Monthly Archives: September 2015

Die digitale Wissensschatzkammer der Region: MT-Zeitungsarchiv jetzt online verfügbar

Die Startseite des Online-Archivs. Die Beispielseiten im Slider lassen sich per Mausrad auswechseln. Repro MT

Die Startseite des Online-Archivs: Die Beispielseiten im Slider lassen sich per Mausrad auswechseln. Repro MT

Es ist soweit: Das Mindener Tageblatt bringt sein Zeitungsarchiv ans Netz. Alle seit 1856 jemals erschienenen Zeitungsseiten sind dort verfügbar, außerdem Online-Artikel seit 2009. Die Suche ist frei, Gefundenes kann gegen Gebühr erworben werden. Ein Großprojekt findet seinen Abschluss mit der Aufnahme des öffentlichen Betriebs.

Die Früchte von 160 Jahren lokaler Zeitungsarbeit im digitalen Zugriff

Am 5. Juli 1856 erschien im kleinen Mindener Druck- und Verlagsunternehmen J.C.C. Bruns die erste reguläre Ausgabe des „Kreisblatts für die Kreise Minden und Lübbecke“. Hergestellt im Handsatz und in niedriger Auflage auf kleinem Format gedruckt, zunächst noch mehr oder weniger ohne redaktionellen Inhalt und nur ein-, später zweimal die Woche erscheinend, war es bereits der zweite Versuch des Druckers Johann Christian Conrad Bruns, mit einer lokalen Zeitung im Geschäft mit der Verbreitung von Nachrichten und Anzeigen Fuß zu fassen.

Im Gegensatz zum ersten hatte dieser Erfolg – und zwar nachhaltig: Gut 160 Jahre später erscheint die Zeitung als „Mindener Tageblatt“ immer noch. Nach wie vor befindet sie sich – ausschließlich – im Besitz der Gründerfamilie, die sie inzwischen in sechster Generation herausgibt. Nach wie vor ist sie (als eine von nur noch einer Handvoll Zeitungen vergleichbarer Größenordnung in Deutschland) wirtschaftlich, technisch, publizistisch und redaktionell vollkommen eigenständig. Und nach wie vor versteht sie sich, mehr denn je, als Zeitung der Region, aus der und für die sie seit mehr als eineinhalb Jahrhunderten berichtet.

Suchmaske und Ergebnisausgabe. Repro: MT

Suchmaske und Ergebnisausgabe. Repro: MT

In dieser Zeit hat sie das Geschehen in Heimat und Welt für ihre Leserinnen und Leser gemäß ihrer Möglichkeiten und der jeweiligen Zeitumstände begleitet, zunächst in bescheidenem Rahmen, im Laufe der Zeit dank wachsenden wirtschaftlichen Erfolgs und konsequenter Nutzung des technischen Fortschritts immer umfangreicher und professioneller.

So ist im Lauf der – nur von einer kriegsbedingten Zwangspause 1943 bis 1949 unterbrochenen – Geschichte lokalen Zeitungsmachens ein enormer Fundus an Informationen veröffentlicht worden: redaktionelle Texte und gewerbliche wie private Anzeigen, Bilder, Zeichnungen, Grafiken, inzwischen auch Ton- und Bewegtbilddateien. Aufbewahrt über lange Zeit ausschließlich auf Papier, seit Beginn des 21. Jahrhunderts auch in digitalen Speicherformaten, sind über die Jahre so allein mehr als 750.000 Zeitungsseiten entstanden – und täglich werden es mehr. Inzwischen werden sie ergänzt von den Inhalten der Internetausgabe MT.de. Alles in allem: ein wahrer Schatz an Wissen und Informationen über das Leben in Minden, Porta Westfalica, Petershagen, Hille und „um zu“.

Speziell aufbereiteter Datenbestand ermöglicht Volltextrecherche

Dieser Wissensschatz stand bislang überwiegend nur auf Papier – konkret: in gebundenen Zeitungsbänden – oder auf Mikroverfilmungen im Kommunalarchiv sowie zum kleinen Teil der jüngsten Jahrgänge in verschiedenen elektronischen Speichermedien zur Verfügung. Ihn für einen unmittelbaren und direkten Zugang zu erschließen – und zwar nicht nur für Redaktion und Verlag sondern nach Möglichkeit für jeden Interessierten – war das Ziel eines Großprojekts, mit dem das MT vor gut sechs Jahren mit ersten Vorarbeiten begonnen hat. Nun kann es mit der Präsentation eines für alle Interessierten weltweit und frei zugänglichen Online-Archivs abgeschlossen werden.Integriert in den Online-Service MT.de, finden sich in der neuen digitalen Schatzkammer des Mindener Tageblatts sämtliche seit dem ersten Erscheinungstag produzierten Zeitungsseiten, außerdem lokale Online-Inhalte seit 2009. Gesucht werden kann nicht nur nach Erscheinungsdatum: eine Volltextrecherche ermöglicht das Durchsuchen des kompletten, speziell dafür aufbereiteten Datenbestandes.

