Schulen und Zeitung: Redaktion und Lehrer diskutieren bei MT-Leserseminar

Smartphones sind auf dem Vormarsch. Jugendliche lesen so viel wie nie zuvor - allerdings keine Tageszeitung und kaum aktuelle Nachrichten. Foto: Karl-Josef Hildenbrand /dpa ACHTUNG: Dieses Bild hat dpa bereits im Bildfunk gesendet. +++(c) dpa - Nachrichten für Kinder+++

Smartphones sind auf dem Vormarsch. Jugendliche lesen so viel wie nie zuvor – allerdings keine Tageszeitung und kaum aktuelle Nachrichten. Foto: Karl-Josef Hildenbrand /dpa

Um Praktisches ebenso wie um Grundsätzliches ging es beim Leserseminar “Zeitung und Schule” am Samstag, 24. Oktober in der MT-Redaktion. Rund 15 Pädagoginnen und Pädagogen aller Schulformen waren der Einladung zum Gedankenaustausch mit  Lokalchefin Monika Jäger und MT-Redakteurin Anja Peper gefolgt, die lange die Junge Redaktion, die Jugendseiten und das Schulprojekt “Zeitungstreff” betreut hat.

Klarer Appell an die Zeitung: Über möglichst viele Aktivitäten der Schulen und vor allem der Schüler in der Zeitung berichten. Denn für die Jungen und Mädchen sei das eine wichtige Wertschätzung. “Erst, wenn es in der Zeitung gestanden hat, ist es auch wirklich passiert”, fasste eine der Teilnehmerinnen zusammen.

Die Vertreter aller Schulformen machen zudem deutlich, dass das große Thema Inklusion aus ihrer Sicht mehr gesellschaftlicher und auch redaktioneller Aufmerksamkeit bedarf. Hierzu solle es daher in nächster Zeit eine Gesprächs- und Disussionsrunde beim MT geben, denn nur schul- und schulformübergreifend ließen sich alle Aspekte erfassen und beleuchten, so die Pädagogen.

Lesen junge Menschen überhaupt noch die gedruckte Tageszeitung? Die ernüchternde Antwort: kaum, Tendenz sinkend. Oft haben die Elternhäuser kein Abonnement mehr, so dass die Kinder nicht an die Zeitung als Informationsquelle herangeführt werden – so die Erkenntnis der Pädagogen. Sie wünschen sich daher, dass in den Pausenräumen und Mensen ihrer Schulen MT aushängen, die die Schüler dann lesen können.

Und wie ist es mit den Lehrern, lesen die selbst überhaupt noch? Peper berichtete von Erfahrungen mit dem Schulprojekt “Zeitungstreff”, wo selbst die teilnehmenden Projektlehrer nur  noch in sehr geringer Zahl Print-Abonnenten waren. Einige der Lehrer sprachen sich in der Diskussion beim MT dafür aus, wieder eine Schülerzeitungskultur an den Schulen zu etablieren. Diese Zeitungen gibt es inzwischen nur noch an einigen Grundschulen. Dass es das MT-Schulpriojekt zuletzt so schwer hatte, liege klar an der verkürzten Schulzeit mit G8, so die Vertreter der weiterführenden Schulen. Wie für vieles andere sei da kaum noch Zeit etwa für Recherche außerhalb.

Jäger informierte über aktuelle Entwicklungen beim Leseverhalten junger Menschen. “Scrollen ist das neue Lesen”, sagte sie. 92 Prozent der Jugendlichen hatten 2014 einen Internetzugang (2008 = 52%), 88 Prozent hatten 2014 ein Smartphone (2008 = 14%).  86 Prozent gehen über das Smartphone in Internet (2008 = 4%). Sie nutzen das Smartphone für Kommunikation (44%), Spiele (18%), Information (13%), Unterhaltung (25%). Ungefähr 25mal pro Tag wird WhatsApp gecheckt.

Doch keine Zahl verdeutlicht den Umbruch im Umgang mit Medien so wie diese: 67 Prozent der Unter-30-Jährigen verlassen sich komplett oder gelegentlich ausschließlich auf soziale Netzwerke wie “Faceboook” als Quelle. “Das persönliche Handy wird zum eigenen Nachrichtenmagazin.” Es wird deutlich kürzer gelesen, und die eigenen Nutzerdaten beeinflussen das, was an Nachrichten und Informationen dargestellt wird. Das führt zu einer “Bubble” aus computergenerierten Nachrichtensammlungen und von Freunden “Empfohlenem”. “Das können Kätzchenvideos, Gerüchte, witzige Bilder sein. Aktuelle Nachrichten sind da eher zufällig drunter.” Gefahr: Die breite Information bleibt auf der Strecke.

Für Jäger ist es eine wichtige Aufgabe der Schulen, das Interesse an gesellschaftlicher Teilhabe und politischer Bildung zu wecken und zu füttern. “Dass junge Menschen sich heute  auf breiter Basis mit Nachrichten in Häppchen zufrieden geben, ist auch ein Versäumnis schulischer BIldung.”

Wie wird das MT künftig über Schule und BIldung berichten? Jäger warb dafür, dass die Schulen vor allem bildungspolitisch relevante Themen setzen. Neue Konzepte, Inklusion, Integration, neue Medien – übergreifende Themen wie diese sind von hoher Relevanz. Besondere und außergewöhnliche Erfolge einzelner Schulen und Schüler können ebenfalls gewürdigt werden, sollten dann aber jeweils in ihrer Bedeutung auch eingeordnet werden. Gleichzeitig erwartet die Redaktion aber auch Transparenz bei kritischen Nachfragen zu Themen wie Lehrer-Fehlstunden, Mobbing, Gewalt an Schulen – das sind Themen, die junge Menschen ganz besonders interessieren.

Sicher ist aber auch: Schulen, und vor allem Grundschulen, sind wichtige Einrichtungen in den Städten, Gemeinden und Ortsteilen, und selbstverständlich soll in der Zeitung stehen, was dort los ist. Wie das gehen kann mit Ankündigungen, Berichten und Nachberichten von Schulfesten, Projekten,  Theater- und Musikaufführungen, auch darum ging es beim Workshop.

 

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