18 Mindener Tageblatt Eine Stadt für alle Nr. 212 · Donnerstag, 12. September 2019
Wenn Eltern auf dem Zahnfleisch gehen
Das Projekt „Prima“ ist Teil der Frühen Hilfen und damit eines Netzwerks, das Eltern Unterstützung im Krisenfall bietet.
Minden (hmf). Eltern wissen es:
Ein Kind zu haben, ist ein Geschenk
– und keine Selbstverständlichkeit.
Jedoch kann
einem das größte Glück auf Erden
durchaus – wenn auch unbeabsichtigt
– bisweilen den allerletzten
Nerv rauben. Nicht
selten gehen Eltern buchstäblich
auf dem Zahnfleisch, wenn
das Baby noch sehr klein ist, und
die nächtliche – und irgendwie
auch tägliche – Routine aus Füttern,
Aufs-Bäuerchen-Warten,
Wickeln und In-den-Schlaf-wiegen
besteht. Für eigene Bedürfnisse
wie Schlafen, nebenher essen
geht ja gerade noch so, ist anfangs
kaum Zeit. Krank werden
dürfen Mütter sowieso nicht.
Während sich Paare bei der
„Brutpflege“ noch abwechseln
und irgendwie arrangieren können,
sieht das bei Alleinerziehenden
oder auch Müttern, deren
Männer unter der Woche
weit entfernt arbeiten und
höchstens am Wochenende
nach Hause kommen, wiederum
ganz anders aus.
„Oft sind nicht mal Oma und
Opa greifbar, weil sie vergleichsweise
jung sind und daher noch
selbst im Berufsleben stehen,
oder weil sie schlicht zu weit weg
wohnen, um mal eben vorbeikommen
zu können“, berichtet
Bianca Voth, Familienhebamme
beim Deutschen Kinderschutzbund
Minden-Bad Oeynhausen
(DKSB). Letzterer Umstand
sei in Minden und Umgebung
keine Seltenheit, da viele
Menschen aus anderen Regionenoder
Bundesländernhier
eine neue Arbeit und einen neuen
Lebensmittelpunkt gefunden
hätten. Früher seien die
Menschen auch anders aufgewachsen,
ergänzt die Familienhebamme.
„Viele neue Eltern
hatten vorher praktisch keinen
Kontakt zu Kindern.“ Sie hätten
also nicht auf kleinere Geschwister,
Cousinen oder Cousins
aufgepasst oder gewickelt.
Die mangelnde Erfahrung mache
es ihnen nicht leichter und
erhöhe den Stresspegel.
Ist Minden also gar ein
schlechter Ort zum Kinderkriegen?
Mitnichten! Sind „frischgebackene“
Eltern ohne verfügbare
Mitglieder ihrer Ursprungsfamilien
hier womöglich
verraten und verkauft? Keinesfalls!
Es gibt nämlich die sogenannten
Frühen Hilfen, etwa
von der Stadt oder der Kreisverwaltung
oder anderen Einrichtungen.
Eines dieser Angebote
ist das Projekt „Prima – frühe
Hilfen für Familien“, das organisatorischbeiPariSozialMinden
Lübbecke/Herford angesiedeltist.
DerDKSBfungiertalsKooperationspartner.
Der Startschuss
fiel 2012.
„Prima“ unterstützt seither Eltern
oder Alleinerziehende ab
derSchwangerschaftundbisdas
Kind drei Jahre alt ist. „Zu uns
kommen Eltern oder Familien,
die Unsicherheiten haben, sich
Entlastung wünschen, Hilfe im
Alltag mit Kind(ern) benötigen.
Hierfür haben wir speziell geschulte
ehrenamtliche Mitarbeiter,
die ein- oder zweimal
für bis zu zwei, drei Stunden die
Woche in die Familien kommen“,
erläutern Bianca Voth
vom DKSB und Simone Fangmeyer
Strecker von PariSozial.
Aktuell werden im Rahmen
von„Prima“rund15Familienbetreut,
jährlich sind es im Schnitt
40. Das Angebot ist für die Kunden
kostenlos, hat keine feste
Laufzeit und versteht sich als
niedrigschwellig. Das heißt, niemand
muss sich schämen, diese
Hilfe in Anspruch zu nehmen.
„Davon machen alle sozialen
Schichten gleichermaßen
Gebrauch“, berichtet Bianca
Voth. Das Projekt wird aus
Bundesmitteln mitfinanziert.
Das Geld bekommen die KommunennacheinemBetreuungsschlüssel.
