36 Mindener Tageblatt Eine Stadt für alle Nr. 212 · Donnerstag, 12. September 2019
Gegen Einsamkeit und leere Kühlschränke
Ehrenamtlicher Fahrdienst der Caritas und Malteser hilft älteren und körperlich eingeschränkten Menschen auf vielen Ebenen.
Von Michaela Meier
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Minden (bms). Harald Kersebaum
ist ein sehr geduldiger
Mann. Und einer, der gerne in
Kontakt mit Menschen ist. Er
sagt über sich: „Ich führe ein
gutes Leben, bin mir aber bewusst,
dass es nicht jedem so
geht.“ Also will er helfen. „Da,
wo ich helfen kann.“ Er nutzt
sein „kleines Helfersyndrom“,
wie er es selber nennt, seine
Geduld und seine Kontaktfreude
und arbeitet als ehrenamtlicher
Helfer beim Malteser
Hilfsdienst. Dort sorgt er
unter anderem dafür, dass ältere
und bedürftige Menschen
oder solche, die in ihrer
Mobilität eingeschränkt sind,
mithilfe des „Mobilen Einkaufwagens“
ihre Wocheneinkäufe
erledigen können.
Gedacht ist der kostenfreie
Einkaufs-Fahrdienst für jene in
der Mindener Innenstadt, die
nicht selbstständig in den
Supermarkt gehen oder fahren
können. Eine Problematik,
die sich noch verschärft hat,
seit im September 2017 mit
dem Kaufland der letzte große
Lebensmittelmarkt aus der
Innenstadt verschwunden ist.
Das hat auch Susanne Leimbach,
Geschäftsführerin der
Caritas Minden, erkannt. Sie
hatte die Idee für den „Mobilen
Einkaufswagen“. Realisiert
wurde das Projekt gemeinsam
mit dem Malteser Hilfsdienst.
Und so funktioniert es: Der
kostenlose Fahrdienst begleitet
bedürftige Menschen, die
in der Mindener Kerninnenstadt
und im Bereich zwischen
Weser, Weserstraße,
Hermannstraße und Ringstraße
leben, beim Wocheneinkauf.
An jeder Fahrt können
maximal vier Personen teilnehmen.
Dienstags und donnerstags
werden diese vormittags
von einem Fahrer und
einem Begleiter von zu Hause
abgeholt und zum E-Center
Parkplatz an der Königstraße
gefahren, wo sie in Ruhe
ihre Erledigungen machen
können. „Wir fahren grundsätzlich
nur dorthin“, sagt Susanne
Leimbach. Das habe
ganz praktische Gründe:
Neben dem Supermarkt sind
verschiedene Discounter, ein
Getränkemarkt und ein Gartencenter,
ein Elektronikmarkt,
Bekleidungsgeschäfte
und eine Bank auf kurzer Strecke
erreichbar. Wer möchte,
wird auf Wunsch auch in den
Geschäften von Fahrer oder
Begleitperson unterstützt. Danach
werden alle Einkäufe verladen
und gegen Mittag geht
es wieder nach Hause.
Bei der Umsetzung des Fahrdienstes
sind Caritas und Malteser
auf viele rechtliche Herausforderungen
gestoßen. „Es
gab sehr hohe Anforderungen“,
sagt Harald Kersebaum,
der das Projekt von Anfang an
koordiniert hat. So dürfen die
Leute beispielsweise nur von
zu Hause abgeholt werden und
müssen dort auch wieder abgeliefert
werden. In den Fahrzeugen
dürfen keine Rollstühle
transportiert werden, zusammenklappbare
Rollatoren
dafür schon. Auch das Fahrzeug
musste entsprechend verschiedener
Bestimmungen
umgebaut werden. „Und natürlich
steht und fällt so ein
Projekt mit der Unterstützung
ehrenamtlichen Helfer“,
sagt Robert Kesselmeier, Koordinator
Ehrenamt im Bezirk
OWL. „Ohne sie gäbe es diesen
Dienst nicht.“
Nach einem ersten MT-Bericht
im vergangenen Jahr meldeten
sich mehr als ein Dutzend
potenzielle neue Ehrenämtler,
die ihre Unterstützung
anboten. Doch auch diese
müssen gewisse Anforderungen
erfüllen (siehe Infokasten).
