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Freitag, 18. September 2015 · Nr. 217 Arbeit 2015 Mindener Tageblatt 9 „Die Idee ist keinem Unternehmen fremd“ Für die Experten an der Fachhochschule ist die Industrie 4.0 keine ferne Zukunftsmusik, sondern in greifbarer Nähe. Im MT-Gespräch erklären sie, warum sie viele der damit verbundenen Befürchtungen für übertrieben halten. Wochen benötigt, um auch nur ein Angebot zu erstellen ... Nun ja, dann muss man von seinen Produkten schon sehr überzeugt sein, um zu glauben, dass man damit am Markt langfristig bestehen kann. Letztlich führt also in ihren Augen sowieso kein Weg daran vorbei, sein Unternehmen im Sinne der Industrie 4.0 nachzurüsten? Becking: Ja, das glaube ich. Die Frage ist eher, gehe ich da jetzt rein, so lange der Markt noch relativ offen, aber eben auch mit mehr Risiken behaftet ist, oder warte ich ab, bis 15 Andere vor mir da sind. Das wird jetzt noch fünf bis zehn Jahre dauern, dann ist das Standard. Und wo sehen Sie den deutschen Markt dann? Thiel: Wenn man sich den deutschen Markt realistisch anschaut, muss man sagen, in dem Bereich, in dem wir jetzt führend sind, in der Produktion und im Maschinenbau – da werden wir relativ schnell soweit sein, dass wir diese Technologien zu unserem Vorteil anwenden. Was die Technologie für die Industrie 4.0 an sich angeht: Da sind wir abgehängt, dass holen wir auch nie wieder auf. Die wird weiterhin aus Südostasien, China, zu einem kleinen Teil vielleicht noch aus den USA kommen. Aber die Anwendung hier vor Ort, die kaufen sie natürlich nicht in China ein. Thiel: Nun ja, das sind aber letztlich Risikoabwägungen, wie sie jeder Unternehmer schon immer hat treffen müssen. Das ist alles nicht so neu. Ich muss halt genau schauen, welche Vorteile habe ich, was riskiere ich damit, wie viele investiere ich in Sicherheit, was kostet mich das, bis zu welchem Level kann und will ich mich schützen und was kostet mich das, wenn es trotzdem schief geht ... Das ist eine relative nüchterne Kalkulation, die jedes Unternehmen für sich vornehmen muss. Natürlich gibt es keine absolute Sicherheit. Die gab es früher aber auch nicht. Nur mit dem Unterschied, dass man früher eben physisch in die Unternehmenszentrale einbrechen oder sich einschleichen musste, um an die entsprechenden Daten zu kommen oder Maschinen zu sabotieren. Becking: Vor zehn, fünfzehn Jahren standen die Banken vor demselben Problem. Die haben mittlerweile ihre gesamten Geschäftsdaten komprimiert in Date-Warehouses abgelegt. Wenn da jemand von der Konkurrenz dran gekommen wäre, hätte der die Deutsche Bank innerhalb von einer Woche platt machen können. Die haben es trotzdem gemacht – und hingekriegt. Man darf eben den Wettbewerb auch nicht unterschätzen. Wenn ich hier in der Region zwei Hersteller von Spezialwerkzeugen habe und einer kann eine Kundenanfrage aufgrund seiner technischen Möglichkeiten innerhalb von drei Tagen passgenau beliefern, während der andere zwei tische Sorge da ein wenig übertrieben war. Weil diese Grundtendenzen eben in jedem Unternehmen quasi in der DNA verankert sind. Gut war diese Kampagne von staatlicher Seite aber trotzdem: weil sie sehr viel schneller die richtigen Leute ins Gespräch gebracht hat. Becking: Ich glaube, die grundlegende Zurückhaltung lag auch nicht an der Idee an sich, sondern eher daran, dass gerade viele klein- bis mittelständische Unternehmen da den Investitionsbedarf nicht wirklich überschauen können und oft auch überschätzen. Da helfen die staatlichen Förderprogramme natürlich schon ein ganzes Stück weiter. Und letztlich auch Gründungen wie dieser Fachbereich. Wir verstehen uns ja durchaus auch als Berater, die in die Region hineinwirken wollen und sollen. Und zwar nicht nur, indem wir das benötigte Fachpersonal ausbilden, sondern auch ganz direkt. Und allmählich sickert das bei den Unternehmen auch durch, dass man hier durchaus einfach mal anrufen und Experten- Rat einholen kann. Zumal wir als Fachhochschulprofessoren damit ja erst einmal keine monetären Interessen verbinden: Unser Gehalt zahlt Vater Staat. Trotzdem gibt es ja immer noch eine Reihe von Befürchtungen, sich allzu abhängig und verwundbar zu machen, wenn man Daten, an denen unter Umständen der gesamte Unternehmenserfolg hängt, Dritten zugänglich macht ... jetzt schon im Herstellerbereich gibt. Wenn es da eine ähnliche Konsolidierung gibt wie im Telco-Bereich, sind wir schon auf einem guten Weg. Da ist alles in sichtbarer Reichweite. Es ist nicht so, dass wir sagen müssten, oh, wir sind jetzt in der Steinzeit und reden von Star Trek. Es ist eher so: Wir sind auf einem Stand