Zu den Familien komme keine
Fachkraft des Jugendamtes,
sondernsozusagendienetteHilfe
von nebenan, eben eine „ehrenamtliche
Familienbegleiterin,
die in der Regel selbst Kinder
oder auch Enkelkinder hat,
und die die Sorgen und Nöte von
Müttern oder Eltern kennt“,
führt Bianca Voth aus. Die aktuell
18 Ehrenamtlichen müssen
keinen Auftrag erfüllen oder
mit den Familien Ziele vereinbaren
und darauf hinarbeiten.
Gut sei auch, dass so eine „externe
Hilfe“ einen ganz anderen
Blick auf eine Familie hat
und bei Bedarf Lösungen findet,
die Eltern aus ihrer Perspektive
vielleicht gar nicht sehen.
Das helfe dabei, Hilfe zur
Selbsthilfe geben zu können.
„Wir bieten Hilfe an oder hüten
die Kinder, damit die Mütter
mal in Ruhe zum Einkaufen
oder zum Friseur rauskommen
oder zum Arzt gehen können,
oder wir geben den Mamas
einfach ‚nur‘ Bestätigung,
dass alles in Ordnung ist“, sagt
Britta Harmes, seit mehr als
zwei Jahren selbst ehrenamtliche
Familienbegleiterin des
DKSB, aus ihrer täglichen Erfahrung.
Die ehrenamtliche Familienbegleitung
sei aber keine
Gratishaushaltshilfe, die
sich um einen Berg Abwasch
und Bügelwäsche kümmere,
während die Eltern am Handy
oder am Rechner daddelten, ergänzt
Bianca Voth.
Die Einsätze der Ehrenamtlichen
dauern, je nach Wunsch
und Bedarf, von wenigen Wochen
bis zu mehreren Monaten.
„Ganz wichtig ist uns, dass
aus der Unterstützung keine Abhängigkeit
hervorgeht“, betont
Simone Fangmeyer-Strecker.
Wenn die Familien jedoch allein
nicht klarkämen, griffen
DKSB und PariSozial auf ihr Expertennetzwerk
zurück und
vermitteltenentsprechendeAngebote
anderer Einrichtungen,
bei Notwendigkeit beispielsweise
auch eine kurzfristige Unterstützung
in Krisensituationen.
Das Projekt „Prima – Frühe
Hilfen für Familien“ unterstütztElternmitKindernbisdrei
Jahre. „Aus Erfahrung wissen wir
natürlich, dass sich Sorgen oder
Probleme nicht in Luft auflösen,
wenn die Kinder älter als
drei sind“, erläutern Bianca Voth
und Simone Fangmeyer-Strecker
unisono. Um auch Familien
mit älteren Kindern im Alltag
unter die Arme greifen zu
können, entstand 2017 das Projekt
„Prima – Familienbegleiter
3+“. „Auch damit geht es um Begleitung
im Alltag, die Mut machen
und Entlastung bringen
soll“, erläutert Bianca Voth. Die
Familienbegleiterinnen hätten
ein offenes Ohr, verstünden sich
als Ansprechpartner und würden
im Bedarfsfall an zusätzliche
Experten und Facheinrichtungen
vermitteln. Gedacht ist
das Projekt ebenfalls als zeitlich
begrenztes Angebot für einige
Stunden pro Woche.
Ziel ist es nicht, professionelle
Helfersysteme zu ersetzen,
sondern da einzugreifen,
wo diese noch nicht nötig
sind. Die Finanzierung
übernimmt aktuell die Günther
+ Rita Rudloff-Stiftung.
Mitstreiter gesucht (v.l.): Simone Fangmeyer-Strecker, Britta Harmes und Bianca Voth erläutern,
was es mit „Prima – Frühe Hilfen für Familien“ auf sich hat. Foto: Harald Fichtner
Interesse an Menschen und Kulturen
Britta Harmes ist eine von
derzeit 18 ehrenamtlichen
Familienbetreuerinnen im
Rahmen des Projekts „Prima“.
Wer sich wie sie ehrenamtlich
engagieren möchte,
ist herzlich willkommen. Die
nächste Schulung ist am 20.
und 21. September jeweils
von 9 bis 13 Uhr in den Räumen
von PariSozial, Bahnhofstraße
27 in Lübbecke.
Ergänzend zur Basisausbildung
bekommen die Ehrenamtler
Coachings zu unterschiedlichen
Themen, hier
wird das Wissen erweitert
und vertieft. Eine Berufsausbildung
oder ein Studium im
sozialen Bereich ist nicht erforderlich.
Angehende Familienbetreuerinnen
und -betreuer
sollten Interesse an Menschen
und Kulturen haben,
tolerant sein und keine Berührungsängste
haben. Die
Teilnahme ist kostenlos. Nähere
Infos unter Telefon
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