30 Mindener Tageblatt · Dienstag, 25. Juni 2019 · Nr. 144 100 Jahre Bewirb dich jetzt!
Edle Federn von der Minden hat eine Reihe von Journalisten hervorgebracht, deren Ruf Sie schreiben über Sport, Stars oder Computer, erforschen Medien Von Jürgen Langenkämper
Minden (mt). Schriftsteller von Weltruf
hat Minden noch nicht hervorgebracht.
Aber wenn auch noch niemand
Aussicht auf den Literaturnobelpreis
hatte, so wären doch die Publikationen
mancher Journalisten, die
mit Weserwasser getauft sind, pulitzerpreisverdächtig
– wenn denn Minden
in Amerika läge und deutschsprachige
Beiträge gewürdigt würden.
Der älteste in der Reihe namhafter Publizisten
mit Minden-Bezug war tatsächlich
in den USA tätig. Friedrich Wilhelm
Lilienthal (1833-1910), der 1852 am
Gymnasium in Minden Abitur gemacht
hatte, begründete nämlich 1878
die New Yorker Volkszeitung mit. Geschrieben
hat in dem deutschsprachigen
Blatt jedoch weniger der sozialistisch
gesonnene Arzt selbst als vielmehr
seine Frau Augusta und Tochter
Meta, beide Frauenrechtlerinnen.
Eine herausragende journalistische
Position außerhalb Mindens bekleidete
als Erster Georg Strutz (1903-1974).
Vor 1933 Redakteur bei der sozialdemokratischen
Weserwarte in Minden,
war er von 1948 bis 1967 Chefredakteur
der Freien Presse in Bielefeld, bis
diese mit der Westfälischen Zeitung zur
Neuen Westfälischen fusionierte.
Dem Wandel vom Printmedium hin
zum neuen Medium Fernsehen gab in
den 1960er-Jahren Harald Brand (1941-
2018) ein Gesicht. Nach dem Volontariat
bei der Freien Presse ging er 1966
zum WDR. Er war in verschiedenen,
auch leitenden Funktionen für die Tagesschau
in Köln, als ARD-Korrespondent
in Moskau, in Bonn und Düsseldorf,
bei der Aktuellen Stunde und der
Sendung Westpol bis 2006 tätig.
Auf den Bildschirmen waren jahrzehntelang
auch Karl Senne (Jahrgang
1934) aus Petershagen und Peter Hahne
(Jahrgang 1952) aus Leteln präsent.
Senne war beim ZDF Moderator des Aktuellen
Sportstudios und erwarb sich
einen Ruf als Motorsportkenner und
Experte für Medien und TV-Recht. Hahne
arbeitete von 1973 bis 1985 beim Saarländischen
Rundfunk als Hörfunkmoderator
und Fernsehautor. Beim ZDF
war er beim Heute-Journal und Heute
zu sehen und ab 1999 stellvertretender
Leiter des Hauptstadtstudios in Berlin.
Von 2010 bis 2017 hatte er sein eigenes,
nach ihm benanntes sonntägliches
Talkformat.
In seiner Heimat wenig bekannt, aber
an seiner Wirkungsstätte, in Baden-
Württemberg, sehr einflussreich war
Wilhelm Hölkemeier. Nachdem er beim
MT Freier Mitarbeiter gewesen war und
beim Westfalen-Blatt volontiert hatte,
erreichte der Portaner ab 1980 bei der
in Ulm erscheinenden Südwest Presse
mehr als eine Million Leser. Als Landtagskorrespondent
in Stuttgart kümmerte
er sich um die CDU und die Grünen,
die die älteren Kollegen für eine
vorübergehende Erscheinung hielten.
1996 wurde er Politikchef der SWP und
blieb dies bis 2016.
