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Pflegeguides als Ansprechpartner

J.C.C. Bruns will die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf erleichtern.

„So lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben“ – so lautet der Wunsch vieler älterer Menschen. Im Alltag übernehmen meist Angehörige die Pflege, teilweise unterstützt ein ambulanter Pflegedienst. ©Gecko Studio – stock.adobe.com

Manchmal ist es ein schleichender Prozess, manchmal geht es ganz schnell: Wenn ein nahestehender Mensch pflegebedürftig wird, stellt das ihn oder sie aber auch die Angehörigen vor eine ganz neue Situation. Sind Letztere berufstätig, kann es kräftezehrend sein, Pflege und Job unter einen Hut zu bringen. J.C.C. Bruns will helfen, diese Vereinbarkeit zu erleichtern. Deswegen gibt es mit Melanie Dierks, Gunda Schünemann, Jörg Wehling und Michaela Meier vier sogenannte Pflegeguides im Unternehmen. Sie sind Ansprechpartner für alle Mitarbeitenden, die sich mit dem Thema beschäftigen.

Pflegeguides und Ansprechpartner

    Michaela Meier Foto: pr

    Jörg Wehling Foto: pr

 

  • für die Verlags-GmbH: die Betriebsratsmitglieder Jörg Wehling (-155) und Michaela Meier (-222)
  • für die Betriebs-GmbH: Melanie Dierks (-109)
  • für die Druckwelt im Werk II: Gunda Schünemann (-139)

Die Gründe

Ein Sturz, eine Krankheit oder voranschreitendes Alter: Die Gründe für Pflegebedürftigkeit sind vielfältig. Die meisten Betroffenen möchten in diesem Fall von zu Hause aus versorgt werden. Teilweise wird die Pflege von den Angehörigen alleine geleistet, teilweise unterstützt ein ambulanter Pflegedienst. Seit Jahren steigt die Zahl pflegender Angehöriger und damit auch die Zahl derer, die gleichzeitig arbeiten. Waren es 1997 noch 40 Prozent, sind es heute bereits 54 Prozent, die diese Doppelbelastung leisten. „Und das stellt die meisten von ihnen vor enorme Herausforderungen“, weiß Andrea Strulik, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Minden-Lübbecke. „Sie wollen der Anforderung der Arbeitswelt ebenso gerecht werden wie dem nicht immer vorhersehbaren Hilfebedarf des Angehörigen.“ Gemeinsam mit ihrem Kollegen Klaus Marschall, Koordinator für Behinderten- und Seniorenbelange, bildet sie Pflegeguides innerhalb der Initiative „Pflege und Beruf“ fort.
Trotz der steigenden Zahlen ist das Thema für viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen noch immer tabuisiert. Sie fürchten um ihre Karrierechancen oder ihre Anstellung. „Dabei ist Kommunikation das Wichtigste“, sagt Klaus Marschall. Eine Pflegesituation hat beinahe immer Auswirkungen auf beruflicher Ebene. Arzttermine, die während der Arbeitszeit eingehalten werden müssen, Mahlzeiten, die zubereitet oder gereicht werden müssen, regelmäßige pflegerische Handlungen, die keinen Aufschub dulden – die Liste ist lang. Diese Zerrissenheit zwischen Privatem und Beruflichem kann auf Dauer Folgen haben, wie geringere Leistungsstärke, häufigere Krankheitsausfälle oder Konzentrationsschwäche. Denn je länger die Pflegesituation anhält, desto mehr steigen die psychischen und physischen Belastungen. Es sei daher absolut sinnvoll, den Vorgesetzten oder Arbeitgebern die Situation zu erklären. Schließlich ist es auch im Interesse der Firmen, qualifizierte Mitarbeitende langfristig zu beschäftigen. „Daher ist es wichtig, dass es Ansprechpartner im Unternehmen gibt, die ein offenes Ohr haben und über bestehende Angebote und innerbetriebliche Maßnahmen informieren können“, findet Pflegeguide Melanie Dierks.

