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18 AUSGABE 3/2017 Beste Laune bei der Eskadron: Die Reiter im Bürgerbataillon präsentieren sich bei Sonnenschein auf dem Scharn – MT-Redakteur Henning Wandel darf den Moment zu Pferde miterleben. Foto: Susann Lewerenz/Stadt Minden würde. Aber seit einigen Jahren geht das Bürgerbataillon ganz auf Nummer sicher und reitet auf Pferden aus einem Krefelder Stall, die speziell für solche Veranstaltungen trainiert werden. Eigentlich schade: Schon nach wenigen Reitstunden mit Pims fühlt es sich fast schon an, als hätte ich einen neuen Kumpel gefunden, den ich nur ungern gegen ein Mietpferd eintauschen würde. Am großen Tag stehen Clemens und Pims also gemütlich in ihrem Stall in Friedewalde – und auf mich wartet Andaluz. Das klingt schon nach spanischem Temperament, ein Hingucker ist der Fliegenschimmel noch dazu. Und weil die Eskadron mit Klaus Langenkämper in diesem Jahr auch noch den lang ersehnten ersten König stellt, sind Andaluz und ich auf dem Weg durch die Mindener Innenstadt auch noch ganz schön weit vorne in der Paradeaufstellung. Ein Rückzieher kommt jetzt natürlich nicht mehr infrage. Also: Rücken gerade, Hacken tief, los geht’s. Auch nach einem guten Dutzend Reitstunden bei Rittmeister Thäsler ist der Sams- Neuer Blick auf das Freischießen MT-Redakteur Henning Wandel erlebt den Paradetag als Gast der Eskadron In einem Vierteljahr vom Nicht-Reiter zum Gast-Reiter: Das Freischießenjahr 2017 konnte für mich nicht ungewöhnlicher beginnen. Das Abenteuer beginnt auf dem Hof von Rittmeister Dieter Thäsler, dem Chef der Mindener Eskadron – der berittenen Abteilung des Bürgerbataillons. Von ihm stammt die Idee, das Freischießen aus einer anderen Perspektive zu zeigen – und dafür in nur wenig mehr als vier Monaten einem Anfänger das Reiten beizubringen. Zumindest so weit, dass ich bei der Parade auch dann die Ruhe bewahre, wenn das Pferd einmal antraben sollte. Ohne Angst in allen drei Gangarten, so heißt das Ziel bis zum Samstag des Freischießens. Die erste Begegnung mit Thäslers Pferd Clemens hinterlässt ordentlich Eindruck, ich kann dem Westfalen nicht einmal über die Schulter schauen – der Widerrist des dunkelbraunen Wallachs liegt bei 1,86 Meter hoch und überragt mich also um vier Zentimeter. Auf Clemens soll ich meinen ersten Sitzversuch machen. Eine echte Premiere den. Um ganz sicherzugehen, nutze ich jede Gelegenheit, den Oldenburger mit einer Möhre zu bestechen und nehme mir beim Putzen extra viel Zeit für den alten Knaben. Wenn er sich wohlfühlt, habe ich es anschließend vielleicht etwas leichter. Inzwischen weiß Pims auch schon genau, in welcher Tasche ich meinen Karotten-Vorrat versteckt „Der Blick auf den Simeonsplatz lässt mir den Atem stocken.“ habe – und das Pferd hat einen wirklich überzeugenden Hundeblick drauf: Den Kopf schräg nach unten, den Blick schüchtern nach oben und schon weiß ich: Pims hat Appetit. Beim Freischießen selbst haben die Mindener Pferde frei. Auch Rittmeister Thäsler wird die Eskadron dann nicht mit seinem Clemens anführen, obwohl sich beide gut kennen und höchstwahrscheinlich nichts passieren ist der Nachmittag in Friedewalde nicht. Über meine wirklich erste Reiterfahrung vor 25 Jahren hülle ich aber lieber den Mantel des Schweigens. Nur ein paar Stichworte: jugendlicher Leichtsinn, kein Sattel und ein wirklich schmerzhafter Abgang. Und jetzt soll ich mich allen Ernstes darauf vorbereiten, am Paradetag aus dem Sattel über das Mindener Freischießen zu berichten? Zum Glück kann Dieter Thäsler sich gut in meine Situation hineinversetzen: Auch er hat die Reiterei erst spät für sich entdeckt. Sein Umgang mit den Tieren wirkt auf mich dennoch so natürlich und routiniert, dass ich meine erste Angst schnell überwinde. Für den wöchentlichen Unterricht bleibt der Riese Clemens aber erst mal in seiner Box. Stallkollege Pims, den Thäsler als Schulpferd auserkoren hat, ist aber auch nicht wesentlich kleiner. Dafür hat er mit seinen 23 Jahren den Langmut, mich ohne zu klagen auf seinem Rücken zu dul-


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