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2 Mindener Tageblatt Arbeit 2015 Nr. 217 · Freitag, 18. September 2015 Prof. Dr. Oliver Wetter ist Dekan des Campus Minden der Fachhochschule Bielefeld Porträt: Koch Minden (lb). Johann Penner ist Koch. Schon immer hatte der 27-jährige eine Leidenschaft für Lebensmittel und Esskultur. Für ihn besteht die besondere Herausforderung darin, sowohl körperliche als auch geistige Arbeit miteinander zu verknüpfen. „Es muss alles bis ins kleinste Detail geplant und koordiniert werden. Das fängt an bei der Kalkulation, geht über den Einkauf und endet bei der Fertigstellung der Mahlzeiten.“ Das Schönste an diesem Beruf ist für ihn, I m p r e s s u m Gegründet 1856 von J.C.C. Bruns als Minden-Lübbecker Kreisblatt, seit 1941 mit „Bote an der Weser“, Mindener Zeitung Verleger und Herausgeber: Rainer Thomas, Sven Thomas Postfach 2140, 32378 Minden, Obermarktstraße 26-30, 32423 Minden Telefon: 0571 8820 Telefax: 0571 882 157 E-Mail: info@mt.de Internet: www.MT.de Verantwortlicher Anzeigenleiter: Thomas Bouza Behm Druck: Bruns Druckwelt GmbH & Co. KG Sonderausgabe „Arbeit 2015“ Chefredakteur: Christoph Pepper Konzeption: Monika Jäger Produktion: Gisela Burmester, Thomas Matzke Illustrationen: Alex Lehn Verlag und Herstellung: J.C.C. Bruns Betriebs-GmbH wenn die Gäste ein gutes Essen zu schätzen wissen. Und auch der Umgang und die Wertschätzung der Kollegen: „Es macht Spaß, sich mit ihnen auszutauschen und Ideen für neue Gerichte zu entwickeln.“ auf „Kante“ zu drücken und schon fährt „Mowie“ – wie ich ihn liebevoll nenne – an seinem Begrenzungsdraht im Erdreich entlang die Ränder ab. Dann zieht er sich in seinen „Stall“ am Rand zurück, wo er sich vom Stromnetz selbstständig sein „Futter“ holt. Mäht man täglich, braucht man keinen Auffangsack zu entleeren. Rasenmähen gehört mit „Mowie“ zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Fehlen nur noch einen Robofeg für Auffahrt und Terrasse, eine Roboschneid für die Hecke, und das Leben wird herrlich. Wie ein Blitz zerstört diese Stimme von vorhin meine Traumwelt. „Ich dachte, du wolltest den Rasen mähen oder glaubst du, der mäht sich von selbst?“ Das ist, als ob GWD-Coach Carstens zu seinen Jungs sagt: „Freut mich, dass ihr euch jetzt zwei Stunden Krafttraining wünscht“. Meine passende Antwort ist „Wollte ich doch gerade.“ Die Zukunft gehört einem verängstigten Kind. Wer sonst vermag die Dunkelheit des Raumes mit all seiner Fantasie zu strukturieren, auszumalen und mit den seltsamsten Geschöpfen zu bevölkern, um am Ende diese zu besiegen oder sich denen zu ergeben. So entstehen im wahren Leben die Megastädte, in denen Lichter niemals ausgehen. Glosse ... und das Leben wird herrlich gute alte Zeit weiter zum Elektromäher, der plötzlich so still wurde, wenn ich das verflucht hinderliche Kabel mal wieder gekürzt hatte. Und dann legte sich ein sanftes Lächeln auf meine Gesichtszüge – fast wie in der Werbung. Denn kaum hörbar zieht mein nicht rasender Rasenroboter seine unegalen, scheinbar von Fuzzylogik gelenkten „Kreise“. Ähnlichkeit mit menschenhandgesteuerter logischer Mähsystematik ist ausgeschlossen. Und ich brauche auf meinem Liegestuhl nur in der iPhone-App Von Hartmut Nolte Da ruht man nur mal ein paar Minuten im Liegestuhl aus und dann: „Der Rasen muss mal wieder gemäht werden“. Sagt sie. Das ist so, als ob GWD-Trainer Frank Carstens seinen Handballern sagt: „Ein bisschen Training wäre ja eigentlich auch nicht schlecht“. Gemeint ist nämlich: „Du mähst jetzt den Rasen statt rumzuliegen“. „Gleich“, ist die passende Antwort. Und dann noch mal kurz die Augen schließen. Bilder aus der Jugendzeit ziehen vorbei. Ich sehe mich als Knaben mit der ständig überkippenden Kantenschere auf den Knien rumrutschen. Dann mich als Jugendlichen den motorlosen Handrasenmäher mit Spindelmesser durch das hohe Gras quälen. Vor meinem geistigen Horizont taucht das Zugseil des Benzinrasenmähers auf, der partout nicht anspringen wollte. Eher ließ er das Seil reißen. Nahtlos geht mein Blick durch die Gastkommentar Einfach 4.0? V o n P r o f . D r . O l i v e r W e t t e r Was war Telefonieren doch einfach im letzten Jahrhundert: Wir stellten einen Antrag bei der Deutschen Bundespost, wählten aus den wenigen offiziellen Wand- oder Tischgeräten eines in Farngrün oder Hellrotorange und warteten, bis uns nach einigen Wochen bis Monaten Zeit endlich das Gerät installiert wurde. Der Rest war telefonieren und die Bundespost mahnte „fasse dich kurz.