Donnerstag, 12. September 2019 · Nr. 212 Eine Stadt für alle Mindener Tageblatt 29
Mehr Leben in der Stadt durch Barrierefreiheit
Hindernisse, die Menschen mit Behinderungen im Weg stehen, sollen in Minden nach und nach verschwinden.
Die kontrastreiche taktile Linie kann von Sehbehinderten auch mit einem Taststock erkannt werden und führt sie durch die neu gestaltete Fußgängerzone.
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Von Heike von Schulz
Minden (hvs). Minden ist eine
„Stadt für alle“ und soll für alle
erreichbar sein. Hürden sollen
verschwinden. Minden
möchte barrierefrei werden
und ist auf dem besten Weg dahin.
Für ältere Menschen, Rollstuhlfahrer,
Sehbehinderte,für
Menschen, die mit Kinderwagen
unterwegs sind, für alle, die
nicht gut zu Fuß sind, können
Treppen oder holprige Wege
zum Hindernis werden.
Barrierefreiheit – das ist die
Basis für Inklusion. Menschen
mit Handicap sollen in
der Lage sein, sich in der Innenstadt
so zu bewegen wie jeder
andere auch. Und vor allem
selbstbestimmt.
Für Eckhard Rüter ist Barrierefreiheit
ein allumgreifendes
Thema. „Barrierefreiheit ist für
alle Menschen gut. Niemand
wird sich beschweren, wenn
Stufen verschwinden oder das
Pflaster glatt und rutschfest
ist“, sagt er. Eckhard Rüter ist
Vorsitzender des Beirates für
Menschen mit Behinderungen
und kennt sich bestens aus
mit dem Thema. Der Beirat ist
übrigens ein unabhängiges,
nicht weisungsgebundenes
und ehrenamtliches Gremium
zur Interessenvertretung
für die Belange der Menschen
mit Behinderungen in
der Stadt Minden.
Minden hat sich diesem Thema
gestellt. Das „Integrierte
Handlungskonzept“ der Stadt
sieht vor, das Ziel der Barrierefreiheit
für die gesamte historische
Innenstadt zu erreichen.
Zusammen mit Experten
und den Beiräten für Menschen
mit Behinderungen und
für Senioren sowie vielen Bürgern
wurde der Barriereatlas
entwickelt. 2015 beschloss der
Mindener Rat den Barriereatlas
– eine Untersuchung mit
300 Punkten auf 170 Seiten –
als Handlungskonzept, als ein
Maßnahmenprogramm zur
Umsetzung von Barrierefreiheit.
Hindernisse, die Menschen
mit Behinderungen im
Weg stehen, sollen nach und
nach verschwinden. Das Land
und der Bund fördern die Baumaßnahmen
in Höhe von 80
Prozent. Einbezogen sind öffentliche
Frei- und Straßenräume,
Verkehrsanlagen und Haltestellen,
Plätze, Grünanlagen
und Eingangssituationen von
Gebäuden. Das Gebiet wird
vom Glacis umfasst, ergänzt
um das Gebiet der Fischerstadt
und die Verbindung zum
Bahnhof. Denn es geht um die
Wohn- und Aufenthaltsqualität
in der historischen Innenstadt
und die Attraktivität von
Minden als Einkaufsstadt. Barrierefreiheit
bringt mehr Leben
in die Stadt.
Ein erster wichtiger Schritt
ist die Neugestaltung der Fußgängerzone.
Mit der neuen
Pflasterung in der Bäckerstraße
und am Scharn wurden bereits
viele Barrieren abgebaut.
Auf der glatten und bei Regen
rutschfesten Oberfläche sind
Rollstuhlfahrer vom Wesertor
bis zur Obermarktstraße nun
sicherer unterwegs. Integriert
wurde eine visuelle Bodenmarkierung
in Form einer kontrastreichen
Linie, an der sich
Sehbehinderte orientieren
können. Die taktile Leitlinie
kann von Menschen mit einem
Blindenstock ertastet werden.
Rechts und links der Linie werden
eineinhalb Meter frei gehalten,
damit Passanten von
herumstehenden Dingen nicht
behindert werden. „Menschen
sind nicht behindert, sie werden
behindert“,
wie
es Eckhard
Rüter ausdrückt.
In der Innenstadt
habe sich
die Barrierefreiheit
deutlich verbessert,
so Rüter. „In der Bäckerstraße
und am Scharn sind jetzt mehr
Menschen mit Handicap
unterwegs. Nicht nur Rollifahrer
und Personen mit Rollator
profitieren davon, sondern alle,
die nicht gut zu Fuß sind“, erklärt
er. Durch die Neugestaltung
der Fußgängerzone seien
klare Strukturen und eine
Kontinuität entstanden, die
auch Menschen mit geistiger
Behinderung oder einer Lernbehinderung
bessere Orientierung
geben. Zu dem Konzept
gehöre ebenfalls die übersichtliche
Anordnung der Aufsteller
und Waren vor den Geschäften
des Einzelhandels.
Charakteristisch für Minden ist
das Kopfsteinpflaster in der
historischen Altstadt. Für gehbehinderte
Menschen eine
Herausforderung. Genauso
wie die Höhenunterschiede
zwischen unterer und oberer
Stadt. Die Stufen der Martinitreppe
dienen als Verbindung.
Wer die nicht erklimmen kann,
nutzt gern den Aufzug im Modehaus
Hagemeyer, um von
der unteren in die obere Stadt
zu gelangen. Das sei aber nur
zu den Geschäftszeiten möglich,
so Eckhard Rüter. Gerade
fertig geworden ist nun ein
Weg von der Obermarktstraße
über den Trockenhof von der
Innenstadt in die obere Altstadt,
gehfreundlich ausgebaut
mit einer Sitzbank. Denn
bis der geplante Aufzug an der
Martinitreppe kommt, werde
es noch dauern. „Die Planungsphase
läuft, aber noch sind
nicht alle Hürden genommen.
Es ist ein großes Projekt und
für Minden wichtig“, erläutert
Rüter.
Minden ist ein großes Stück
des Weges zur Barrierefreiheit
gegangen. „Wir haben eine gute
Basis. Es gibt aber noch viel
zu tun“, sagt Rüter und nennt
Beispiele wie weitere öffentliche
rollstuhlgerechte Toiletten
und Parkplätze für Menschen
mit Handicap. Immer
wenn eine Baumaßnahme in
der Stadt anstehe, werde im
Barriereatlas geschaut, ob
nicht mit einem Zuge ein Hindernis
beseitigt werden und etwas
zur Barrierefreiheit beigetragen
werden kann. „Die Maßnahmen
werden laufend weiter
umgesetzt“, erklärt Rüter.
Zurzeit sind Flächen des Altstadtpflasters
in der Simeonstraße
und nun auch in der Ritterstraße
mit glatten Steinen
gepflastert worden. Überall
zeigt sich die neue „Fußgängerfreundlichkeit“
in Minden.
Fotos: Stadt Minden
Treppen und holprige Wege sind für
viele Personengruppen ein Hindernis.
Einen Vorgeschmack auf die Barrierefreiheit geben bislang einzelne Flecken im historischen
Pflaster. Foto: Stefan Koch
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