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Arbeit 2015 Nr. 217 · Freitag, 18. September 2015 ·Mindener Tageblatt 13 Vorteil sich Uwe Häßler selbst qualifiziert. Mitarbeiter „up to date“. stellen. Die sechs Kilometer von seinem Wohnort Frotheim bis zur Firma fährt er mit dem Rad. In den vergangenen 25 Jahren seines Berufslebens hat sich auch an der Herangehensweise einiges geändert: „Früher habe ich mich vor allem damit beschäftigt, Kleinigkeiten zu verbessern. Heute entwickeln wir größere Visionen, die vielleicht auch erst in ein paar Jahren umgesetzt werden können.“ Zu seinen derzeitigen Aufgaben gehört es, die Prozesse mit der Flexiblen Montage (FlexiMon) zu optimieren. „Von der Massenfertigung zur Maßanfertigung“ ist das Motto. Das Geschäft rund um das Thema Integrated Industry soll konsequent ausgebaut werden. Harting verspricht den Kunden auf dem Weg zu Industrie 4.0 „maßgeschneiderte und modulare Lösungen“. Daran wirken Mitarbeiter wie Uwe Häßler im Hintergrund maßgeblich mit. für den es in dieser Form kein Vorbild gibt. Der 58-Jährige ist „Betriebselektriker mit besonderen Funktionen“, wenn man so will. Dietmar Harting, persönlich haftender Gesellschafter der Harting KGaA, schaut gerne beim Sondermaschinenbau vorbei, um sich mit den Mitarbeitern zu unterhalten. Die „Applied Technologies“ gehören auch zu den Lieblingsthemen des Chefs. Schlüssel für den Erfolg von Uwe liegt also in der Fähigkeit, sich etwas anzueignen. Er muss keine Prüfungen mehr bestehen oder Zertifikate an die Wand hängen – alles aus freien Stücken und aus eigener Motivation heraus. Ob er ein Vorbild ist für jüngere Kollegen oder Auszubildende? „Ich hoffe es.“ Während andere mit knapp 60 Jahren langsam den Ruhestand ins fassen, kann er sich den Abschied dem Arbeitsleben noch nicht vor- Global Player – 70 Jahre Technologiegruppe Harting ■ Die weltweit renommierte Technologiegruppe Harting versteht sich als Wegbereiter der Industrie 4.0. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte des Unternehmens wenige Monate nach Kriegsende. Am 1. September hat sich der Gründungstag des Familienunternehmens zum 70. Mal gejährt. ■ In der 100 Quadratmeter großen Halle einer Mindener Reparaturwerkstatt eröffneten Wilhelm und Marie Harting am 1. September 1945 die Firma „Wilhelm Harting Mechanische Werkstätten“. Der gelernte Ingenieur hatte in Berlin einen Betrieb der Luftfahrtindustrie geleitet und wagte nach der Flucht in seiner Heimat den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit. ■ Gefertigt wurden zunächst Dinge des täglichen Bedarfs – wie Sparlampen, Kochplatten, Bügel- und Waffeleisen. Ehefrau Marie lieferte die Produkte mit dem Rad in der Umgebung aus. Bezahlt wurde mit Lebensmitteln. Bereits 1947 war Harting auf der ersten Hannover Messe präsent. Die Firma wuchs rasant und benötigte mehr Platz. 1950 folgte der Umzug nach Espelkamp. ■ Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2013/14 (30. September) stieg der Umsatz um 13 Prozent auf 547 Mio. Euro und erreichte einen neuen Höchstwert. Die Zahl der Mitarbeitenden erhöhte sich auf rund 4200. Ende 2013 wurden die Geschwister Philip F. W. Harting und Maresa Harting- Hertz persönlich haftende Gesellschafter. ■ Mit zwölf Produktionsstätten und 42 Vertriebsgesellschaften ist das Unternehmen auf allen Kontinenten vertreten. In wenigen Wochen wird erstmals ein Fertigungsbetrieb in Mittelamerika eröffnet. Im mexikanischen Silao werden dann kleine Schaltschränke, umspritzte Kabel und Kabelbäume produziert. (ani) „Viele reden über das Thema. Aber wir können in Sachen Industrie 4.0 auch schon ein bisschen was liefern.