20 Mindener Freischießen
„Anspannung gehört immer dazu“
Interview mit Stadtmajor Heinz Joachim Pecher
Zum dritten Mal führt Heinz
Joachim Pecher das Mindener
Bürgerbataillon als Stadtmajor
in ein Freischießen. Der
59-jährige trat im Oktober
2001 in die 5. Kompanie ein,
wechselte im Juni 2003 zur
Eskadron und wurde dort im
September 2007 Einheitschef.
2002 war er außerdem zum
Adjutanten ernannt. Im März
2013 folgte Pecher auf Klaus
Piepenbrink als neuer Stadtmajor.
Als pensionierter Berufssoldat
hatte der gebürtige
Paderborner schon immer
einen guten Draht zum Freischießen.
Heinz Joachim Pecher
ist verheiratet und hat
einen Sohn. Zudem ist er freiberuflicher
Personal Coach.
Herr Stadtmajor, erklären Sie
doch mal, warum man zum
Freischießen nicht Schützenfest
sagen sollte...?
Das Mindener Bürgerbataillon
kommt nicht aus dem Schützenwesen.
Es hat seine Herkunft
aus der Wehrgeschichtlichkeit
der Stadt. Nach dem
westfälischen Frieden 1648
entschied der Große Kurfürst
als damaliger Regent, dass die
Mindener Bürger Schießübungen
durchführen sollen,
um sich im Notfall selbst verteidigen
zu können. Daraus
hat sich urkundlich belegt
1682 das erste Mindener Freischießen
entwickelt. Der beste
Schütze wurde von den Steuern
befreit und hat sich quasi
freigeschossen. Das war ein
hohes Gut. Damals fand das
Freischießen jährlich statt.
Heute alle zwei Jahre, deshalb
gibt es auch zwei Majestäten.
Zur Belohnung wird heute
noch eine 50 Taler-Prämie
von der Bezirksregierung
überreicht.
Nach 1984 – damals von Kanzlers
Weide in die Innenstadt –
wechselt das Freischießen
wieder den Standort. Fällt Ihnen
der Weggang von Dom,
Rathaus und Markt schwer?
Grundsätzlich gehört das Freischießen
in die Innenstadt!
Wir mussten jedoch diese
Entscheidung relativ früh
treffen, nämlich ein Jahr vor
diesem Freischießen. Das haben
wir sicher nicht freiwillig
getan, sehen es inzwischen
aber als Chance. Wir sind jetzt
auf einem zentralen Platz und
das Bataillon rückt enger zusammen.
Für uns ist das alles
neu und eine echte Bewährungsprobe.
Wir sind guter
Dinge, weil wir ein großartiges
Programm für die Bevölkerung
auf die Beine stellen.
Das Freischießen in der Innenstadt
war mehr oder weniger
Routine. Gehen Sie mit mehr
Anspannung in dieses Freischießen
in der neuen Umgebung?
Anspannung gehört immer
dazu. Es ist arbeits- und gesprächsintensiver,
zum Beispiel
mit der Stadt und dem
Landrat. Denn wir mussten
auch den Ort des Schießens
wechseln, da die Rathaus-Tiefgarage
ebenfalls renoviert
wird. Wir sind sehr dankbar,
dass der Kreis Minden-Lübbecke
sofort der Verlegung in
die Tiefgarage des Kreishauses
zugestimmt hat.
Wie funktioniert die Organisation
des Freischießens? Das
können sicher nicht nur der
Vorstand mit den Einheitschefs,
Spießen und der Bataillonsspitze
alleine auf die Beine
stellen…
Wir haben seit 2002 viele
Kommissionen für diverse
Themen. Zum Beispiel Musik,
Werbung, Schießen oder Aufbau.
Für 2019 gibt es eine
neue Kommission Wirtschaft
und Sponsoring. Der geschäftsführende
Vorstand
kann diese Aufgaben alleine
nicht bewältigen. Viele Kameraden
engagieren sich ehrenamtlich
je nach Beruf oder Interesse,
viele helfende Hände
sorgen dafür, dass wir alle
zwei Jahre Freischießen feiern
können. Nach einem Freischießen
wird Bilanz gezogen
und ein Jahr vor dem nächsten
Fest geht es in der Vorbereitung
schon wieder in die
Bereit zum Königsschuss: Auch der Stadtmajor nimmt am Schießen teil und kann eine der beiden Majestäten werden. Fotos: pr