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22 Mindener Tageblatt Arbeit 2015 Nr. 217 · Freitag, 18. September 2015 Medikamente zur Leistungssteigerung Laut einer repräsentativen DAK-Studie bauen rund drei Millionen Beschäftigte Stress und berufliche Belastungen durch Pillen und Co. ab. Oft wird das gar nicht als Problem gesehen. werden, sei Sensibilität vonnöten. Industrie 4.0, so Caesar und Somma, bedeute für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer die ständige Notwendigkeit zur Weiterbildung und Anpassung. „Man muss immer auf dem Laufenden bleiben.“ Beide verweisen auf eine Prognose des Zukunftsforschers Prof. Peter Wippermann, demzufolge 65 Prozent der heutigen Schüler in Berufen arbeiten werden, die es heute noch gar nicht gibt. Durch Automatisierung und Digitalisierung entfielen viele einfache Tätigkeiten und anstrengende körperliche Beanspruchungen künftig. Die Arbeitsplätze würden ergonomischer und damit gesundheitsschonender gestaltet, Lärm und Staub könnten verringert werden, der Umgang mit Gefahrstoffen werde einfacher. Durch den Einsatz von Robotern könnten Mitarbeiter zudem von körperlich schwerer Arbeit entlastet werden. Andererseits steige der Druck infolge erwarteter ständiger Verfügbarkeit der Beschäftigten und der Notwendigkeit zu regelmäßiger Weiterbildung. Das gelte insbesondere für die 30- bis 55-Jährigen. Stress am Arbeitsplatz, so der DAK-Befund, sei nicht völlig vermeidbar. Eine gute Organisation der Arbeit und sinnvolle Freizeitgestaltung sei allemal besser als der Griff zur Pille oder zur Flasche. der Mindener AGW, und die sei in größeren Firmen häufiger ausgeprägter als in kleineren Betrieben. Für die potenzielle Gefahr des Drogenmissbrauchs müsse ein Bewusstsein geschaffen che, hänge nicht zuletzt ab vom Klima an seinem Arbeitsplatz. „Das steht und fällt mit der jeweiligen Unternehmenskultur“, sagt Verena Somma, psychologische Beraterin beim Werksarztzentrum Technisierung der Arbeitsabläufe, die automatisierten Prozesse, die von den Beschäftigten weniger körperliche denn intellektuelle/mentale Ansprüche stellten, hätten nicht selten Dauerstress zur Folge. Und dieser Stress werde oft nicht als Problem und krankmachend erkannt und bewertet. „Stress ist positiv besetzt, gilt als gesellschaftlich akzeptiert“ und werde auch in den Unternehmen bei den Beschäftigten oft nicht rechtzeitig wahrgenommen. Folglich fehle oft das Problembewusstsein bei der Einnahme von Drogen. Caesar: „Im Zuge der Umstellung auf Industrie 4.0 widmen sich die Betriebe meistens vorrangig anderen, vermeintlich wichtigeren ‚Baustellen’ im Unternehmen. Erst danach wendet man sich der psychischen Situation und den möglichen Ängsten der Mitarbeiter zu“. Die Verantwortlichen auf Arbeitgeberseite sollten künftig mehr als bisher den psychischen Status der Mitarbeiter in den Blick nehmen. Ob ein suchtgefährdeter Beschäftigter im Betrieb selbst initiativ werde und seine Drogenproblematik zum Thema ma- Von Reinhard Günnewig Minden. Geht es nach den Ergebnissen einer Gesundheitsstudie der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK), dann nehmen rund drei Millionen Deutsche verschreibungspflichtige Medikamente, um ihre berufliche Leistungskraft zu steigern oder Stress abzubauen. Der Anteil dieser Arbeitnehmer ist der Studie zufolge seit 2008 von 4,7 auf 6,7 Prozent gestiegen. Für die Studie wurden die Arzneimitteldaten von rund 2,6 Millionen erwerbstätigen Versicherten ausgewertet und zusätzlich über 5000 