12 MENSCHEN • MACHER • MÄRKTE
Innovation als Stärke der Region
Interview: Die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK)
hat eine neue Hauptgeschäftsführerin.
Bielefeld. Petra Pigerl-Radtke
ist seit dem 1. September
Hauptgeschäftsführerin der
Industrie- und Handelskammer
Ostwestfalen zu Bielefeld
(IHK). „Menschen, Macher,
Märkte“ hat sich mit ihr
unterhalten.
Frau Pigerl-Radtke, wie gefallen
Ihnen als Rheinländerin
die Region Ostwestfalen und
der Kreis Minden-Lübbecke?
Hervorragend. Ostwestfalen
ist eine sehr innovationsorientierte
Region, die ein
starkes Miteinander lebt und
von vielen starken Familienunternehmen
getragen wird.
Hier wird nicht so viel geredet,
sondern gehandelt, nach
Lösungen gesucht. In meinem
ersten Monat als Hauptgeschäftsführerin
habe ich guten
Zuspruch erfahren, habe
erste Initiativen gestartet und
mich in die bestehenden
Netzwerke integriert. Bielefeld
erlebe ich als grüne Stadt mit
dem Alten Markt als absolutem
Schmuckstück. Und das
Wiehengebirge im Mühlenkreis
lädt förmlich zum Wandern
ein.
Was sind Ihren ersten Eindrücken
nach die Stärken der
Region?
Die konsequente Orientierung
an Innovationen. Dazu
leisten auch die hiesigen
Hochschulen einen großen
Beitrag. Das besondere Verantwortungsbewusstsein
der
vielen Familienunternehmen
prägt die Region ebenso wie
der breite Branchenmix und
die hohe Exportquote. Kurzum:
Ich bin in eine Region
kluger Köpfe und verlässlicher
Menschen gekommen –
das gefällt mir hier sehr.
Welche Schwachstellen konnten
Sie bisher ausmachen?
Ostwestfalen kann nichts dafür,
aber es ist weit weg von
den vermeintlichen Metropolen.
Strukturell fehlt es der Region
an nichts. Das muss man
Die Hauptgeschäftsstelle der Industrie- und Handelskammer in Bielefeld. Fotos: pr
allerdings den Politikern und
Investoren außerhalb der Region
immer wieder klarmachen.
Außerdem müssen nach
dem Lückenschluss bei den
Autobahnen auch die Lücken
bei der Breitbandversorgung
schnellstens überall geschlossen
werden, auch im Kreis
Minden-Lübbecke. Und wir
müssen dranbleiben, Fachkräfte
in unserer Region auszubilden
und von außerhalb für
unsere Region zu gewinnen.
Welches Ziel haben Sie sich
für die ersten 100 Tage im
Amt gesetzt?
Ich will rasch Kontakte zu
unseren erfolgreichen Unternehmensnetzwerken
knüpfen,
denn Wirtschaft kann
man nur in Kooperation voranbringen.
Darüber hinaus
werde ich die gute Zusammenarbeit
zwischen Hauptund
Ehrenamt weiter ausbauen
und die spezifischen
internen Prozesse in der IHK
Ostwestfalen kennenlernen
und weiterentwickeln. Und
ansonsten werde ich all das
gut machen, was auch nach
100 Tagen ansteht: hoheitliche
Aufgaben in hoher Qualität
leisten, gute Dienstleistung
für unsere Mitgliedsunternehmen
erbringen und
politische Interessenvertretung
für unsere ostwestfälische
Wirtschaft gewährleisten.
Sie sind die erste Frau an der
Spitze der IHK in Ostwestfalen.
Was halten Sie von Frauenquoten
für Leitungsposten?
Am erfolgreichsten sind gemischte
Teams mit Männern
und Frauen. Diese Erkenntnis
setzt sich auch in Unternehmen
durch – nur leider zu
langsam. Ich hoffe, dass es für
mehr Diversität keiner Quote
bedarf. Menschen sollten mit
ihrer Kompetenz punkten
können – unabhängig vom
Geschlecht.
Vor welchen Herausforderungen
stehen die Unternehmen
angesichts der Corona-Pandemie
in den kommenden Jahren?
Wie wir die Pandemie weltweit
in den Griff bekommen,
wird ganz entscheidend sein.
Dazu wird ein Impfstoff benötigt,
zumindest aber ein Medikament.
Nur so kann die
internationale Arbeitsteilung
mit ihrer Zulieferstruktur
funktionieren. In Deutschland
werden die Einschränkungen
weiter zurückgehen. Die Verluste
von heute müssen aber
auch erst einmal aufgeholt
werden. Ostwestfalen wird
wie andere Regionen auch
mit Mindereinnahmen umgehen
müssen. Die Sonder- und
Konjunkturpakete von Land
und Bund sind wichtige Unterstützungsleistungen,
durch
die die schlimmsten Folgen
für Unternehmen abgemildert
werden.
Wie unterstützt die IHK ihre
Mitgliedsunternehmen in Zeiten
der Pandemie?
Wir haben sofort eine „Taskforce“
für die Beratung zu den
Soforthilfen eingerichtet.
Unsere Mitgliedsunternehmen
haben dieses Beratungsangebot
stark genutzt, was uns
sehr gefreut hat. Die IHK wird
auch weiterhin an der Seite
ihrer Mitgliedsunternehmen
stehen und alles tun, um diese
zu unterstützen und zu entlasten.
Darüber hinaus werden
wir unsere Angebote weiter digitalisieren.
In der Aus- und
Weiterbildung nehmen Webinare
zu. Bei den Veranstaltungen
entwickeln wir hybride
Formate, die sowohl lokal als
auch im Internet stattfinden.
Unsere aktuelle Reihe heißt
„Raus aus der Krise“ und
behandelt Themen wie Finan-