6 MENSCHEN • MACHER • MÄRKTE
Auswirkungen der Pandemie auf
die heimische Wirtschaftsregion
Gastbeitrag von André Fechner, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands
Minden-Lübbecke. Schon Anfang
Februar dieses Jahres berichtete
der AGV-Vorstand im
Rahmen der jährlichen Pressekonferenz
zur durchgeführten
Konjunkturumfrage von
den Auswirkungen des zu dieser
Zeit nur in China ausgebrochenen
Coronavirus. Die
Schließung der Produktionsstätten
dort hatte auch für die
heimischen Unternehmen
spürbare Folgen auf die globalen
Lieferketten, sodass auch
hier vor Ort bereits bestimmte
Produkte nicht mehr hergestellt
werden konnten. Dass es
bereits wenige Wochen später
im März zu einem nahezu
kompletten Lockdown kommen
würde, hatte zu diesem
Zeitpunkt niemand ernsthaft
für möglich gehalten. Quasi
von heute auf morgen waren
die Arbeitgeber in der Pflicht,
Hygienekonzepte zur Vermeidung
einer Infektion und damit
zur Verhinderung der
weiteren Ausbreitung des Coronavirus
in den jeweiligen
Betrieben zu erstellen und
umzusetzen. Fast wöchentlich
aktualisierte Corona-Verordnungen,
die dann zwischen
Bund und einzelnen Ländern
teilweise auch noch unterschiedlich
ausgestaltet waren,
mussten erfüllt werden. Hinzu
kam, dass Kitas und Schulen
ganz kurzfristig geschlossen
wurden und somit außerhalb
jeglicher langfristiger
Produktions- und Kapazitätsplanungen
Mütter und Väter
aus den Belegschaften nicht
wie geplant in den Unternehmen
eingesetzt werden konnten.
Hier wurden in einem
riesigen „Kraftakt“ nicht nur
flexible Arbeitszeiten ermöglicht,
sondern zudem noch
unter Sicherstellung der technischen
und datenschutzrechtlichen
Voraussetzungen,
von jetzt auf gleich Homeoffice
Arbeitsplätze eingerichtet.
Neben dem Risiko, gegen Bestimmungen
der Hygieneschutzverordnung
zu verstoßen,
trugen die Unternehmensleitungen
auch eine erhebliche
Covid-19 hat viele Unternehmen vor bis dahin ungekannte Herausforderungen gestellt.
Verantwortung, ihre
Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer ausreichend zu
schützen. Hier gab es nicht
nur die Problematik, dass
zeitweise Desinfektionsmittel,
Schutzmasken und sogar Toilettenpapier
nicht erhältlich
waren, sondern es auch innerhalb
der Belegschaften selbst
nicht für jede und jeden einsichtig
waren, weshalb sich
unbedingt alle an die Hygiene
und Abstandsregelungen
zu halten haben. Hier gab es
häufig unterschiedliche Ausprägungen
bezüglich der
Ängste und Sorgen eines jeden
Einzelnen – vom hartnäckigen
Maskenverweigerer bis
hin zu Mitarbeitenden, die
sich aufgrund der vermeintlichen
Ansteckungsgefahr weigerten,
überhaupt mit anderen
Kolleginnen und Kollegen
zusammen in einem Raum zu
arbeiten beziehungsweise mit
Kunden in Kontakt zu treten.
Als dann der Lockdown von
Woche zu Woche verlängert
wurde, hatte dies naturgemäß
auch Auswirkungen auf die
Auslastungsebenen in den Betrieben
– nicht nur in der Region
Minden-Lübbecke, sondern
in ganz Deutschland, lag
die Produktion teilweise komplett
brach. Somit kam bei
den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern zu den ohnehin
schon vorhandenen Ängsten
bezüglich einer möglichen
Ansteckung mit dem Corona-
Virus die zusätzliche Sorge,
dass der Arbeitsplatz gefährdet
sein könnte. Um diesen
Ängsten in ihren Belegschaften
schon möglichst im Vorfeld
zu begegnen, setzte die
ganz überwiegende Anzahl
der Arbeitgeber auf Kurzarbeit.
Diese Möglichkeit hatte den
Wirtschaftsstandort Deutschland
schon in der letzten Konjunkturkrise
2008/2009 im
Vergleich zu vielen anderen
Industrieländern sehr gut
durch die Krise gebracht. Mit
dem Instrument der Kurzarbeit
setzten viele Unternehmen
der Region sehr frühzeitig
ein klares Signal, die
Arbeitsplätze erhalten zu wollen
und betriebsbedingte
Kündigungen zu vermeiden.
Sehr häufig war dies sogar
mit einem sehr kulanten Entgegenkommen
der Arbeitgeber
verbunden, das gesetzliche
Kurzarbeitsgeld von 60
beziehungsweise 67 Prozent
des letzten Nettoentgeltes
freiwillig auf einen höheren
Foto: imago images
Prozentsatz aufzustocken. Die
Möglichkeit der Kurzarbeit
wurde insbesondere in der
Region Minden-Lübbecke in
einer überdurchschnittlich
hohen Zahl zum Erhalt der
hier vorhandenen Arbeitsplätze
genutzt. In einer vorausschauenden
Zukunftsbetrachtung,
dass die Corona-
Pandemie hoffentlich zeitnah
eingedämmt werden kann,
sollen die hier vorhandenen
Fachkräfte keinesfalls verloren
gehen. Unter diesem Aspekt
wurden insbesondere
auch nahezu alle Ausbildungsplätzen
wie geplant ab
dem 01. August beziehungsweise
01. September 2020 besetzt.
Sowohl während der Zeiten
des strengen Lockdowns als
auch nach den schrittweisen
Lockerungen der Beschränkungen
ab Mai war für uns als
Arbeitgeberverband sehr
deutlich zu spüren, welche
Zuversicht die hiesigen
Arbeitgeber im Hinblick auf
eine positive Zukunft nach
Bewältigung der Corona-Krise
ausstrahlen. Bis dahin jedoch
ist es noch ein weiter Weg. Es
wäre fatal zu glauben, dass
die Corona-Krise vorüber sei.
Erwartungsgemäß wird die