“ Detlef Sieverdingbeck, Leiter Zentralbereich Kommunikation „Steckverbinder sind ein alltägliches Produkt. Von außen sehen alle gleich aus, sie stecken in einem grauen Kunststoffrahmen. Es ist das Innenleben, was entscheidet.“ Dr. Volker Franke, Geschäftsführer der Technologiegruppe Harting Steckverbinder 4.0 Personalisierte Produkte stellt auch Harting in Espelkamp her. Roboter die einzelnen Schritte aus. Das ist Industrie 4.0 in der Praxis. weder für Produkte der eigenen Gruppe oder auch für Lösungen für externe Kunden. Die Hannover Messe steht jedes Jahr im Kalender des Familienunternehmens mit Sitz in Espelkamp. Bei der nächsten wird es einen gemeinsamen Stand geben an den fünf Messetagen (25. bis 29. April 2016). Dort präsentiert sich das Spitzencluster „IT’s OWL“ an einem gemeinsamen Stand. Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Organisationen demonstrieren die Leistungsfähigkeit der Region auf dem Gebiet Intelligente Technische Systeme. Auf 600 Quadratmetern können Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Organisationen anhand von Exponaten und Demonstratoren Forschungsansätze, Lösungen und Beratungsangebote für Industrie 4.0 deutlich machen. Themen sind intelligente Automatisierung, intelligente Maschinen und vernetzte Anlagen, selbstkorrigierende Fertigung, autonome Serviceroboter und flexible Montage sowie wandlungsfähige und selbstorganisierende Produktion. Die Firmen machen deutlich, welche Geschäftspotenziale sich für Unternehmen durch die Digitalisierung ergeben. ■ www.harting.com Code verweist auf die jeweiligen Bestellinformationen für den Steckverbinder“, erläutert Dr. Volker Franke. „Das heißt, man kann jederzeit mit einem Smartphone auf die damalige Bestellinformation zurückgreifen und zum Beispiel im Reparaturfall einfach Ersatzteile oder einen identischen kompletten Steckverbinder bestellen.“ Ursprünglich wurde der QRCode zur Markierung von Baugruppen für die Logistik in der Automobilproduktion entwickelt. Inzwischen findet man die schwarz-weißen Quadrate fast überall. Natürlich ist der Steckverbinder 4.0 nur ein Aspekt der „Harting Integrated Industry 4 You“ (HAII4You). Die Orientierung bei diesem Thema ist für Laien nicht ganz einfach. Dr. Volker Franke erläutert: „Das Projekt FlexiMon beschäftigte sich mit Fragen der flexiblen Montage – daher auch der Name. Dieses Forschungs-Projekt ist abgeschlossen. Ein Aspekt – nämlich der Einsatz von flexiblen Robotern im Mensch-Maschine-Kontext – wird im Projekt Flexi- Mir fortgeführt. Auf Basis des FlexiMonums einzelnen Module werden erstellt. sich 36 Moduleinsätze unendlichen Variationen jährlich kommen Franke. der Rahmen eine optische individuelle Beschriftung. haben die Volker Franke“ geschrieben. wohl eher eine es kommt einer Maschine Steckverbinder stecken. anhand der eigenen einfach zu identifizieren. sehen alle ist das Gehäuse einem QRCode versehen. Der QRAnsatzes haben wir bei Harting eine eigene Smart Factory aufgebaut, die wir HAII4You nennen. Diese Maschine ist ein Prototyp, auf der wir in Hannover die Produktion eines Han-Modular ® in Losgröße 1 dargestellt haben. Unser ehrgeiziges Ziel ist es, bis 2017/18 diesen Protypen in die Serien- Produktion zu überführen.“ Es werden weitere Produkte hinzukommen, die nach dem FlexiMon- Konzept automatisiert werden. Ent- In der Zelle führt ein Roboter die einzelnen Schritte aus und produziert den individuell gefertigten Steckverbinder. Fotos: pr Der Steckverbinder Han-Modular® versorgt die Zellen mit Daten, Signal und Power.


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