Dafür würden sie aber
auch umfänglich ausgebildet.
„Wer den Gesundheitscheck
bestanden hat, wird zunächst
in Erster Hilfe ausgebildet, erhält
eine Fahreinweisung und
nimmt an einer internen Demenzschulung
teil“, zählt Harald
Kersebaum auf. Das gesammelte
Wissen käme den
Helfern nicht selten auch privat
zugute. „In jedem Fall bekommen
wir sehr oft die Rückmeldung,
wie interessant die
Schulungen seien.“ Inzwischen
gibt es fünf neue Helfer,
die als Fahrer oder Begleitpersonen
zur Verfügung
stehen. „Wir würden uns freuen,
wenn sich noch weitere Interessierte
melden“, sagt Robert
Kesselmeier. „Der Bedarf
ist definitiv da.“
Harald Kersebaum ist bereits
seit 1984 ehrenamtlich bei
den Maltesern. Meistens
macht ihm seine Arbeit dort
Freude, manchmal strengt sie
ihn aber auch an. „Aber ich
weiß immer, wofür ich es tue.
Und ich bekomme von den
Leuten, denen wir helfen, auch
eine Menge zurück.“ So sind jene,
die den Fahrdienst bis jetzt
nutzen, voll des Lobes. „Wir haben
viele positive Rückmeldungen“,
sagt Susanne Leimbach.
Das läge nicht zuletzt daran,
dass die Leute neben der
praktischen Hilfe auch von der
sozialen Ebene des Projekts
profitieren würden. „Die Menschen
kommen vor die Tür, sie
erleben wieder etwas und tauschen
sich aus. Diese Komponente
darf man nicht unterschätzen“,
ergänzt Robert Kesselmeier.
Plötzlich könne man
wieder sagen, man habe dienstags
etwas vor. „Das ist ein Baustein,
der zum Menschsein dazugehört.“
Dass manche Menschen am
Anfang zögern würden, die Hilfe
in Anspruch zu nehmen,
weiß Susanne Leimbach. „Aber
das müssen sie gar nicht. Sie
können den Dienst einfach mal
ausprobieren. Jeder, der in diesem
Bereich Hilfe und Unterstützung
benötigt, kann sich
sehr gerne bei uns melden.“
Wer den kostenlosen Einkaufs
Fahrdienst in Anspruch
nehmen möchte, kann dies
eine Woche vorher über die Caritas
Zentrale anmelden: Telefon
(0571) 828 999.
Harald Kersebaum ist für den „Mobilen Einkaufswagen“ im Einsatz. Fotos: Michaela Meier
Startklar fürs
Ehrenamt
Wer den Einkaufs-Fahrtdienst
unterstützen möchte,
sollte Folgendes mitbringen:
■ Führerschein Klasse B
und Fahrpraxis, auch
mit einem Schaltwagen
■ Erfahrungen oder aber
keine Scheu, ein Fahrzeug
von der Größe
eines VW-Bullis zu steuern
■ körperlich fit, keine gesundheitlichen
Einschränkungen
■ gutes Sehvermögen,
auch in der Dunkelheit
■ Offenheit und Geduld
■ Spaß am Umgang mit
Menschen
Susanne Leimbach von der Caritas Minden erhält viele
positive Rückmeldungen zu dem Einkaufs-Fahrdienst.
Robert Kesselmeier von den Maltesern weiß, ohne ehrenamtliche
Helfer wären solche Projekte nicht möglich.
Ehrenamtliche Helfer
werden gut ausgebildet