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Drei Fragen an … Julia Seele, Rotkreuz-Leiterin in Minden „Mir macht es Spaß, Menschen zu helfen“ (#200in365, No.116)

Julia Seele koordiniert 71 Mitarbeiter des Katastrophenschutzes. MT-Foto: Piel

Wenn es in Minden einen Bombenalarm gibt oder ein ICE stecken bleibt, sind Julia Seele und ihr Team vom Katastrophenschutz des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Minden mit einiger Sicherheit unter den Helfenden.

Was ist der Unterschied zwischen Sanitätsdienst und Katastrophenschutz?

Ein Sanitätsdienst ist gut planbar. Wenn eine Veranstaltung ansteht, dann können schon Wochen vorher die Einsatzkräfte eingeteilt werden. Eine Lage wie eine Bombenentschärfung ist etwas ganz anderes. Da müssen nach einem Alarm möglichst schnell Leute zusammengezogen werden. Es gibt vier Einsatzeinheiten im Kreis und eine im Bezirk.

Wie oft und in welchen Fällen sind die gefordert?

Es sind durchschnittlich zwei Einsätze im Jahr. Meistens im Zusammenhang mit einer Bombenentschärfung oder wenn ein Zug liegen geblieben ist. Beim Bombenalarm registrieren wir Evakuierte in Notunterkünften oder bereiten Verpflegung zu. Zusammen mit den anderen Ortsvereinen können wir solche Lagen gut bewältigen. Auch einen Mangel an Nachwuchskräften spüren wir bisher zum Glück nicht.

Wie kommen Menschen zur Mitarbeit beim Katastrophenschutz?

Meistens stoßen sie über die Sanitätsdienste dazu. Aktuell sind 71 Leute dabei, alle ehrenamtlich. Es gibt regelmäßige Fortbildungen bei den wöchentlichen Dienstabenden. Mir selbst macht es Spaß, Menschen zu helfen.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

Kitas, Kinder, Kostenstellen – Erzieher Tobias Tischer ist 29 Jahre alt und leitet zwei Kitas in Lahde und Petershagen. Warum gehen nicht mehr Männer diesen Weg? (#200in365, No.115)

Kita-Leiter Tobias Tischer im Gruppenraum mit den Zwillingen Jan (links) und Mika. MT-Foto: Benjamin Piel

Es ist Abholzeit in der Lahder Johanniter-Kita Bullerbü. Kinder springen Eltern in die Arme – Hausschuhe aus, Winterjacken an, „bis morgen“. Wenn der Kindergarten-Tag eine unruhige Phase hat, dann diese. Einrichtungsleiter Tobias Tischer bringt sie nicht aus der Ruhe. Der 29-Jährige steht in seinem Büro am Schreibtisch, die Tür ist fast immer offen. So ist es zwar oft laut, wenn er sich um Kostenstellen, Dienstpläne oder Abrechnungen kümmert. Aber das ist ihm lieber als abgeschottet zu sein vom Kita-Leben. „Es ist immer gute Laune vor der Tür und das ist schön“, sagt der gebürtige Mindener.

Noch immer gibt es deutlich mehr Erzieherinnen als Erzieher und Männer, die einen Kindergarten leiten, sind erst recht selten. Fischer bedauert das. „Ich wusste schon in der neunten Klasse, dass ich Erzieher werden will“, erinnert er sich. Er habe gemerkt, dass ihm die Arbeit mit Kindern liege, machte ein Praktikum in einer Kita, der Berufswunsch blieb.

Warum sich nicht mehr Männer für den Beruf entscheiden, weiß Tischer nicht so recht. Schließlich sei die gesellschaftliche Anerkennung hoch, politisch gewinne das Thema an Bedeutung, die abwechslungsreiche Arbeit lasse viel Freiraum für Kreativität. Nur die Bezahlung, die sei zu gering. „Wir haben einen hohen Stellenwert in der frühkindlichen Bildung, tragen viel Verantwortung und deshalb sollte man über die Gehälter nochmal nachdenken“, fordert er.

Tischer sind Männer als Mitarbeiter willkommen. Es sei gut für die Kinder auch männliche Ansprechpartner zu haben, Dinge wie das Kräftemessen stünden bei ihnen stärker im Fokus. Dass Männer sich mit dem impliziten Vorwurf konfrontiert sähen, sie seien womöglich pädophil, hat Tischer selbst nie erlebt und hat auch nicht den Eindruck, dass dieser Punkt ein Thema unter Eltern sei.

Weil der Eldagser inzwischen nicht nur die Kita in Lahde, sondern auch die Johanniter-Kita Regenbogen in Petershagen leitet, hat er immer mehr Führungs- und Verwaltungsaufgaben. Immerhin leitet er ein Team von 29 Mitarbeitenden. „Aber ich hole mir auch immer mal wieder Zeit mit den Kindern und gehe in die Gruppen“, sagt er. Außerdem sei ja auch die Organisationsarbeit am Ende etwas, das er für die Kinder mache.

Dass er fast ausschließlich Frauen zu führen hat, habe sich als unproblematisch herausgestellt. „Erst habe ich mir gedacht, was das wohl wird“, gibt er zu, aber inzwischen sei das gar kein Thema mehr.

In der Ganztagsbetreuung sieht der Vater eines Sohnes eine zunehmende Herausforderung für Kitas und deren Mitarbeiter. Denn das sei zum einen eine Herausforderung in der Organisation und mache perspektivisch vielleicht auch etwas wie Schichtarbeit zum Thema.

Und zum anderen wüchsen die pädagogischen Anforderungen an die Kitas. Tischkultur, soziales Miteinander, die Eltern möglichst stark teilhaben zu lassen, an dem was ihr Kind in der Kita-Zeit erlebt – diese Dinge gewinnen an Bedeutung und machen den Erzieherberuf komplexer.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

Drei Fragen an … Klaus Suchland von der Gesellschaft für Sicherheitspolitik – „Wir sind ein Sprachrohr der Politik“ (#200in365, No.114)

Klaus Suchland ist Oberst außer Dienst der Bundeswehr. Foto: Herbert Busch

Klaus Suchland war Oberst bei der Bundeswehr und leitet schon seit Jahren die Sektion Minden der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP). Die verteidigungspolitische Lobbyorganisation will auf internationale Krisen, Konflikte und Bedrohungen sowie die Möglichkeiten des Staates, darauf zu reagieren, aufmerksam machen und wirbt für die Bedeutung der staatlichen Verteidigung. Der Verein wird unterstützt vom Verteidigungsministerium und dem Bundespresseamt.

Sind werben für eine Notwendigkeit von Verteidigung. Wäre eine Welt ohne Waffen nicht besser?

Das ist ein gutes Ziel, ganz klar. Aber realistisch ist es unter den gegebenen Bedingungen nicht.

Ist die GSP ein Sprachrohr der Bundeswehr?

Nein, wir sind ein Sprachrohr der Politik, konkret der Sicherheitspolitik, dabei allerdings parteipolitisch und konfessionell neutral. Natürlich ist die Bundeswehr eines unserer Themen, und natürlich bin ich als Oberst außer Dienst ihr gegenüber loyal. Auch sehe ich deren Notwendigkeit.

Wie gehen Sie bei der GSP vor?

Wir klären Bürger bei Informations- und Diskussionsveranstaltungen sowie Vorträgen zu sicherheitspolitischen Themen auf. Dabei ist natürlich auch Raum für unterschiedliche Meinungen. Allerdings haben wir ein recht pflegeleichtes Publikum, wenngleich das Klima insgesamt rauer geworden ist.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur