Donnerstag, 12. September 2019 · Nr. 212 Eine Stadt für alle Mindener Tageblatt 19
Wie sicher ist Minden-Lübbecke?
Im Gespräch mit der Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke
Von Lena Breuer
Minden-Lübbecke (lb). Zu den Kriterien,
wie lebenswert eine Stadt ist, gehört
auch ganz klar der Faktor Sicherheit.
Schließlich möchte man sich
unbeschwert und ohne Bedenken
durch die Straßen bewegen können
und auch im Urlaub die eigenen vier
Wände mit gutem Gewissen sich
selbst überlassen können. Doch wie
steht es mit der Sicherheit im Mühlenkreis?
Wie sicher ist Minden? Wir
haben bei der Kreispolizeibehörde
(KPB) nachgefragt.
Wie sicher sind Minden und Minden
Lübbecke im Vergleich mit anderen
Städten dieser Größenordnung
in NRW?
„Wenn man sich dem Begriff ,Sicherheitslage‘
nähern möchte, so erscheint
es naheliegend, aus der Entwicklung
der reinen Fallzahlen auf die
Kriminalitätsbelastung zu schließen.
Dieses Vorgehen würde allerdings zu
einem Zerrbild der tatsächlichen Verhältnisse
führen. Das Risiko, Opfer
einer Straftat zu werden, lässt sich nur
mittels der sogenannten ,Kriminalitätshäufungszahl‘
(KHZ) einschätzen.
Mit ihr werden die Fallzahlen auf
eine vergleichbare Einwohnerzahl
von 100.000 Einwohnern berechnet.
Diese Häufigkeitszahl für das Jahr
2018 liegt im Kreis Minden-Lübbecke
mit einem Wert von 4.461 um 425
Punkte unter dem Niveau des Vorjahres
(2017) mit 4.886. Im Jahr 2016
verzeichneten wir einen noch Wert
von 5146 Punkten. Somit sank zum
wiederholtenMale das Risiko, im Kreis
Minden-Lübbecke Opfer einer Straftat
zu werden.
Zum Vergleich: Im Regierungsbezirk
Detmold liegt die Häufigkeitszahl
2018 bei 4.890 (Vorjahr 5.377)
Straftaten pro 100.000 Einwohner. So
lässt sich festhalten, dass es sich im
Mühlenkreis in puncto Sicherheit –
aus objektiver Sicht – gut leben lässt.
Uns ist in diesem Zusammenhang
sehr wohl bekannt, dass das Empfinden
einzelner Menschen bei der Frage
zur Sicherheitslage mitunter von
deren Gefühlen geprägt ist. Dies nehmen
wir ernst, aber so erklären sich
Unterschiede zwischen der objektiven
und der gefühlten Sicherheit.“
Welche Straftaten sind am häufigsten
im Kreis Minden-Lübbecke vertreten
und warum?
„Die am häufigsten registrierten Straftatbestände
im Kreis Minden-Lübbecke
sind – wie in allen anderen Kreisen
auch – seit vielen Jahren die Diebstahlsdelikte.
Diese wurden im Jahr
2018 in der KPB Minden-Lübbecke insgesamt
6.505 Mal zur Anzeige gebracht.
Die Entwicklung ist mit -12,11
Prozent im Vergleich zum Vorjahr
(2017: 7.401) rückläufig. Die Diebstahlsdelikte
dominieren mit einem
Anteil von 46,85 Prozent an den Gesamtstraftaten
im Jahr 2018. Im Vorjahr
war es ein Anteil von 48,67 Prozent.
Rohheitsdelikte machten 2017
und 2018 nur um die 12 Prozent aus.
Die Zahlen für Vermögens- und Fälschungsdelikte
machten in diesen
beiden Jahren lediglich 14 beziehungsweise
15 Prozent aus. Für das
Jahr 2019 erwarten wir eine ähnliche
Entwicklung im Bereich der Anteile
der wesentlichen Deliktsgruppen an
den Gesamtstraftaten im Kreis.“
Haben sich die Straftatenrate und
die Arten der Straftaten durch den
Zuwachs an Migranten und Flüchtlingen
in Minden verändert?
