28 Mindener Tageblatt Eine Stadt für alle Nr. 212 · Donnerstag, 12. September 2019
Besondere Kinder mit besonderen Bedürfnissen
Wenn ein Kind mit einer Behinderung zur Welt kommt, steht „Familienvielfalt“ Eltern und Nachwuchs zur Seite.
Von Finn Luca Zell
Minden-Lübbecke (flz). Als Sarah
Kostecki kurz nach der Geburt
erfuhr, dass ihr jüngster
Sohn höchstwahrscheinlich
mit einer Behinderung aufwachsen
wird, saß der Schock
zunächst tief: „Die ersten zwei
Fragen, die man sich immer
und immer wieder stellt, sind:
,Warum wir? Warum jetzt?’“
Doch als ausgebildete Diplom
Pädagogin und Familientherapeutin
sah die junge
Mutter in der Situation nicht
nur eine Herausforderung,
sondern auch eine Chance.
Denn zwangsläufig stelle sich
auch die Frage danach, wie es
weitergehe. „Wir mussten uns
neu ordnen, neu zurechtfinden
und wussten nicht, wer uns
mit unserem besonderen Kind
unterstützen kann.“
Im Kreis Minden-Lübbecke
fand sich für die speziellen Bedürfnisse
der Familie Kostecki
kein passendes Angebot. Heute,
knapp dreieinhalb Jahre
später, gibt es das sehr wohl.
„Familienvielfalt“ nennt sich
das überwiegend kostenlose
Konzept, mit dem sich Sarah
Kostecki Anfang des Jahres
selbstständig gemacht hat. „Ich
möchte Eltern in schwierigen
Zeiten unterstützen und für sie
da sein, denn nach einer
Schockdiagnose sind viele erst
einmal hilflos.“ Gerade in solchen
Situationen sei einfühlsame
und emotionale Hilfe
wichtig. Bereits vor der Geburt,
wenn absehbar ist, dass
das Kind eine Behinderung haben
wird, steht die Fachfrau Betroffenen
zur Seite. „In dieser
Phase müssen Eltern einfach
akzeptieren, auch wenn es
nicht einfach ist.“
Ist das Kind auf der Welt, beginnt
der bürokratische Hürdenlauf.
Frühkindliche Förderung, ohne dabei zu überfordern –
das Wohl der Kinder steht bei „Familienvielfalt“ immer
an erster Stelle. Fotos: pr
Wer unerfahren ist,
verliert hier schnell den Überblick.
Kostecki hilft in diesem
Falle als Vermittlerin zwischen
Behörden, Krankenkassen
und Co. – schließlich stand
sie vor einigen Jahren vor der
gleichen Situation und weiß,
auf was zu achten ist. Das gilt
im Übrigen auch für die frühkindliche
Förderung: „Das
Wohl des Kindes steht immer
an erster Stelle. Wichtig ist, besondere
Kinder nicht zu überfordern,
zum Beispiel mit
übermäßigem Therapieren. Es
gilt, den richtigen Mittelweg
zu finden. Dabei bin ich gerne
behilflich.“
Laut der Expertin stecke das
„Projekt Familienvielfalt“ zwar
noch in den Kinderschuhen,
habe sich aber gut entwickelt
und solle schon bald ausgeweitet
werden. Pläne gibt es bereits:
Ab Herbst bietet Sarah
Kostecki gemeinsam mit ihrer
Freundin Julia Kukuric in Bad
Oeynhausen verschiedene Eltern
Kind-Kurse an – nicht nur
für „besondere Kinder“, sondern
für alle, die Interesse daran
haben. Denn viele würden
noch immer Isolierung erleben,
wie sie aus eigener Erfahrung
zu berichten weiß. „Es
sollte heute nichts Besonderes
mehr sein, ein behindertes
Kind zu haben und es ist einfach
schade, dass es doch noch
so ist.“ Gemeinsam wollen Kostecki
und Kukuric diese Grenze
aufbrechen und Zugehörigkeit
für alle ermöglichen.
Das Kursangebot, das übrigens
ab November unter dem
Namen „Bumble“ laufen und
auch Seminare, Workshops
und Beratung beinhalten wird,
soll sowohl künstlerisch-kreativ
als auch sportlich ausgelegt
werden. Julia Kukuric wird
hier als ausgebildete Sportund
Fitnesskauffrau den aktiven
Part übernehmen, zum
Beispiel mit Kangatraining,
Outdoor-Workout oder Kinder
Yoga. Diese Kurse soll es
zum einen gemeinsam mit
dem Baby, aber auch für Mamas
alleine geben. „In den ersten
Monaten nach der Geburt
ist man zu 100 Prozent auf das
Kind fokussiert – da ist es wichtig,
gelegentlich Zeit für sich
zu haben“, so Sarah Kostecki.
Gleiches gelte natürlich auch
für Väter – Zeit zu zweit kann
da schon mal auf der Strecke
bleiben. In gemeinsamen Paarkursen
ohne Kind können Paare
wieder zu sich finden. Der
Nachwuchs wird in dieser Zeit
fachmännisch betreut.
Auf der anderen Seite leitet
die Pädagogin die künstlerisch
kreativen Angebote, die
es mit den „Nesthäkchen“ und
„Montagsmalern“ bereits jetzt
schon gibt. „In erster Linie sollen
die Kleinen Spaß haben und
Freude empfinden. Hier haben
sie die Möglichkeit, sich
voll und ganz zu entfalten, den
Raum zu nutzen und Dinge zu
erleben, die zu Hause nicht
möglich sind.“ Mama und Papa
sind natürlich dabei und
können intensiv Zeit mit ihrem
Kind verbringen – denn das fördert
die Bindung. Nebenbei
bieten die Kurse auch Raum
zum Austausch mit anderen Eltern,
aus denen auch Freundschaften
entstehen können,
die über die wöchentlichen
Kurszeiten hinausgehen.
Ganzheitlich soll es sein – für
Mama, Papa und Kind.
Bieten ab Herbst Eltern-Kind-Kurse in Bad Oeynhausen an: Julia Kukuric und Sarah Kostecki (r.)
Offene Sprechstunde
Sarah Kostecki bietet in
Zusammenarbeit mit der
AWO-Kindertagesstätte in
Bölhorst einmal pro Monat
eine offene Sprechstunde
an. Eltern, die
emotionale oder bürokratische
Unterstützung benötigen,
sind herzlich willkommen.
Termine und
weitere Informationen zu
„Familienvielfalt erleben“
sowie dem Kursangebot
gibt es auch unter www.
familienvielfalt-erleben.de
oder www.bumble-familie.
de. Wer zu den vorgegebenen
Terminen der offenen
Sprechstunde keine
Zeit hat, darf sich auch
gerne telefonisch unter
info@familienvielfalt-erleben.
de oder telefonisch
unter (0151) 18 40 88 56
melden.
Sarah Kostecki sorgt dafür, dass der Spaß an der Freude für die Kleinen nicht zu kurz kommt.
Lieferservice & Partyservice
Restaurant: ca. 30 Personen c Clubraum: ca. 30 Personen
ÖFFNUNGSZEITEN:
SONNTAG, DIENSTAG, MITTWOCH UND DONNERSTAG:
11.30 bis 14.00 Uhr und 17.00 bis 22.00 UHR
FREITAG, SAMSTAG + FEIERTAGE:
11.30 bis 14.00 Uhr und 17.00 bis 22.30 UHR
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