Berufstätige im Alter von 20 bis 50 Jahren interviewt. Doping am Arbeitsplatz zum Stressbau und zur mentalen und körperlichen Fitness? Für den Mediziner Dr. Romanus Caesar, seit März 2014 tätig am 1974 gegründeten Werksarztzentrum der Ausbildungsgemeinschaft der Wirtschaft (AGW) in Minden, ist der Befund keine Überraschung. „Ganz sicher gibt es eine Drogenproblematik, einen Drogenmissbrauch am Arbeitsplatz, sei es mit Alkohol oder Medikamenten“, bestätigt der 50-Jährige. Die Verena Somma und Dr. Romanus Caesar arbeiten im Werksarztzentrum der AGW in Minden. Foto: Reinhard Günnewig „Druck bis nach ganz unten“ Der Arbeitsmediziner Dr. Axel Beelmann äußert sich über Begleiterscheinungen der 4. Industriellen Revolution beitsplatz. Dazu gibt es ständig ein aktuelles Feedback. Was kann besser gemacht werden, wo ist noch mehr Optimierung möglich und nötig? Die Mitarbeiter werden aktiv einbezogen, aus der Reserve gelockt. Das nehmen sie oft als Druck wahr, als Erfolgsdruck, als Perfektionsanspruch. Was können Unternehmen tun, damit ihre Beschäftigten den neuen Anforderungen gewachsen sind, Unsicherheit, Ängste, Vorbehalte und das Gefühl der Hilflosigkeit überwunden werden? Wichtig ist Ausbildung, Qualifikation und ständige Weiterbildung. Das Wissen von heute ist in wenigen Jahren oft schon überholt, veraltet. Die Firmen müssen die Arbeitsplätze ergonomisch gestalten, eine Arbeitsatmosphäre schaffen, in der sich die Mitarbeiter wohlfühlen. Sie sollten sie über Veränderungen informieren, Einblick geben in betriebliche und unternehmerische Notwendigkeiten und alle Beteiligten aus ihrer vielleicht passiven Rolle holen. Und die Beschäftigten? Wie können sie persönlich, individuell mit den veränderten Anforderungen und Erwartungen umgehen? Sie können eigentlich nur „mitschwimmen“ und ihre persönlichen Möglichkeiten optimieren, mit dem Druck fertig zu werden. Dazu gehört vor allem Muße, obwohl das heute schon fast ein Fremdwort geworden ist. Bewegung ist wichtig, ein erfülltes Privatleben, Ausgleich auf seelischer Ebene, mehr Medienabstinenz und mehr persönliche Widerstandsfähigkeit ausbilden. kann bei den Beschäftigten zu Stress führen, dem Gefühl der Überforderung und der Angst, diesen Erwartungen nicht gewachsen zu sein. Wöchentlich kommen zwei, drei Patienten mit Anzeichen von Burnout in die Praxis und in mindestens einem Fall pro Woche kann man von manifestem Burnout reden. Wie nehmen die Beschäftigten diese neue Arbeitswelt wahr? Sie registrieren vor allem mehr Druck. Früher wurde der Leistungsdruck von der obersten Ebene bis ins mittlere Management weitergegeben. Heute reicht er bis auf den letzten Mann und die letzte Frau an der Maschine, am Argerne bis zum 70. oder 75. Lebensjahr voll weiterarbeiten möchte. Was reagieren die Beschäftigten auf die technologischen Veränderungen der Arbeitsabläufe und Produktionsprozesse bei den Beschäftigten? Psychische Auffälligkeiten und Probleme bei den Mitarbeitern haben sehr stark zugenommen. Effizienzsteigerung, Arbeitsverdichtung, höhere Flexibilität, große Beschleunigung, gepaart mit Multitasking wird in den Betrieben großgeschrieben. Die Firmen müssen schneller reagieren, die Produktion wird vernetzt, hat einen hohen Individualisierungsgrad, die Lagerhaltung wird reduziert. Das alles Von Reinhard Günnewig Die Arbeitswelt ist im Wandel. Technologische Entwicklungen, Automatisierung und Digitalisierung, bestimmen die Produktionsprozesse. Industrie 4.0 verändert die Interaktion