“ Heute ist alles komplexer: Wir können aus etwa 3000 Handy von 150 Handyanbietern und über 70 Vertragsanbietern wählen und in den Tarifen versuchen, die optimale Balance zwischen Telefonie und Internet zu finden. Eine derartige Auswahl überfordert jeden normal denkenden Menschen und so reduzieren wir die Komplexität, in dem wir ein Hypegerät wählen, an dem ein nächstbeliebiger Tarif eines großen Anbieters hängt. Die Flatrate befreit uns von der Last, die Tarife zu genau analysieren zu müssen. Und über die große Anzahl von Kommunikationskanälen (Skype, iMessage, WhatsApp, Facebook, Instagram, für Grufties: SMS, MMS, E-Mail) vergessen wir trotz der Snowden-Akten die Kultur des Datenschutzes zugunsten der Steigerung unserer Medienkompetenz. Weg von den Herausforderungen des richtigen Lebens, hin zur Arbeit, hier beispielhaft zur Entwicklung von Investitionsgütern, unsere Stärke in Ostwestfalen-Lippe. Wie wirkt sich Industrie-4.0/IoT (also Mechanik/Elektrik/Software- Komplexe, die über Internet kommunizieren und so interaktive Maschinen bilden) auf unsere Arbeit aus? Menschenlogisch wäre es, in alter Ingenieur- und Technikertradition einfach weiter Geräte zu entwickeln, und wie im Telefonbeispiel mit Hype, Flatrate und einer guten Portion Ignoranz die Komplexität zu begrenzen. Doch was beim Telefonieren noch klappt, versagt in der Arbeit-4.0. Industrie-4.0-Produkte werden über Mehrtausende von Anforderungen zu Funktionen, Interaktionen und Normverhalten beschrieben. Das Ganze wird nur nützlich und robust, wenn alle Aspekte klar definiert und korrekt umgesetzt und geprüft sind. Für Traditionsingenieure ist das die Hölle, denn sie werden durch diese seelenlose Bildschirmarbeit vom Schaffensprozess getrennt. Arbeit 4.0 in OWL wird sich auftrennen: Tradition erhält sich, bei allem Respekt, im Handwerk und in der Instandsetzung alter Maschinen. Einfachprodukte wandern in Billiglohnländer ab. Der moderne Prozess Entwicklung-Produktion-Vertrieb Support-4.0 aber wird in OWL hochkomplex und von lebenslangem Lernen begleitet sein. Oder wie ein Betriebsratsvorsitzender einfach zusammenfasst: „Wer sich nicht qualifiziert, verliert seinen Arbeitsplatz.“ Alex Lehn, verantwortlich für Illustrationen dieser Ausgabe, ist seit 2010 ein Fotograf dieser Zeitung. Er ist ein diplomierter Gestalter. Kondratjew-Zyklen Die Dampfmaschine gilt als erster Innovationsschub (etwa 1780). Mit der Eisenbahn folgte der zweite Schritt (etwa 1850). Edisons Glühbirne brachte die Elektrizität nach vorn (etwa 1890). Warten auf den nächsten großen Schritt ders: Nach Dampfmaschine, Fließband und Computertechnik beschreibt der Begriff die Informatisierung der Fertigung und die Kommunikation von Maschine zu Maschine als vierte industrielle Revolution. klen ebneten den Weg über die Industrieund die Informationsgesellschaft. Im „sechsten Kondratjew“ wird es hauptsächlich um den Gesundheitssektor gehen. Industrie 4.0 beschreibt die Entwicklung an- Der russische Wirtschaftswissenschaftler Nikolai Kondratjew hat die technische Entwicklung als Abfolge von Zyklen beschrieben, die jeweils von einer Schlüsselinnovation geprägt werden. Die ersten fünf Zy- Der bisher letzte Zyklus begann 1975 mit der Informationstechnologie. Der sechste Entwicklungsschub betrifft den Gesundheitssektor. Mit dem Auto begann etwa 1940 die individuelle Mobilität. ZITATE „Wer eine Arbeit hinter sich hat, soll eine Aufgabe vor sich haben.“ Horst W. Opaschowski (*1941), Hamburger Zukunftsforscher „Wir müssen endlich aufhören, Arbeitnehmer für Zeit zu bezahlen und statt dessen Leistung honorieren.“ Heinz Fischer, Europa-Chef Administration, Hewlett-Packard „Für die Jugend habe ich nur drei Worte als Ratschlag: Arbeite, arbeite, arbeite!“ Otto von Bismarck (1815-98), preußischer Staatsmann „Wer arbeitet, macht Fehler. Wer viel arbeitet, macht mehr Fehler. Nur wer die Hände in den Schoß legt, macht gar keine Fehler.“ Alfred Krupp (1812-1887), deutscher Industrieller „Glück hilft nur manchmal, Arbeit immer.“ Aus Indien


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