NEUE NAMEN – ODER: Üffes

Andere Länder, andere Namen. Für meine Mutter war es ein schwerer Schlag, nach mehr als 50 Jahren zu erfahren, dass es für ihren „Jürgen“ – das bin ich – gar keinen richtigen Namen gibt, wenn er ins Ausland fährt und sich Fremden vorstellt. Sie glauben gar nicht zu welchen Verrenkungen der menschliche Sprechapparat von Lippe, Zunge und was sonst noch so dazugehört, fähig ist, wenn ein in fremden Sprachen, speziell der deutschen, ungeübter Ausländer – sagen wir mal ein Franzose – den Namen zum allerersten Mal aussprechen soll und sich dabei der Etikette gemäß alle erdenkliche Mühe gibt.

Vielleicht liegt es daran oder an den ungewohnten beiden Punkten über dem Vokal – in anderen Sprachen sogenannte Trema, aber im Deutschen Umlautpunkte –, dass sich bei amtlichen Dingen Behörden im Ausland stets meinen zweiten Vornamen notieren – welches und welcher mir gar nicht gefällt, was aber hier nichts zur Sache tut.

Junge Eltern, die schon mehrfach ins Ausland gefahren sind, scheinen weise zu sein – und außerdem haben sie ja mehr Auswahl, weil Reisen bekanntlich bildet. So lernt der junge Mensch heute doch schon allein nach einer Woche Fernsehen mehr neue Namen kennen als früher eine ganze Generation der Adeles, Adolfs, Alberts und Alwines, um nur am Anfang des Alphabets deutscher Vornamen anzufangen.

Häufig genug stellen einstmals junge Eltern nach ein paar Jahren jedoch fest, dass nicht nur sie allein schöpferisch waren, sondern dass andere offensichtlich dieselben Filme gesehen haben. Wie anders ist es zu erklären, dass es vor 20 Jahren plötzlich ganz viele Kevins gab und jetzt auch viele kleine Angelinas?

Auf der Suche nach einem Alleinstellungsmerkmal – nicht jeder ist gleich bereit, seinen Sohn Sue zu nennen, den Johnny Cash einst besang – haben Freunde meiner Tochter einen Volltreffer gelandet: Üffes.
Nie gehört! Woher kommt das? Das fragten wir uns alle. Türkisch vielleicht. Denn Üffes klingt wie Efes, das türkische Restaurant um die Ecke, das nach der Stadt benannt ist, die in der Bibel Ephesus heißt.

Um alle Unklarheiten zu beseitigen, fragte meine Tochter ihre Eltern werdenden Freunde noch mal, wie man denn Üffes wohl schreibe. Y – v – e – s buchstabierten sie. Sie fänden den Klang des Namens so schöööööön.
Wir haben noch nicht nachgefragt, wo sie den Namen schon mal gehört haben und ob sie ganz von allein darauf gekommen sind. Ich bin mal gespannt, wie der Kleine reagiert, wenn er eingeschult wird, die Lehrerin die Namen aller Schüler aufruft und dann bei seinem anlangt: Iiieehf !

In diesem Sinne: Ein
schönes Wochenende!

Jürgen Langenkämper, Lokalredaktion

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