemma. MT-Foto: Dullweber
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