Etwa zur selben Zeit Ende der 1970er
startete der Höhenflug eines journalistischen
Paradiesvogels unter all den
Politik- und Sportredakteuren. Inge Czygan
zog es nach ihrem Volontariat beim
MT zur Bravo. Als Chefreporterin reiste
sie nicht nur um die ganze Welt – und
das mehrmals im Jahr. Sie kam auch mit
allen Stars der 80er- und 90er-Jahre zusammen,
tanzte – wörtlich zu nehmen
– auf einigen Hochzeiten von VIPs und
fuhr mit Michael Jackson Karussell. Über
das weltweit größte Jugendmagazin erreichte
sie in dessen Glanzzeiten 1,5 Millionen
Käufer und ein Vielfaches an Lesern
– in der Spitze lag die Auflage sogar
bei zwei Millionen.
Diese Leserschaft hatte Hans-Jörg
Vehlewald (Jahrgang 1964) ab 1991 beim
Spiegel ebenso und von 2001 bis 2012
als Chefreporter Politik der Bild-Zeitung
allemal. In dieser Eigenschaft standen
dem Besselschüler viele Türen für
Interviews und Recherchen wie bei Microsoft
Gründer Bill Gates, Altbundeskanzler
Helmut Schmidt und seiner
Frau Loki oder Altbundespräsident Richard
von Weizsäcker offen.
Quasi dieselbe Schulbank drückten
gemeinsam zwei weitere Hochkaräter
am Herder-Gymnasium und machten
dabei im selben Jahr und im selben
Deutsch-Leistungskurs Abitur, womit
sie die Grundlage für ihre journalistischen
Erfolge legten. Lutz Hachmeister
und Volker Lilienthal (beide Jahrgang
1959) verzahnten auf ihrem Karriereweg
Theorie und Praxis miteinander.
Beide arbeiteten nach ihrer Promotion
– Lilienthal über Literaturkritik
als politische Lektüre, Hachmeister
über die Geschichte der Kommunikationswissenschaft
in Deutschland – zunächst
praktisch, Lilienthal beim Evangelischen
Pressedienst (epd), seit 2005
als Verantwortlicher Redakteur von
„epd medien“. Hachmeister war von
1987 bis 1989 Medienredakteur beim
Tagesspiegel in Berlin und danach bis
1995 Direktor des Adolf-Grimme-Instituts
in Marl. Neben verschiedenen Autorentätigkeiten
für Woche, Tagesspiegel
und Süddeutsche war er Partner
einer Unternehmensberatung in Köln,
gründete und leitete das Kölner Fernseh
und Filmfest Cologne Conference,
drehte Dokumentarfilme und habilitierte
sich in Journalistik. Von 2000 bis
2002 war er Jury-Präsident des Deutschen
Fernsehpreises. Seit 2005 ist er
Direktor des Instituts für Medien- und
Kommunikationspolitik (IfM) in Köln.
Neben einem Buch über die Kulturgeschichte
der Côte d’Azur bereitet er aktuell
einen Dokumentarfilm zur Lage
der Volksparteien vor.
Lilienthal leistete unterdessen als
Enthüllungsjournalist eine mehrfach
ausgezeichneteKärrnerarbeit,indem er
2005 den Schleichwerbeskandal der
ARD-Vorabendserie Marienhof aufdeckte.
Seit 2009 hat er die Rudolf-Augstein
Stiftungsprofessur für Qualitätsjournalismus
an der Universität Hamburg
inne. Die Namensgleichheit zum
Zeitungsgründer in New York hat übrigens
einen weitläufigen familiären
Hintergrund. Die Welt ist klein.
Einen Hochschullehrstuhl hatte auch
Enthüllungsjournalismus deckt
Schleichwerbung im Fernsehen auf
Boris Roessler, dpa-Fotograf. Foto: Boris Roessler
Harald Brand: Von der
Tageszeitung zum Fernsehen.
Foto: WDR
Axel Telzerow war Chefredakteur bei „Computer Bild“, jetzt bei der
Agentur „Storymachine“. Foto: Katharina Rose/pr
Lutz Hachmeister war Direktor des Grimme-Instituts. CC BY-SA 4.0
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