Für das Projekt wurden alle jemals erschienen MT-Zeitungsseiten der Jahrgänge 1856 bis 2005 vom darauf spezialisierten Unternehmen PPS (Oberursel) aus den Archivbänden gelöst, einzeln gescannt und mit verschiedenen Softwareprogrammen in identifizierbare und lesbare Texte umgewandelt. In Zusammenarbeit mit dem Online- und IT-Spezialisten Evolver (Chemnitz) wiederum wurden die digitalen Datenbestände 2005 bis heute integriert sowie Datenbank, Abfragemaske, Such- und Download-Funktionalitäten konzipiert und umgesetzt. Insgesamt investierte der Verlag eine deutlich sechsstellige Summe allein in die Erstellung des virtuellen Archivs, hinzu kommen die laufenden Kosten für den technischen Betrieb.

Kostenpüflichtige Leistungen und Preise des Online-Archivs im Überblick. Die Suche selbst ist frei.

Kostenpflichtige Leistungen und Preise des Online-Archivs im Überblick. Die Suche selbst ist frei.

Seit kurzem steht das Archiv jetzt online zur Verfügung. Die Suche ist frei, Fundstücke werden als Ausschnitte im jeweiligen Seitenzusammenhang angezeigt. Wer möchte, kann sich einzelne Zeitungsseiten oder gar vollständige Ausgaben anschließend im PDF-Format herunterladen – dafür wird dann eine Gebühr erhoben. MT-Abonnenten, logisch, zahlen deutlich weniger.

“Die Zukunft der Zeitungen ist digital”: BDZV-Kongress in Regensburg

BDZV-Präsident Helmut Heinen bei der Erföffnungsrede. Foto: BDZV/ David Ausserhofer

Unsere Zukunft ist digital“, sagte BDZV-Präsident Helmut Heinen bei der Eröffnung des BDZV-Zeitungskongresses in Regensburg vor knapp 500 Teilnehmern. Zeitungsunternehmen richteten sich mutig und in einem Tempo, wie es die Branche nie erlebt habe, strategisch neu aus. Der Kern des Verlagsgeschäfts bleibe qualitätsvoller und relevanter Journalismus.
18,5 Millionen regelmäßige Nutzer surften auf den Online-Angeboten der Verlage, dynamisch wachse vor allem die Zahl der Leser auf mobilen Endgeräten. Die große Herausforderung bestehe jetzt darin, den wachsenden publizistischen Einfluss auch in der digitalen Welt zu einem ökonomischen Erfolg zu machen.

„Großartige journalistische Arbeit“ leisteten die Zeitungen derzeit bei der Flüchtlingsberichterstattung, würdigte der BDZV-Präsident. Mit der notwendigen professionellen Distanz und Objektivität stellten sie Einzelschicksale vor, zeichneten Fluchtwege nach, beleuchteten die Situation in den Herkunftsländern und schilderten die Herausforderungen für die europäische und die deutsche Politik sowie für Länder und Kommunen. Die Zeitungen berichteten auf allen Ausspielkanälen von der großartigen Hilfsbereitschaft, aber auch von den Sorgen in der Bevölkerung.

“Für eine lebendige Demokratie von unschätzbarem Wert”

Heinen hob hervor, dass die Zeitungen ihre Leser – nicht nur beim Flüchtlingsthema – fast rund um die Uhr und bis in den lokalen und hyperlokalen Nahraum begleiten. Zugleich lieferten sie das „big picture“ in Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur. Mit diesem umfangreichen Informations- und Bildungsangebot erreichten die Zeitungen täglich 52 Millionen Bürger. „Damit sind wir die Plattform der digitalen Zivilgesellschaft. Kein anderes Medium kann die Welt in ihrer Universalität so professionell abbilden.“
Wie sehr die Bürger den Zeitungen vertrauen, bestätige einmal mehr eine Untersuchung der Forschungsgruppe Wahlen, wonach Zeitungen über alle Altersgrenzen hinweg die höchste Glaubwürdigkeit genießen. Zeitungen seien, so Heinen weiter, in den Städten und Gemeinden nicht nur ein Forum für Debatten, sondern deckten auch Missstände auf. „Für eine lebendige Demokratie auf allen Ebenen unserer Gesellschaft ist diese Leistung von unschätzbarem Wert.“