Die Aufgaben

Aufgabe der Pflegeguides ist es, bestehende Hilfsangebote in der Region aufzuzeigen, über innerbetriebliche Möglichkeiten zu informieren und ein Gesprächsangebot zu bieten. „Viele Pflegende wissen gar nicht, welche Möglichkeiten sie haben, sich Unterstützung zu holen“, ist sich Jörg Wehling sicher. „An dieser Stelle möchten wir helfen.“ So gibt es Zentren für Pflegeberatung, Angebote und Fortbildungen für Pflegende. Es gibt gesetzliche Regelungen, die unterstützen sollen, wie die kurzzeitige Arbeitsverhinderung, Pflegezeit, Familienpflegezeit und sonstige Freistellungen. Wer sich unvermittelt in einer Pflegesituation wiederfindet, weiß jedoch oftmals nichts von diesen Möglichkeiten. So ging es vor einigen Jahren auch Pflegeguide Gunda Schünemann. Ihr Vater wurde damals durch eine OP kurzfristig pflegebedürftig. „Man fühlt sich wie der Ochs vorm Berge“, erinnert sie sich. „Ich hatte keine Ahnung, an wen ich mich wenden kann, woher ich Hilfe bekommen kann.“

Das Angebot

Diese Lücke wollen die Pflegeguides schließen. Auch Verleger Sven Thomas unterstützt das Vorhaben ausdrücklich. „Wir sind ein familienfreundliches Unternehmen. Das bedeutet auch, dass wir die Belange Einzelner ernst nehmen, zusammenrücken und uns kümmern.“ Ihm ist sehr daran gelegen, pragmatische Lösungen zu finden, wie beispielsweise eine flexible Arbeitszeitregelung. Daher werden die Pflegeguides in den kommenden Monaten und in Absprache mit Sven Thomas organisatorische und unterstützende Maßnahmen entwerfen, die betroffene Mitarbeitende direkt entlasten können. Nach den Sommerferien soll es zudem gemeinsam mit den entsprechenden Ansprechpartnern des Kreises Minden-Lübbecke eine Infoveranstaltung für alle Mitarbeitenden des Verlagshauses geben.

Mehr Infos: Wer auf der Suche nach Informationen, Ansprechpartnern oder regionalen Unterstützungsangeboten ist, kann sich gerne an die Pflegeguides wenden.

Journalismus und Öffentlichkeit miteinander ins Gespräch bringen

Veranstaltungsreihe „Mindener Mediengespräche“ erfolgreich gestartet

Diskutierten gemeinsam und mit dem Publikum im Kleinen Theater am Weingarten: MT-Lokalleiter Henning Wandel (von links), MT-Ombudsmann Matthias Kalle und VHS-Direktor Marco Düsterwald. MT-Foto: Alex Lehn

Diskutierten gemeinsam und mit dem Publikum im Kleinen Theater am Weingarten: MT-Lokalleiter Henning Wandel (von links), MT-Ombudsmann Matthias Kalle und VHS-Direktor Marco Düsterwald. MT-Foto: Alex Lehn

