20150918_MT_64

arbeit_2015

16 Mindener Tageblatt Arbeit 2015 Nr. 217 · Freitag, 18. September 2015 Von Dorothee Meinhardt Minden (mt). Nichts ist so schnelllebig und nichts hat die Welt des Menschen so sehr beeinflusst und verändert, wie der technische Fortschritt. Wird die Automatisierung der Arbeitswelt den Einsatz von Menschen eines Tages überflüssig machen? Die Zukunft wird es zeigen. Dennoch gibt es Aufgaben, in denen Maschinen unterliegen. Vor allem dort, wo der Mensch Unterstützung von Tieren erhält und sich ihre Eigenschaften zu Nutze gemacht hat, kann die Technik nicht mithalten. Drei Beispiele für Arbeiten, die Maschinen nicht ersetzen können. Die Honigbiene Wer den Garten von Klaus- Dieter Hoffmann betritt, wundert sich vielleicht über die unzähligen bunt-blühenden Pflanzen und die mit Früchten vollhängenden Obstbäume, die ihre Last kaum tragen können. Das ist das Ergebnis der Arbeit seiner fünf Bienenvölker, die der Imker zuhause hält. Das Umweltbundesamt bewertet die gestreiften Insekten sogar als drittwichtigstes Nutztier nach Rindern und Schweinen. Und dabei dienen sie nicht nur als Honiglieferant. „Der Wert der Bestäubung ist das Vielfache des Werts der Honigerzeugung“, sagt Klaus-Dieter Hoffmann. Von der Bestäubung hängen in Deutschland viele landwirtschaftliche Erträge ab, darunter die von Obst- und Gemüsearten, Nüssen oder Ölsaaten wie dem Raps. Laut Umweltschutzorganisation Greenpeace werden von den 100 Nahrungspflanzen, die für 90 Prozent der globalen Nahrungsmittelproduktion sorgen, 71 von Bienen bestäubt. Im Radius von zwei Kilometern rund um ihren Bienenstock sind die Tiere von Klaus-Dieter Hoffmann unterwegs und übertragen die Pollen, die sie bei der Nahrungssuche an ihren Hinterbeinen sammeln, von einer Blüte zu nächsten. Ob Maschinen in Zukunft die Arbeit der Insekten übernehmen können? Klaus-Dieter Hoffmann schüttelt den Kopf. „Nein, das wird nicht möglich sein“, sagt er. „Die Aufgaben der Biene können nicht künstlich übernommen werden.“ Wie wichtig ihre Arbeit ist, zeigt sich vor allem immer dann, wenn die Population in Gefahr ist. Wenn die Tiere durch den Einsatz von Insektiziden oder Krankheit getötet wurden. Ein bekanntes Beispiel aus China, wo die Bienen in einigen Gegenden durch den Einsatz von Insektiziden getötet wurden, zeigt wie mühsam die Bestäubung von wichtigen Nutzpflanzen per Hand ist. Zudem ist nach wie vor ungeklärt, ob dieses Prozedere auf alle Pflanzen übertragbar wäre. Die an der amerikanischen Harvard-Universität entwickelte „Robo-Bee“, ein fliegender Miniroboter, der Insekten nachempfunden ist und auch zum Bestäuben von Pflanzen eingesetzt werden soll, wird die echten Bienen nicht ersetzen können. Allein die Anzahl künstlicher Bienen, die bei der Bestäubung einer Obstplantage zum Einsatz kommen müssten, und die Kosten machen die künstlichen Insekten allenfalls zu einer Notlösung. Sowohl der menschliche Ersatz als auch der Einsatz von Maschinen und nachgebauten Bienen sind keine Alternative für die Arbeit der kleinen Insekten. Sie sind zu teuer, zu aufwendig und zu ineffektiv. Der Spürhund Hochkonzentriert schaut Nitro auf Wolfgang Zawada. Der Polizeihauptkommissar bewegt die Hand nach vorne und gibt den Befehl: „Verloren“. Darauf hat Nitro gewartet. Mit seiner feinen Nase am Boden sucht der Belgische Schäferhund Einfach unentbehrlich Es gibt Aufgaben, bei denen auch modernste Maschinen an ihre Grenzen geraten. Drei Porträts über unersetzbare Arbeitskräfte. die Wiese an der Mindener Feuerwache ab. Wenige Augenblicke später hat er im Gras etwas entdeckt. Mit dem Gegenstand zwischen den Pfoten legt er sich hin und wartet auf seinen Hundeführer. Innerhalb kurzer Zeit zeigt Nitro so alle drei Gegenstände an, die auf der Rasenfläche verteilt wurden. Ein Kugelschreiber, eine Deodose und ein Werkzeugschlüssel. Dabei ist es für seine sensible Hundenase unerheblich, wonach genau er suchen soll. Er hat gelernt auf den Befehl „Verloren“ Gegenstände mit menschlicher Witterung aufzuspüren. Zur Belohnung wird gespielt. Polizeihunde werden über ihren Spieltrieb und positive Bestätigung ausgebildet. Nitro ist mit seinen 18 Monaten noch in der Ausbildung und soll im Dezember die Prüfung zum Polizeihund absolvieren und Wolfgang Zawadas neuer Partner werden, wenn sein derzeitiger Partner, Diensthund Woody, in den Ruhestand geht. Belgische Schäferhunde sind besonders gut für die Polizeiarbeit geeignet. Alle vier geprüften Hunde, die aktuell mit ihren Hundeführern an der Kreispolizeibehörde in Minden im Einsatz sind, gehören dieser