„Die Kriminalitätsrate ausländischer
Mitbürger ist rückläufig. Während im
Jahr 2017 insgesamt 1.669 Fälle von
ausländischen Mitbürgen begangenen
Straftaten (Nicht EU Bürger: 1.057)
polizeilich registriert wurden, verringerte
sich der Wert im Jahr 2018 auf
1.445 (Nicht EU Bürger: 882) um 224 beziehungsweise
175 Fälle.“
Welche Stadtteile sind am meisten
von Kriminalität betroffen? Welche
Gründe vermuten Sie hierfür?
„In der polizeilichen Gesamtbetrachtung
rücken nicht die jeweiligen
Stadtteile in unseren Fokus. Vielmehr
finden hierin die einzelnen
Kommunen sowie das gesamte Kreisgebiet
Berücksichtigung.
Punktuell kann es natürlich immer
wieder mal an den unterschiedlichsten
Orten zu einer Straftatenhäufung
kommen. Zur Erläuterung
ein Beispiel aus der Praxis: Mitunter
sehen wir uns mit einer Serie von
Autoaufbrüchen in Minden konfrontiert.
Erfahrungsgemäß haben wir es
dann oftmals mit örtlichen Tätern zu
tun. Diese suchen sich bei ihren Taten
wahllos Fahrzeuge aus, in denen
sichtbar Wertgegenstände zurückgelassen
wurden. Die Täter suchen sich
also nicht gezielt einen Stadtteil aus,
sondern halten nach für sie geeigneten
Objekten Ausschau. Daher blicken
wir bei der Kriminalitätsbekämpfung
anlassbezogen oftmals unabhängig
von einem Stadtteil auf bestimmte
Örtlichkeiten wie zum Beispiel
Straßenzüge, Parkplätze, Geschäftszeilen
oder Ähnliches.“
Sind in Minden-Lübbecke Fälle von
Bandenkriminalität oder anderen organisierten
Verbrechen bekannt?
„Der Begriff ,Bandenkriminalität‘
steht oftmals synonym für ,organisierte
Kriminalität‘. Laut dem Bundesgerichtshof
setzt sich eine Bande
aus mindestens drei Mitgliedern
zusammen, ,die sich mit dem Willen
verbunden haben, künftig für
eine gewisse Dauer mehrere selbstständige,
im Einzelnen noch ungewisse
Straftaten zu begehen.‘ So gibt
es natürlich auch im Kreis Minden-
Lübbecke Delikte von Bandenkriminalität.
Dies ist zwar eher seltener
der Fall, aber erst kürzlich haben wir
eine vierköpfige Bande von professionellen
Ladendieben – die auch in
Minden aktiv waren – zerschlagen.
In der Vergangenheit konnten wir
zum Beispiel einer Bande von Tresorknackern
das Handwerk legen,
die eine Vielzahl von Taten in der Region
verübte.
Ein Kriminalbeamter demonstriert
die Spurensicherung nach
einem Einbruch.
Foto: Carsten Rehder/dpa
Organisierte Kriminalität ist anders
zu definieren. Hier agieren die
Täter unter Verwendung von gewerblichen
oder geschäftsähnlichen
Strukturen und unter Anwendung
von Gewalt oder anderer zur Einschüchterung
geeigneter Mittel. Derartige
Fälle treten im Vergleich zur
Bandenkriminalität deutlich seltener
bei uns auf.“
Polizeiwagen mit Werbung für die Polizeiaktion „Riegel vor! Sicher ist sicher“.
Foto: Alex Lehn
Vorsicht ist besser als Nachsicht:
Das gilt auch beim Einkaufsbummel
durch die Stadt.
Foto: Jan Henning Rogge
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