4 Mindener Tageblatt 100 Jahre MT Nr. 144 · Dienstag, 25. Juni 2019
Für alles ein passendes Format
Nicht jede Geschichte ist am besten in einem Text erzählt: Manchmal braucht es ein Video, eine Fotostrecke
oder einen Live-Ticker. Das Internet hat die Redaktion viel schneller gemacht – und um Längen flexibler.
Von Nina Könemann
Minden (mt). Künstliche Intelligenz,
Machine Learning, Audience Listening:
Nicht nur die Zeitungsbranche
überschlägt sich mit Schlagworten
zum Digitalen Wandel. Sie alle klingen
wahnsinnig aufregend und kompliziert
– und sie zeigen, wie sehr sich
die Medienlandschaft verändert hat.
Und noch viel mehr anpassen muss.
Denn wer in zehn Jahren noch von Bedeutung
sein möchte, kann sich nicht
allein auf die Tageszeitung stützen.
DieMöglichkeit,zu jederZeitund nahezu
überall aktuelle Informationen
zu empfangen – und darauf reagieren
zu können, beeinflusst die Arbeit
der Redaktion im Jahr 2019 maßgeblich.
Was ist zu welchem Zeitpunkt relevant?
Wann sind viele Menschen online
und haben Zeit eine gute Geschichte
zu lesen? Und wann suchen
sie nur die kurze Information? Berichterstattung
in Echtzeit ist heute
besser möglich denn je. Und sie zwingt
die Redaktion viel mehr auf die Zahlen
zu sehen als noch vor zehn Jahren.
Denn wenn niemand auf der Website
ist, muss das einen Grund haben.
Zeitung, das ist im Jahr 2019 immer
auch – und manchmal in erster Linie
– Website. Veröffentlichungen
richten sich nicht mehr nach dem
Drucktermin, sondern danach, wann
die Geschichte aktuell ist. Oder wann
sie die höchste Aufmerksamkeit erzeugt.
Dafür beobachten die Kollegen
aus der Redaktion zahlreiche andere
Medien, die Kommentare in den
Sozialen Netzwerken, tauschen sich
mit Leser via WhatsApp aus und posten
die Geschichten überall da, wo sie
eine Zielgruppe erreichen.
Wie sich die Arbeit der Redaktion
verändert hat, zeigt sich am besten
an den Tagen, an denen es hoch hergeht.
Das passiert vor allem bei Katastrophen
wie Großbränden, schlimmen
Unfällen und Bombenentschärfungen.
Der Fund eines Blindgängers bedeutet
für die gesamte Redaktion: Es
herrscht Ausnahmezustand. Rein
rechnerisch passiert dieser Fall nicht
besonders häufig – angesichts der Altlasten,
die seit dem Zweiten Weltkrieg
noch unentdeckt im Boden
schlummern, wird es aber auch in Zukunft
immer wieder vorkommen.
Hier vier Beispiele für die Berichterstattung
im Wandel der Zeit:
1988
Am 8. Oktober 1988, einem Samstag,
meldet das Mindener Tageblatt in
einem Zweispalter ohne Foto auf Seite
3, dass im Hafengebiet eine 20-Zentner
Fliegerbombe aus dem Zweiten
Weltkrieg gefunden wurde. Kurz und
knapp werden alle organisatorischen
Informationen zur Entschärfung abgehandelt:
Uhrzeit, verantwortlicher
Feuerwerker, Evakuierungszone.
Von der erfolgreichen Entschärfung
können die Leser in der nächsten
Ausgabe am Montag, 10. Oktober,
lesen. „Aktion dauerte nur Minuten“,
heißt es dort in einem zweispaltigen
Artikel auf Seite 3. Auch ein
Bild des Blindgängers, wie er aus dem
Seitenbecken des Industriehafens geborgen
wird, ist dort zu finden. „Aus
einigen Werkswohnungen hatte ein
knappes Dutzend Menschen vorübergehend
evakuiert werden müssen“,
heißt es weiterhin. Mit der erfolgreichen
Entschärfung war die Berichterstattung
zum Blindgänger im Industriehafen
abgeschlossen.
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1998
1998 werden zu Beginn des Jahres
gleich mehrere Blindgänger in der
Stadt gefunden. Am Montag, 16. Februar,
können MT-Leser auf Seite 3 lesen,
dass am Samstag auf einem ehemaligen
Firmengelände in Leteln
gleich zwei zentnerschwere Sprengkörper
aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich
gemacht wurden. Dazu gibt
es vier Fotos des Einsatzes. Auf zwei
Bildern ist Reinhold Schmitz, Einsatzleiter
des Kampfmittelräumdienstes,
zu sehen. Außerdem erfahren
die Leser, dass der Einsatz aller beteiligten
Rettungskräfte über Funk koordiniert
wurde. Auch der zweite Artikel
auf der Seite beschäftigt sich mit
der Entschärfung. Eine Kollegin war
in der Letelner Grundschule, die als
Ausweichquartier für evakuierte Anwohner
diente. Was sich für die Kinder
dort anfühlte wie ein Abenteuer,
erinnerte ältere Bewohner an ihre Erlebnisse
aus dem Krieg, schreibt sie.