Mensch-Maschine, neue Qualifikationen sind erforderlich, die physischen und psychischen Herausforderungen und Belastungen für die Beschäftigten erfordern neue Antworten und Strategien in allen Bereichen. Das sagt Dr. Axel Beelmann, seit rund 25 Jahren Arbeitsmediziner bei der Betriebsmedizinischer Dienst GmbH in Espelkamp. Wie fit sind Arbeitnehmer, vor allem Handwerker und Industriearbeiter in höherem Alter, heutzutage? Passt für sie das gesetzliche Rentenalter? Viele Beschäftigte mit körperlich anstrengenden Arbeiten scheiden vorzeitig aus dem Arbeitsleben. Ursache sind zumeist körperliche Probleme und Krankheiten. Viele körperlich anstrengende Berufe, etwa die Tätigkeit des Fliesenlegers, die zumeist in knieender Haltung ausgeübt wird, lassen sich kaum bis zum 65. Lebensjahr durchhalten. Auch andere Bauleute hören oft schon vor dem gesetzlichen Rentenalter auf. Andere Beschäftigte möchten vielleicht ein paar Jahre dranhängen und über das Rentenalter hinaus tätig sein. In anderen Berufen ist das sicherlich denkbar, bei Beratern möglicherweise, kaum bei Handwerkern. Solche Fälle sind jedenfalls sehr selten. Ich selbst kenne aus meiner Praxis eigentlich niemanden, der Der Arbeitsmediziner Dr. Axel Beelmann plädiert für ständige Weiterbildung. Foto: Reinhard Günnewig Zum Thema ■ Ziel der von Unternehmen und Institutionen gegründeten Ausbildungsgemeinschaft der Wirtschaft Minden Lübbecke (AGW) ist die Förderung und Unterstützung der Wirtschaft im Kreis. 1974 wurde das Werksarztzentrum etabliert. Es betreut inzwischen rund 100 Unternehmen vorwiegend der Elektro-, Metall-, Chemie- und Papierbranche sowie Kommunen mit etwa 16000 Arbeitnehmern. Dr. Romanus Cesar ist nach Stationen am Herzzentrum Bad Oeynhausen, am Lübbecker Krankenhaus und als Oberarzt in Sachsen im Werksarztzentrum tätig. (gü) Die MINDA Industrieanlagen GmbH ist ein erfolgreiches, inhabergeführtes Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus. Wir entwickeln, produzieren und vertreiben kundenspezifische Intralogistik-Lösungen für die Wellpappen und Massivholzindustrie und sind weltweit ein Begriff für Qualität und Innovationskraft. Wir suchen für unseren Stammsitz in Minden engagierte und motivierte Servicetechniker / Elektriker / Monteure (m/w) Ihr Aufgabenbereich bei uns: • Abwicklung von Serviceaufträgen und Montagen an den Produktions- und Fördereinrichtungen unserer internationalen Kunden Was wir von Ihnen erwarten: • Elektrische und/oder mechanische Ausbildung • Grundkenntnisse in freiprogrammierbaren Steuerungen (STEP7) • Erfahrungen im Bereich von Inbetriebnahmen automatisierter Anlagen • Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung • Kommunikationsfähigkeit im Umgang mit Kunden • Hohe Reisebereitschaft • Englischkenntnisse Warum Sie sich für uns entscheiden sollten: Bei uns finden Sie engagierte Kollegen und viel Freiraum für Eigeninitiative sowie eigenverantwortliches und selbstständiges Arbeiten. Als familiengeführtes Unternehmen steht für uns die Persönlichkeit des Menschen im Vordergrund, nicht seine Funktion. Unsere Mitarbeiter wissen das zu schätzen - wie ihre überdurchschnittlich lange Zugehörigkeit zum Unternehmen sowie ihre hohe Motivation beweisen. Bitte senden Sie Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen an die Personalabteilung der: MINDA Industrieanlagen GmbH Personalabteilung Fon +49 571 3997 - 0 Hans-Böckler-Str. 24 personal@minda.de 32423 Minden www.minda.de


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