wie damals, als das erste iPhone auf den Markt kam. Wenn Sie Jugendliche heute fragen, was eigentlich vor dem Smartphone war, wissen die das gar nicht mehr. Das wird in diesem Bereich genauso laufen. Becking: Und im Gegensatz zu damals gibt es in der Industrie keinen inneren Widerstand gegen diese Technologie. Beim Smartphone hat es ja eine Weile gedauert, bis sich das Bewusstsein durchgesetzt hat, dass ein solches Werkzeug ganz praktisch sein könnte. Heute sind es nur noch ein paar verschrobene oder sehr alte Menschen, die sagen: Das brauche ich nicht, ich will nur telefonieren. Im produzierenden Gewerbe werden sie niemanden finden, der sagt: „Nee, das ist Tinnef, das brauche ich nicht.“ Die Idee, Produktion besser zu steuern oder besser mit Kunden und Lieferanten zu kommunizieren, ist Unternehmen ja nicht fremd. Waren die Ängste und Warnungen, die mit den großen Kampagnen für die Industrie 4.0 verbunden waren, also dieser Weckruf: Leute, wir verpassen den Anschluss, übertrieben? Thiel: Ich glaube schon, dass die poli- Von Nadine Conti Minden (mt). Sie forschen und lehren am Campus Minden, und zwar in Feldern, die für die Industrie 4.0 von zentraler Bedeutung sind: Prof. Dr. Christoph Thiel ist Kryptologe, Prof. Dr. Dominic Becking Spezialist für Datenströme. Im MT-Gespräch äußern sie sich zu Chancen und Risiken der Entwicklung – vor allem auch für regionale Unternehmen. Die große Vision sieht so aus: In der „smart factory“ oder der „gläsernen Fabrik“ kommunizieren die Maschinen jederzeit nach allen Seiten, setzen Kundenwünsche selbstständig um, fordern bei Zulieferern Material nach und tarieren alle Produktionsschritte in Echtzeit perfekt aus. Für ein klein- bis mittelständiges Unternehmen hier in der Region ist das doch aber erst einmal Science-fiction, oder? Becking: Nicht unbedingt. Man wird hier sicherlich erst einmal auf einem anderen Niveau ansetzen. Man versucht dann eben, die bestehenden Daten und Schnittstellen auf den Maschinen zu nutzen, um Produktionsvorgänge besser einschätzen, analysieren und überwachen zu können. Die Möglichkeiten sich diese Daten zu ziehen, sind ja schon länger vorhanden, nur ist der Schritt sie auch tatsächlich zu nutzen – also im Sinne von summativen Analysen, Datenprojektionen, die einem erlauben, eine sinnvolle Produktionsplanung zu unternehmen – bei vielen noch nicht ganz vollzogen. Dazu braucht man eben auch Fachpersonal. Aber das kommt. Ich betreue gerade eine studentische Unternehmensgründung, die genau an diesem Punkt ansetzt. Thiel: Die Hardware, die technischen Möglichkeiten sind im Grunde längst vorhanden. Die spannendere Frage ist jetzt: Wie können wir uns global, also beispielsweise mit dem Zulieferer in China, einigen, welches Datenformat das jetzt tatsächlich sein soll? Auf europäischer Ebene passiert da gerade ganz viel. Und wenn Sie bedenken, dass es vor zehn Jahren noch riesige Streitereien um Mobilfunkstandards gab, wir heute aber mit ETSI ein Gremium haben, dass das komplett durchstandardisiert hat. Und jeder im Telekommunikationsbereich hält sich sklavisch an diese Standards, weil sonst niemand mehr mit ihm spielt … Das hat zehn Jahre gedauert. Das ist zwar einerseits mörderisch viel, aber wenn sie sich überlegen, dass die industrielle Revolution eher so hundert Jährchen gedauert hat, sind zehn Jahre gar nicht so viel. Dass wir in den nächsten Jahren eine Standardisierung hinkriegen, halte ich für ziemlich wahrscheinlich. Vor allem, wenn man auch noch bedenkt, welche Konzentration es Sie diskutieren über Sicherheitsstandards in der Industrie: Christoph Thiel (links) und sein Kollege Dominic Becking. MT-Foto: Alex Lehn Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 10.00–12.30 Uhr und 14.00–17.30 Uhr, Sa. 10.00–13.00 Uhr Röntgenstraße 3 · Herford-Elverdissen Telefon (0 52 21) 9 26 20 20 · www.nerlich-parkettland.de Parkett – der Boden für die ganze Familie! Nicht nur optisch ein Highlight, sondern auch strapazierfähig und belastbar. Ob für Wohnbereiche, Küche, Flur oder Kinderzimmer. Welche Holzart, welches Format, welche Oberfläche ist für Sie geeignet? Im Zusammenspiel der Farb- und Holztöne entfalten sich überraschend spannende und facettenreiche Einrichtungsmöglichkeiten, die wir Ihnen in unserer Ausstellung mit großzügig gestalteten Parkettflächen näher bringen möchten. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und beraten Sie kompetent und individuell. Unser Jubiläums-Jahr endet bald! Wir bedanken uns für Ihre Treue mit diesen einmaligen Angeboten: Die große Welt der Gartenmöbel LUNSE GMBH 5 Jahre Garantie! 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