Passend zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai starteten die „Mindener Mediengespräche“. Als Beitrag zur Medienkompetenzförderung holen Mindener Tageblatt und Volkshochschule vier Mal im Jahr Persönlichkeiten aus dem Journalismus zum öffentlichen Gespräch in die Stadt.
Matthias Kalle, Medien-Ombudsmann des Mindener Tageblatts, zitierte zu Beginn des ersten „Mindener Mediengesprächs“ im Kleinen Theater am Weingarten den Schriftsteller George Saunders. Der hatte eine Reportage mit dem Satz begonnen „Donald Trump trägt eine rote Mütze oder auch nicht.“ Auf diese Weise zeige der Text, dass sich auch ein Reporter seiner Wahrnehmung nicht immer sicher sein dürfe. Das aber passiere im Journalismus zwar zunehmend, aber noch zu selten, ist Kalle überzeugt. Wirklichkeit abzubilden, die ja ohnehin jeder anders wahrnehme, sei „gar nicht so leicht“. Deshalb sollte es aus Sicht des früheren Zeit-Journalisten dazugehören, die Grenzen dessen, was Journalismus kann, transparent zu benennen.
Damit war ein handfester Konflikt beschrieben, der die Zuhörer zum Mitwirken und Mitdenken einlud. Und es brachten sich auf Einladung von Volkshochschule und Mindener Tageblatt dann auch tatsächlich viele der rund 60 Besucher ein. Einer merkte an, dass es so etwas wie Neutralität ja ohnehin nicht geben könne. Jemand anderes warf später ein, dass es aber schon wichtig sei, einen nüchternen Informationsstand und nicht nur die Weltsicht des Schreibenden geliefert zu bekommen.
Dieses Konfliktfeld kennt MT-Lokalleiter Henning Wandel aus seiner täglichen Arbeit gut. Das drücke sich auch dadurch aus, dass Leser versuchen, auf Basis von Texten die politische Präferenz des Autors zu ergründen. „Ich soll quasi schon in jeder Partei gewesen sein“, berichtete Wandel mit einem Augenzwinkern. Tatsächlich sei er natürlich in keiner, denn das würde sich mit dem überparteilichen Anspruch nicht decken. Er wolle und dürfe keine eigene Agenda haben. Das zeigte: Einerseits bemühen sich Journalisten vielleicht nicht immer ausreichend um eine möglichst nüchterne Beschreibung. Andererseits lesen Menschen in Texte aber auch Dinge hinein, die dort gar nicht stehen.
Es waren Spannungsfelder wie diese, um die die Auftaktveranstaltung der „Mindener Mediengespräche“ kreiste. Drei weitere werden in diesem Jahr noch folgen (siehe Infokasten). VHS-Direktor Marco Düsterwald und MT-Chefredakteur Benjamin Piel entwickelten das Format, um einen Beitrag zur Medienkompetenzförderung zu leisten. Sinkende Medienkompetenz, erläutert Piel, sei etwas, dass ihm Bauchschmerzen bereite. „Denn wir alle sind zu Journalisten geworden, aber wir verhalten uns nicht wie welche. Soll heißen: Fast alle Menschen veröffentlichen den ganzen Tag Inhalte, Thesen, Behauptungen. Aber oft wird nicht ausreichend geprüft, was man da so alles bei Whats-App, Facebook und Twitter weiterleitet und teilt.“ Desinformationen, führt der MT-Chefredakteur weiter aus, hätten so ein leichtes Spiel. Dieses Problem könne man zwar nicht von Minden aus lösen, jedoch einen Beitrag dazu leisten.
VHS-Direktor Marco Düsterwald hebt die wichtige Rolle der Volkshochschulen bei der Förderung von Medienkompetenz hervor. Er verstehe sie als Orte des Lernens, des Austausches, des Diskurses und der Demokratie – ideal also, um im gegenseitigen Miteinander auch kontroverse Themen anzugehen und Erkenntnisse zu gewinnen. Düsterwald unterstreicht zudem die Vielschichtigkeit des Schlagwortes „Medienkompetenz“. „Dahinter verbergen sich die Kategorien: Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung“, erläutert er.

„Menschen für Medienkompetenz begeistern“

„Die Mediennutzung ist breit angelegt. Nahezu jede und jeder nutzt Medien zur Information und Unterhaltung. Wenn es aber darum geht, Medienkunde zu zeigen, etwa durch die Überprüfung von Quellen, wird es deutlich schwieriger. Bei der wachsenden Flut an Informationen braucht es ein erhöhtes Maß an Kompetenz, diese einordnen zu können. Hier sehe ich noch viel aufklärende Arbeit vor uns: Von den Schulen über die VHS bis hin zur Tageszeitung.“
Benjamin Piel sieht es als besondere Herausforderung, Menschen für das Thema Medienkompetenz zu begeistern. „Das klingt nach viel Theorie und nach etwas, das mit dem eigenen Leben nicht viel zu tun hat“, sagte er. „In Wirklichkeit ist es allerdings ganz anders. Denn wenn wir nicht sehr genau prüfen, welche Inhalte wir weiterverbreiten, machen wir uns zu Mittätern von Despoten und anderen Menschen, die schlechte Absichten haben. Das Thema hat also sehr viel mit uns und unserer Verantwortung zu tun“, unterstreicht der MT-Chefredakteur.
Um einen weniger theoretischen, sondern persönlichen Zugang zur Medienkompetenz zu eröffnen, wählen die „Mindener Mediengespräche“ den Weg über bekannte Gesichter und spannende Persönlichkeiten. „Auf diese Weise“, erläutert Piel, „können wir am besten vermitteln, wie Journalisten arbeiten, vor allem aber – so wie bei der Auftaktveranstaltung am 3. Mai – Öffentlichkeit und Journalismus miteinander ins Gespräch bringen.“

