Warum e.on bei uns Eon heißt: Einige Anmerkungen zur hauseigenen Regel für die Schreibweise von Namen

Immer wieder erleben wir Unverständnis für unsere redaktionellen Richtlinien zur Schreibweise von Unternehmens- oder Organisationsnamen in redaktionellen Texten. Firmenchefs, Pressesprecher, Vereinsvorsitzende oder sonstige Repräsentanten  beklagen sich, dass wir in unserer Berichterstattung die von Ihnen gewählte Schreibweise ignorierten und eine eigene verwendeten. Das stimmt. In der Tat gibt es beim MT spezielle Regeln für die Schreibweise von Namen in redaktionellen Texten.

Das Kreuz mit den Abkürzungen. Grafik: chp

Warum tun wir das? Aus Gründen der besseren Lesbarkeit von Texten. Da sich in den vergangenen Jahren ein – um es vorsichtig zu nennen – kreativer Umgang mit der Rechtschreibung als Marketingmaßnahme geradezu  virusartig ausgebreitet hat, wimmelt es heute von teils abenteuerlich gestylten Namen, die auf einem Briefkopf, einer Hauswand, einer Autolackierung oder im Fuß einer Anzeige problemlos funktionieren mögen, in einem längeren Text – vor allem bei mehrmaligem Auftauchen oder in Kombination mit anderen ähnlich gestalteten Namen – den Lesefluss jedoch deutlich erschweren. Und häufig auch einfach unschön aussehen.

Aus diesem Grund haben wir uns im Interesse unserer Leserinnen und Leser für einheitliche Regeln entschieden, die natürlich ausschließlich für redaktionelle Texte in der Zeitung gelten. Diese sehen zum Beispiel für Firmen- und andere Namen die Durchschreibung dann vor, wenn der Name in einem Wort gesprochen wird. Versalien, aufeinander folgende Großbuchstaben, werden nur für Namen verwendet, die auch – etwa als Abkürzungen oder Akronyme – in Einzelbuchstaben ausgesprochen werden. Im Mindener Tageblatt (MT) heißt es also: Wago, Edeka oder Kampa  und nicht WAGO, EDEKA oder KAMPA. Gleichzeitig heißt es BMW, NSU, BUND, IHK oder CDU. Deswegen schreiben wir auch Nato statt NATO, Isaf statt ISAF, Uno statt UNO, Unicef statt UNICEF, Bafög statt BAföG – aber eben UNHCR, KPdSU (na ja, heute nicht mehr so häufig ;-), ADAC und so weiter und so fort. Man betrachte die letzten beiden Sätze einmal kurz mit etwas Abstand und wird schnell verstehen, warum wir das tun.

Ebenso übernehmen wir in der Regel auch keine Unternehmensnamen in Kleinschreibung oder mit willkürlicher Interpunktion. In unseren Texten heißt zum Beispiel die Firma e.on Eon. Die Nachrichtenagentur DPA schreiben wir, wenn sie als Agentur oder als Unternehmen Gegenstand der Berichterstattung ist, DPA und nicht dpa, wie sie sich selbst. Namen sind Substantive, Substantive werden groß geschrieben, auch um sie als solche erkennbar zu machen. Interpunktion dient der Gliederung von Sätzen; taucht sie völlig willkürlich in Worten auf, führt das nicht selten zu absurden Missverständnissen in den sie enthaltenden Sätzen.

Natürlich gibt es Ausnahmen, die uns den Vorwurf der Inkonsequenz eintragen (auch so eine deutsche Sucht: die unbedingte Konsequenz). LKW gehörte laut unserer Hausregel eigentlich groß geschrieben, wir schreiben es aus Gewohnheit aber Lkw. Apples Tablet-PC iPad schreiben wir tatsächlich so und nicht I-Pad, wie es sich laut Regel gehörte. Solche Konflikte werden in der Redaktion diskutiert, Argumente für und wider werden ausgetauscht, dann wird eine Entscheidung getroffen – manchmal unter Hinzuziehung des Dudens, der einem häufig aber auch nicht weiter hilft (so lässt er beispielsweise beide iPad-Schreibweisen zu). So wird die im Redaktions-Wki gepflegte Liste der hausinternen Schreibweisen wöchentlich länger und ist doch nie vollständig. Auch kann sich nicht immer jeder Kollege gerade richtig erinnern, wie denn nun die Beschlusslage zu Lkw oder iPad war – und schon liefern wir wieder einen Anlass zum Vorwurf, uns nicht mal an unsere eigenen Regeln zu halten.

Aber so ist das: Sprache lebt. Und muss auch damit leben, für andere als Verständigungszwecke herhalten zu müssen. Als Lesemedium versuchen wir, dieser Funktion im Sprachgebrauch den Vorrang zu lassen. Regeln sind Regeln, was wiederum bedeutet, dass Ausnahmen diese bestätigen – weil sie eben Ausnahmen sind. Zeitungsmacher bewegen sich mit ihrer Textproduktion vor den Augen einer großen kritischen Öffentlichkeit – jeder Fehler fällt hier irgendwem auf, er ist ja auch gedruckt oder gepostet. Das Bemühen, täglich (auch online) eine gute Zeitung zu machen, schließt das Bemühen um richtige Schreibung ein – dass es nicht immer klappt, bitten wir im Zweifel nachzusehen. Und gern auch als Anlass zu nehmen, uns drauf hinzuweisen. Denn wenigstens in unseren Online-Diensten (mit Ausnahme der Netzwerke-Posts) können wir einmal gemachte Fehler noch nachträglich korrigieren – was bei der gedruckten Zeitung wohl auf ewig Utopie bleiben muss.

Autor: Christoph Pepper, Chefredakteur

One thought on “Warum e.on bei uns Eon heißt: Einige Anmerkungen zur hauseigenen Regel für die Schreibweise von Namen

  1. Alexandra Bartschat

    Danke für diesen so flott geschriebenen und informativen Text. Ich werde ihn als Argumentationshilfe im täglichen Kampf um Schreibweisen nutzen -:).

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