Petershagen extra 5
Familie hingegen erfährt erst
in den 1980er-Jahren, dass
ihre Mutter KZ-Aufseherin
war. Bis heute betrachten es
Erna de Vries, Tochter Ruth
und Enkelin Rebecca in Schulen
und an weiteren Veranstaltungsorten
als Familienaufgabe,
von dem Grauen zu
erzählen und die Geschichte
weiterzutragen. Im KZ Ravensbrück
wurden 3342 Frauen
zu Aufseherinnen ausgebildet.
Erst als Jugendliche erfährt
Dietlinde, dass die Frau,
von der sie aufgezogen wurde,
nicht ihre Mutter, sondern
ihre Tante ist. In ihren Nachforschungen
will sie herausfinden,
was für ein Mensch
ihre Mutter, die KZ-Aufseherin,
war. Sie hört nicht damit
auf, obwohl ihr Schmerz immer
größer wird, je mehr sie
sich mit diesem Thema beschäftigt.
Anders verhält sich
Eva, Dietlindes Tochter. Sie
betrachtet ihre Familiengeschichte
viel distanzierter. In
dem Film kommen Frauen zu
Wort, die mit der deutschen
Vergangenheit und Gegenwart
auf unterschiedliche
Weise verbunden sind.
Nach der Filmvorführung
betrat Erna de Vries den Saal
des Alten Amtsgerichts, um
mit ihrer Tochter Ruth an der
Gesprächsrunde teilzunehmen.
Der lang anhaltende Beifall
des Publikums war eine
Demonstration aus Anerkennung,
Bewunderung und Respekt
für das Engagement
und die Stärke der 96-Jährigen.
Marianne Schmitz-Neuland
wies darauf hin, dass
sich die Veranstaltung der
Arbeitsgemeinschaft Alte Synagoge
Petershagen in die Themenreihe
zu den Anliegen
vieler Holocaust-Überlebender
einfüge: „Hört uns zu, wir
sind die letzten Zeitzeugen.“
Erna de Vries bekräftigte, dass
sie nie froh geworden wäre,
wenn sie ihre Mutter allein in
das KZ, einen Ort ohne Wiederkehr,
hätte fahren lassen.
Eine Besucherin fragte, ob
Nachbarn und weitere Einwohner
es wissen konnten,
welchem Schicksal die Juden
bei ihrer Verhaftung und Deportation
entgegensahen. Die
Antwort von Erna de Vries:
„Wer es wissen wollte, der hat
es gewusst.“ Viele Kinder seien
zu Hause von ihren Eltern
beeinflusst worden und hätten
zu ihr gesagt: „Wir spielen
nicht mehr mit dir, du bist Jüdin.“
Allerdings habe es nicht
nur Ablehnung gegeben. „Diese
Menschen konnten allerdings
nicht viel helfen. Sie haben
uns aber wenigstens gegrüßt.“
In einer Frage an Erna de
Vries aus dem Publikum ging
es um die Nachkriegszeit:
„Finden Sie es richtig, dass
viele Täter nicht bestraft worden
sind ?“ Dazu die Holocaust
Überlebende: „Das ist
sehr schlimm. Einige sind
wohl später bestraft worden,
waren aber oftmals schon so
alt, dass sie die Haft nicht
mehr antreten mussten.“
Zum Abschied würdigten die
Besucher den Besuch von Erna
de Vries mit lang anhaltendem
Beifall. Ihre Tochter Ruth
deutete an, dass es aufgrund
der großen Belastung die letzte
Veranstaltung dieser Art
mit ihrer Mutter gewesen sei.
Die Besucher erhoben sich von den Plätzen und würdigten den Besuch
von Erna de Vries mit lang anhaltendem Beifall.
Fotos: Ulrich Westermann
Erna de Vries im Gespräch mit
Maximilian, einem jungen Besucher.
Die 96-jährige Erna de Vries und ihre Tochter
Ruth beantworteten im Alten Amtsgericht
die Fragen der Besucher.
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