Mindener Freischießen 21
Vollen. Zum Beispiel werden
dann die ersten Verträge mit
den Bands gemacht.
Die Zeiten und das Freizeitverhalten
der Menschen haben
sich in den vergangen
zwei Jahrzehnten zum teil
dramatisch geändert. Wie hat
sich das Mindener Bürgerbataillon
für das Freischießen
darauf eingestellt?
Wir haben unter anderem ein
neues Finanzierungskonzept,
denn zum Beispiel hat sich
das Eventverhalten verändert.
Das Angebot an Getränken
und Speisen aller Art ist sehr
groß. Und wir versuchen,
Neuerungen zu bieten und
das Programm attraktiv zu
gestalten. Zum Beispiel gibt es
diesmal eine zentral stehende
Bühne. Davon profitieren alle.
Und am Sonntag gibt es um 11
Uhr zum ersten Mal einen
Open-Air-Gottesdienst - von
der Sankt Martini-Gemeinde
durchgeführt - und im Anschluss
ein Platzkonzert mit
den Lustigen Musikanten aus
Häverstädt.
Viele Vereine aus allen gesellschaftlichen
Bereichen klagen
über Nachwuchsprobleme.
Was tut das Bürgerbataillon
zur Gewinnung neuer Mitglieder?
Das Mindener Bürgerbataillon
hat 2002 die Junggesellenkompanie
aus dem 17. Jahrhundert
wiederbelebt. Da
können junge Leute, die ein
weißes Hemd und eine
schwarze Hose besitzen, das
Freischießen miterleben und
reinschnuppern. Diese Kompanie
hat inzwischen auch
ein eigenes Quartier sowie ein
Zelt beim Freischießen. Die
Kompanien sind selbst natürlich
auch aktiv, laden jüngere
Menschen zu Veranstaltungen
ein oder sind in sozialen
Projekten aktiv. Es geht immer
über den menschlichen
Kontakt.
Mancher mag sich fragen,
warum das Freischießen im
Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindet.
Ist der Aufwand für die
Ehrenamtlichen des Bürgerbataillons
zu hoch oder was
steckt dahinter?
Es geht ja nicht nur um die
vier Veranstaltungstage von
Donnerstag bis Sonntag. Für
die Kompanien kommen ja
im Vorfeld eines Freischießens
zahlreiche Termine hinzu.
Der Organisationsaufwand
ist jährlich in der Tat kaum zu
leisten. Und es geht natürlich
auch um die finanzielle Belastung.
Aus meiner Sicht hat
sich der Zwei-Jahres-Rhythmus
bewährt.
Am Wachtag am Freitag und
beim großen Ausmarsch am
Samstag marschieren alle Jahre
wieder sehr viele Mindener
Pioniere der Bundeswehr in
den Einheiten mit. Was bedeutet
diese gelebte Patenschaft
mit den Kompanien des
Schweren Pionierbataillons
für das Bürgerbataillon?
Als ehemaliger Soldat bin ich
da natürlich etwas befangen.
Für mich hat die Patenschaft
eine sehr hohe Bedeutung.
Wir haben im Februar bei der
Feier zum 60-jährigen Bestehen
des Pionierstandorts
Minden gesehen, dass die
Bundeswehr hier eine hohe
Anerkennung genießt. Die Patenschaft
zwischen dem Mindener
Bürgerbataillon und
den Pionieren steht nicht nur
auf dem Papier, sie wird herausragend
gelebt. Sehr viele
aus der soldatischen Gemeinschaft
sind so wie ich ins Bürgerbataillon
eingetreten, haben
zum Teil Führungsverantwortung
übernommen
und in Minden ihre Heimat
gefunden. Auch die in der
Mindener Kaserne wieder stationierten
Briten sind vor
zwei Jahren mitmarschiert.
Das wird sicherlich weitere
Früchte tragen.
Wie steht es um den Punkt Sicherheit
beim Freischießen
2019?
Der Simeonsplatz hat den
Vorteil, dass eine Gefährdung
dort nicht so hoch einzustufen
ist, wie in der Innenstadt.
Der Platz ist begrenzt, Poller
sind schon vorhanden und
die wenigen Zufahrten kann
man mit einfachen Mitteln sichern.
Trotzdem gibt es natürlich
wieder ein umfangreiches
Sicherheitskonzept, auch
was die Bewachung des Platzes
angeht.
Der Parademarsch führt von
Kanzlers Weide zum Simeonsplatz.
Müssen die alteingesessenen
Mindener auf Ihren
Stammplatz in der Mindener
Altstadt verzichten?
Natürlich nicht! Wir nehmen
gerne einen längeren Marschweg
in Kauf und marschieren
über Weserbrücke, Wesertor,
Bäckerstraße, Markt und
Obermarktstraße durch die
komplette obere Altstadt beginnend
in der Ritterstraße.
Da werden alle Zuschauer
wieder auf ihre Kosten kommen!
Zum ersten Mal übernimmt
Carsten Dehne, früher Radio
Westfalica, am Freitag und
Samstag die Moderationen
auf den verschiedenen Schauplätzen.
Was verspricht sich
das Mindener Bürgerbataillon
davon?
Er ist meines Erachtens auch
ein Mindener Buttjer. Carsten
kennt das Bataillon sehr gut
und ist regelmäßig beim Freischießen
dabei. Durch seine
berufliche Tätigkeit ist er sehr
bekannt und er hat eine herausragende
Stimme.
Wären Sie eigentlich selbst
gerne Freischießen-König?
Was würde es für das Freischießen
bedeuten, wenn der
Stadtmajor plötzlich eine der
beiden Majestäten ist?
Diese Frage stelle ich mir natürlich
immer, wenn ich meinen
Schuss abgebe. König zu
werden, ist die höchste Würde
im Mindener Bürgerbataillon.
Ich weiß natürlich um meine
Verpflichtungen als Stadtmajor
und die ist für mich vorrangig.
Wenn ich es aber werden
würde, dann müssten wir
umdisponieren, aber einen
Plan B haben wir dafür ehrlicherweise
noch gar nicht. Das
wäre sicherlich spannend.
Im März 2013 folgte Heinz Joachim Pecher (59) auf Klaus Piepenbrink
als neuer Stadtmajor.