Rasse an. „Sie sind leichter gebaut, leichtfüßig und sehr energisch in der Arbeit“, sagt Wolfgang Zawada. Was er und Nitro regelmäßig gemeinsam mit den Hundeführern und ihren Tieren trainieren, ist im Ernstfall eine wichtige Unterstützung für die Arbeit der Beamten. Jede Nacht ist eines der vier Teams im Einsatz, in den Sommermonaten, wo in der Regel das Einsatzaufkommen höher ist, kommt ein zweites dazu. Gibt es keine akuten Einsätze, sind sie unterwegs und zeigen Präsenz. „Wenn wir zu Einsätzen gerufen werden, bei denen es um häusliche Gewalt oder Ruhestörung durch Gruppen geht oder wir eine Situation mit einem Täter vor Ort haben, sind die Hunde immer im Einsatz“, sagt Polizeihauptkommissar Ralf Schröder, der als Trainer und Prüfer für die Ausbildung verantwortlich ist. Alle Polizeihunde, die im Mühlenkreis im Einsatz sind, haben eine Doppelfunktion. Sie sind ausgebildete Schutz- und Spürhunde, die entweder auf die Suche nach Rauschgift oder Sprengstoff spezialisiert sind. „Das, was die Hunde für uns leisten, können Mensch und Maschine nicht schaffen“, sagt Ralf Schröder. Schon allein die Präsenz der Tiere und die Aufgabengebiete, die die Tiere abdecken können, sei unersetzbar. „Man sagt, ein Polizeihund ersetzt bei einem Demo- Einsatz sieben oder acht menschliche Kollegen.“ Mit ihrem Spürsinn, ihrem guten Gehör und ihrer Schnelligkeit seien die Tiere einfach überlegen. Mit seiner feinen Nase schafft ein Spürhund es innerhalb von kürzester Zeit, eine vollgeräumte Lagerhalle auf versteckte Rauschmittel zu durchsuchen. Eine Aufgabe, für die ein ganzes Team von Menschen mindestens doppelt so lange brauchen würde. „Auch eine Maschine kann die effiziente Arbeit der Tiere nicht übernehmen“, sagt Ralf Schröder. „Ein Hund kann im Vorbeilaufen eine Witterung aufnehmen und weiß direkt wo er suchen muss. Das ist unersetzbar.“ Das Rückepferd Die wichtigsten Eigenschaften eines Rückepferdes? „Gelassenheit und Muskelkraft“, sagt Uwe Marks. „Eigentlich sind Kaltblutrassen aufgrund ihres ruhigen und besonnenen Gemüts besonders gut geeignet.“ Seine Kaltblut-Stute, die bei ihm im Stall steht bildet da eine Ausnahme. Für die Arbeit im Wald hat das Tier zu viel Temperament. Zum Holzrücken mit dem Pferd ist der Neuenknicker erst spät und eigentlich eher zufällig gekommen. Mit dem Beistellpferd des Pferdes seiner Tochter war er zum ersten Mal im Wald unterwegs. Nach und nach hat Uwe Marks sich das Wissen angeeignet und einen Lehrgang bei der Interessengemeinschaft Zugpferd besucht. „Ich mag Tiere, und da bietet es sich an, dass man mit den Tieren in der Natur arbeitet“, sagt er. „Und so kann man sein Brennholz auch aus dem Wald holen.“ Rückepferde werden im Wald eingesetzt, um gefällte Baumstämme zum nächsten Waldweg zu ziehen, von wo das Holz dann abgeholt wird. „Natürlich geht die Arbeit mit Maschinen schneller“, sagt Uwe Marks. „Die modernen Harvester sind wahre Wundermaschinen.“ Dennoch haben die vierbeinigen Helfer gegenüber den schweren Maschinen viele Vorteile. Sie können die Baumstämme auch in unwegsamem Gelände transportieren, auf nassen Böden arbeiten und verursachen erheblich weniger Bodenschäden als große Forstmaschinen, die den Waldboden sehr verdichten. Vor allem in Naturschutzgebieten, wo die Nutzung von Maschinen nicht erlaubt ist, kommt die umweltschonende Methode zum Einsatz. Dabei verlangt das Holzrücken von Mensch und Tier volle Konzentration. Die schweren Pferde müssen oftmals auf engstem Raum manövrieren. Pferdeführer und Tier müssen perfekt zusammenarbeiten. Der Mensch muss das Tier mit seiner Last sicher durch den dichten Wald lotsen. Das Pferd darf sich nicht von knackenden Ästen und vorbeihuschenden Tieren erschrecken lassen und muss den Befehlen seines Besitzers hundertprozentig gehorchen. Bis zu 20 Prozent seines eigenen Körpergewichtes kann ein mittelschweres Kaltblut etwa ziehen. Ein 800 Kilogramm schweres Pferd kann also rund 200 Kilogramm Holz im Lastzug rücken. Im Zusammenspiel mit nachhaltiger und naturnaher Nutzung von Waldgebieten werden die schweren Arbeitstiere auch in Zukunft weiterhin im Einsatz sein. Uwe Marks hofft das zumindest. „Die Arbeit mit dem Pferd macht einfach Spaß.“ Gepflegter Garten! • Gartenpflege und Herbstschnittarbeiten • Dauerpflege von Grünanlagen • Baumpflege und Fällungen • Heckenschnitt mit Entsorgung • Wiederherstellung von Verkehrssicherheit an Bäumen • Häckseldienst und Entsorgung von Grünabfall E. Lohmeier Minden-Todtenhausen,  (05 71) 4 04 13 43


arbeit_2015
To see the actual publication please follow the link above