In seinen Ausführungen zur Pressefreiheit machte Heinen deutlich, dass diese auch in Deutschland nicht selbstverständlich sei, sondern der „Bewusstmachung und in manchen Fällen auch der Verteidigung“ bedürfe. Der BDZV-Präsident erinnerte an den „bösartigen Begriff ‚Lügenpresse‘“, der während der Pegida-Aufmärsche von Zehntausenden skandiert wurde. Weiterhin gebe es primitiven Hass-Postings in den sozialen Medien gegen fast alle bedeutenden Medien. Journalisten würden massiv bedroht durch Neonazis, „im Osten in Cottbus ebenso wie im Westen in Dortmund“. Darüber hinaus ging Heinen auf den Fall „netzpolitik.org“ ein: Zu Recht sei kritisiert worden, dass der Generalbundesanwalt gegen zwei Blogger mit der groben Keule des ‚Landesverrats‘ ermittelt habe, „letztlich, um Informanten aus Behörden oder der Politik ausfindig zu machen“.

„Pressefreiheit geht immer einher mit Verantwortung“, betonte der BDZV-Präsident. Der Nutzen einer Veröffentlichung müsse gegen mögliche daraus resultierende Schäden an anderen bedeutsamen Rechtsgütern abgewogen werden. Deshalb brauche es Journalisten, „die ihr Handwerk beherrschen, die hinsehen, nachdenken, recherchieren – und dann klar sagen, was ist und was das alles zu bedeuten hat.“ Und die ihre Kommentierung sauber begründeten. Das sei die Aufgabe der Redaktionen. „Die wollen wir heute erfüllen und morgen auch.“

Quelle: BDZV

Live-Blog der “Mittelbayerischen Zeitung”: http://www.mittelbayerische.de/bdzv/

“Digitalisierung als Treiber – Unternehmen neu erfinden” war das Leitthema zur Eröffnung des zweiten Kongresstages. Auf dem Podium diskutierten nach einer Keynote von BMW-Aufsichtsratschef Norbert Reithofer Thyssen-Chef Johannes Theyssen und HypoVereinsbank-Vorstandssprecher Theodor Weimer, moderiert von AxelSpringer Executive Vice President Christoph Keese. Foto: Pepper

Sonderausgabe mit besonderem Visualisierungskonzept

Elf Grafiken hat Alexander Lehn zur Sonderausgabe "Arbeit 2015" beigesteuert - und ihr damit einen, für Tageszeitungen ungewöhnlichen, visuellen roten Faden gewirkt. Repro: MT

Elf Grafiken hat Alexander Lehn zur Sonderausgabe “Arbeit 2015” beigesteuert – und ihr damit einen, für Tageszeitungen ungewöhnlichen, visuellen roten Faden gewirkt. Repro: MT

Die heute veröffentlichte Sonderausgabe “Arbeit 2015” ist nicht nur ein in dieser inhaltlichen Form erstmals von der Redaktion umgesetztes besonderes journalistisches Produkt. Hier hat die Redaktion auch ein neues Visualisierungskonzept ausprobiert.

Wie neulich anlässlich einer anderen Themenumsetzung (Einbrüche) herauskam, kann unser Fotograf Alex Lehn, seines Zeichens auch diplomierter Gestalter, nicht nur künstlerisch wie journalistisch überzeugende Fotos machen. Er ist auch noch ein begabter Illustrator, der abstrakte Themen in (an)sprechende Grafik umzusetzen weiß. Dies haben wir uns zunutze gemacht, um das Thema Arbeit 4.0 auch abseits der klassischen Reportage- und Symbolfotos zu bebildern.

Vermutlich erschließen sich die inhaltlichen Aussagen der in Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Text-Thema entstandenen Arbeiten nicht immer auf den ersten Blick, ein wenig Nachdenken und Interpretieren braucht es schon. Umso unmittelbarer wirkt dafür meist die gestalterische Komposition in ihrem gekonnten Zusammenspiel von Formen, Flächen, Farben und – Witz.

Themenkomplexität, aufgefangen in überraschender Sujetkombination, souveräner Formgebung und immer wieder auch subtilem Humor: eine prima Ergänzung unseres lokaljournalistischen Kraftaktes rund um ein komplexes, durchaus sperriges, aber eben auch immens wichtiges Thema aus dem täglichen Leben. Elf sehenswerte Illustrationen/Grafiken hat Alexander Lehn dazu beigetragen und damit der Sonderausgabe ein ganz eigenes Gesicht gegeben, das den vielen guten Beiträgen aus der Redaktion zusätzliches Gewicht gibt – und ihnen gleichzeitig einen visuellen roten Faden wirkt. Wir sind gespannt auf Reaktionen aus der Leserschaft.