 

Fortsetzung folgt

Die Volkshochschule und das Mindener Tageblatt starteten die „Mindener Mediengespräche“. Vier Mal im Jahr holen sie journalistische Persönlichkeiten in die Stadt und bringen sie mit der Öffentlichkeit ins Gespräch. Die Veranstaltungen finden von 19 bis 22 Uhr im VHS-Gebäude „Kleines Theater am Weingarten“, 1. Etage, statt. Der Eintritt ist frei.

Die nächsten Termine:

  • 16. August: Tagesthemen-Chefredakteur und -Moderator Helge Fuhst berichtet, wie die Tagesthemen ihre Nachrichten auswählen und gewichten.
  • 19. Oktober: Aus seinem neuesten Buch „Afrika! Rückblicke in die Zukunft eines Kontinents“ liest Bartholomäus Grill, der frühere Afrika-Korrespondent von Spiegel und Zeit.
  • 22. November: Der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Michael Haller ist zu Gast in Minden. Er berichtet über seine Forschung, in der er die Arbeit von Journalisten immer wieder kritisch beleuchtet. Zuletzt hatte er mit einer Untersuchung zur Corona-Berichterstattung Aufsehen erregt.

Mut, Wahlparty, Umweltschutz

MT erhält vier Auszeichnungen beim Europäischen Zeitungspreis

Die Redaktion des Mindener Tageblatts erhält vier Auszeichnungen beim Wettbewerb „European Newspaper Award“ (Europäischer Zeitungspreis). Er hat das Ziel, internationale Trends bei der Gestaltung und Präsentation journalistischer Inhalte zu dokumentieren und den Ideenaustausch über europäische Ländergrenzen hinweg voranzubringen. Die international besetzte Jury des größten europäischen Wettbewerbs dieser Art sprach dem MT vier „Awards of Excellence“ für herausragende optische Umsetzungen zu.
Bereits in den Vorjahren war das MT mehrfach ausgezeichnet worden. In der 23. Runde des Wettbewerbs gingen Auszeichnungen in den Kategorien „Titelseite“, „Umweltschutz“, „Visualisierung“ und „Alternatives Storytelling“ an die MT-Redaktion. Ausgezeichnet wurden unter anderem die Silvester-Titelseite („Nur Mut“) und die Titelseite zur Bundestagswahl („Wahlparty“). Beide Cover hatte MT-Illustrator Alex Lehn gestaltet. Einen weiteren Preis gab es für eine von den Layoutern Alex Hoffmann und Jörg Barner entworfene Doppelseite, auf der das MT seine Redaktionellen Leitlinien präsentierte.
Für die Redaktion und ihre Mediengestalter setzt sich damit eine Serie von Auszeichnungen fort. So hatte es zwischen 2015 und 2020 jeweils zwischen drei und sieben Preise gegeben. Am Wettbewerb mit seinen 20 Kategorien hatten sich 161 Zeitungen aus mehr als 24 Ländern beteiligt. Die Hauptpreise („European Newspaper of the Year“) vergab die 18-köpfige Jury mit Mitgliedern aus neun Ländern in diesem Jahr an die norwegische Lokalzeitung „Hallingdølen“ (Ål), die spanische Regionalzeitung „Ara“ (Katalonien), „De Tijd“ (Brüssel) und die portugiesische Wochenzeitung „Expresso“ (Lissabon). Wann die Preisverleihung in Wien stattfinden kann, ist wegen der Coronapandemie noch ungewiss.