Neben Betroffenen Bürgern kommen
auch einige Helfer des DRK zu
Wort. Ein Foto zeigt, wie die Einsatzkräfte
einer 95-jährigen Anwohnerin
beim Verlassen ihres Hauses helfen.
2014
Am 28. Juli 2014 – einem aus Redaktionssicht
mehr als unspektakulären
Montag – bricht der Ausnahmezustand
völlig unerwartet über die Redaktion
herein. Zeitgleich markiert dieser
Tag wohl eine Wende in der Berichterstattung
über einen solchen
„Ausnahmezustand“, der die Redaktion
zwei Tage (und eine Nacht)auf Trab
halten wird: Eine Fliegerbombe aus
dem Zweiten Weltkrieg wird bei Bauarbeiten
an der Rodenbecker Straße gefunden.
Gleich ist klar: Das Thema ist
vor allem jetzt relevant, denn große Teile
der Innenstadt werden evakuiert.
Der erste Artikel auf MT.de erscheint
um 16 Uhr, nur kurz nachdem
die Redaktion vom Bombenfund erfahren
hat. Fest steht bereits, dass 5000
MenschenwegenderEntschärfungihre
Häuser verlassen müssen. Die Redaktion
hat daher eine Karte vorbereitet,
die das betroffene Gebiet zeigt und veröffentlicht
Telefonnummern, an die
sich Betroffene bei Fragen wenden können.
Dazu kommen auf MT.de im Laufe
des Nachmittags ein Live-Ticker, regelmäßige
Updates in den sozialen
NetzwerkenFacebookund Twitter,zwei
Videos, Fotostrecken, Grafiken zum
Evakuierungsradius, Fragen und Antworten
zur Evakuierung und Updates
zu den Vorbereitungen der Entschärfung.
Einige dieser Inhalte werden identisch
in die Printausgabeeinfließen. Andere
müssen für die Zeitung neu geschrieben
werden. Die Berichterstattung
auf allen Kanälen wird vom neu
eingerichteten Newsdesk, der alle Publikationen
koordiniert, aus gesteuert.
So wäre es heute
Heute würde es nicht mehr reiche, alle
aktuellen Informationen sofort auf
MT.de zu veröffentlichen – sie müssen
die Menschen auch auf allen anderen
Kanälen erreichen. Zeitgleich
mit dem Live-Ticker postet die Redaktion
deshalb relevante Informationen
in den Sozialen Netzwerken
und fordert die User dort auf, Informationen
und Fragen direkt an die Redaktion
zu richten. Diese werden dann
parallel recherchiert und via MT.de
wieder der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht. Die Berichterstattung ist zu
jeder Zeit ein lebendes Konstrukt, das
sich ständig ändert.
Um den Überblick zu behalten, arbeiten
Social-Media-Experten und Digital
Redakteure eng mit den übrigen
Kollegen zusammen. Zahlreiche Reporter
sind in der Stadt unterwegs, um aktuelle
Bilder und Informationen zu
sammeln – sie alle werden live in die Berichterstattung
eingebunden. Es gibt
Live-InterviewsmitBürgernindenNotunterkünften
oder von den Absperrungen
vorm Evakuierungsradius. Sofern
Fakten geprüft werden müssen, gehen
diese in die Berichterstattung, sobald
sie verifiziert wurden. Die Redaktion
kennzeichnet jeweils Quellen, um
dem Leser zu zeigen, woher die Informationen
stammen.
Essenzielle Bestandteile wie Fotostrecken,
ein Video mit dem Fachmann
vom Kampfmittelräumdienst,
Berichte aus Notunterkünften und
von der Arbeit der Einsatzkräfte und
eine umfassende Berichterstattung
vom „Tag danach“ gehören selbstverständlich
auch dazu.
Eine Bombenentschärfung bedeutet für die Redaktion Ausnahmezustand. Heutzutage reicht nicht nur ein Text, berichtet
wird auch per Live-Ticker, Fotostrecken und – wie hier – im Video. Foto: MT-Archiv/Alex Lehn
Wir gratulieren dem
Mindener Tageblatt
zum 100-jährigen Bestehen
und bedanken uns für die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit.
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