„Die Augen offen halten“
Holocaust-Überlebende Erna de Vries zu Gast im Saal des Alten Amtsgerichts
Ulrich Westermann
Petershagen. Das Besucherinteresse
war überwältigend.
Die Sitzreihen im Saal des Alten
Amtsgerichts reichten
nicht aus, die Einschränkungen
durch die Corona-Pandemie
waren noch nicht in Kraft
getreten. Im Mittelpunkt
stand die Jüdin Erna de Vries,
geborene Korn, die im Oktober
2020 97 Jahre alt wird. In
Begleitung ihrer Tochter Ruth
de Vries beantworte sie Fragen
des Publikums. „Alle
Menschen müssen die Augen
offen halten. Wichtig ist, bei
rechtsextremen Äußerungen
Mut zu zeigen und sich dagegenzustemmen“,
bekräftigte
die Seniorin.
Im Jahr 1943 hatte die damals
19-Jährige einige Gestapo
Leute überredet, sie in das
Konzentrationslager Auschwitz
zu deportieren, um ihre
Mutter dort nicht alleine zu
lassen. Erna wollte mit ihr zusammen
sein. Auf die Frage
eines Gestapo-Mannes antwortete
sie damals: „Wo meine
Mutter hingeht, möchte
ich auch hingehen.“
Im KZ wurden sie voneinander
getrennt. Erna konnte der
Ermordung entgehen. Sie
wurde als „Mischling ersten
Grades“ nach Ravensbrück gebracht,
um dort für die Rüstung
zu arbeiten. Tränenreich
war der Abschied in Auschwitz.
Mutter und Tochter trafen
sich auf der Lagerstraße.
Beide wussten, dass sie sich
niemals wiedersehen würden.
Die Mutter ist am 8. November
1943 in Auschwitz gestorben.
Die Tochter arbeitete bis
zur Schließung am 15. April
1945 im Frauen-KZ Ravensbrück.
Nach der Räumung
kam sie nach Mecklenburg.
Unterschlupf fand Erna Korn
bei einer Bauernfamilie. Im
Jahr 1947 heiratete sie Josef de
Vries. Ihr jüdischer Mann war
von 1939 bis 1945 Häftling in
den Konzentrationslagern
Neuengamme, Sachsenhausen
und Auschwitz-Birkenau.
Seit 70 Jahren lebt Erna de
Vries in Lathen bei Osnabrück.
„Dort bin ich noch nie
angefeindet worden“, berichtete
die 96-Jährige. Im Jahr
2014 ist sie mit dem Bundesverdienstkreuz
ausgezeichnet
worden. Das Programm im Alten
Amtsgericht mit dem
knapp einstündigen Dokumentarfilm
„Was bleibt“ sowie
der anschließenden Befragung
und Aussprache mit Erna
de Vries und ihrer Tochter
Ruth hatten Wolfgang Battermann,
Cord Rüter und Jens
Vogel von der Arbeitsgemeinschaft
Alte Synagoge Petershagen
organisiert.
Obwohl das Schicksal von
Erna de Vries nach zahlreichen
öffentlichen Veranstaltungen
im norddeutschen
Raum und darüber hinaus bekannt
ist, hatten sich im Alten
Amtsgericht neben zahlreichen
Besuchern aus dem
Kreis Minden-Lübbecke auch
Gäste aus Bielefeld, Nienburg,
Hoya und dem Schaumburger
Land eingefunden.
AG-Vorsitzende Marianne
Schmitz-Neuland stellte den
Lebensweg der 96-Jährigen
vor und dankte für ihren Besuch
in Petershagen: „Liebe
Frau de Vries, wir wissen es
sehr zu schätzen, dass Sie die
Strapazen der Reise auf sich
genommen haben, um uns
aus ihrem Leben und Überleben
zu berichten.“ Zudem
ging Schmitz-Neuland auf
den Dokumentarfilm ein, der
die familieninterne Auseinandersetzung
mit dem Holocaust
auf der Seite der Täter
und der Opfer thematisiert.
Der Film feierte im April
2008 auf dem Internationalen
Frauenfilmfestival in Köln
seine Premiere. Weitere Aufführungen
bei Filmfestivals,
in Schulen und in Gedenkstätten
folgten (Ravensbrück
und Topographie des Terrors
in Berlin).
In „Was bleibt“ geht es um
drei Frauen und drei Generationen.
Der Film spiegelt 70
Jahre deutscher Geschichte
wider: Die Jüdin Erna verspricht
ihrer Mutter, über das
erlebte Grauen zu berichten.
Dietlinde aus einer anderen
Wolfgang Battermann und Rebecca Vogel begleiteten Erna de Vries in das Alte
Amtsgericht. Der Vortrag fand noch vor den Corona-Einschränkungen statt.
AG-Vorsitzende Marianne
Schmitz-Neuland begrüßte die
zahlreichen Gäste.
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