Nachwuchs bei den MT-Störchen: „Sven oder Svenja“

Top-Ausblick: Von dem Horst an der MT-Druckerei kann der Jungstorch die bekanntesten Landmarken der Region sehen – links der Fernsehturm, rechts das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. (© Bense)

Durch eine enge Metallröhre senkrecht nach oben zu klettern, ist nicht jedermanns Sache. 28 Meter Meter sind es bis nach oben zum Horst. Dr. Alfons Bense ist wie immer gut vorbereitet. Routiniert legt der Storchenvater einen Auffanggurt um, wie er auch beim Klettern oder Bergsteigen üblich ist. Wie Spiderman klettert er dann die schmale Leiter hinauf, um den Storchennachwuchs auf dem Horst der MT-Druckerei zu beringen. Der ist jetzt genau im richtigen Alter, nämlich viereinhalb Wochen. „Jetzt funktioniert der Totstellreflex noch”, sagt Bense. Bis zu einem gewissen Alter fallen die Jungstörche in die so genannte Akinese. Sie stellen sich dann ganz einfach tot und tun so, als ob sie die Eindringlinge gar nicht bemerken. So kann das Beringen ohne Schaden für die Storchenkinder vorgenommen werden.

 

 

Verleger Sven Thomas und Dr. Alfons Bense haben den Jungstorch gemeinsam beringt. Foto: Marc-Alexander Misell/pr (© Misell/pr)

Seit vielen Jahren ist Dr. Bense für die Beringung der Zugvögel zuständig. Mit Hilfe der Ringe erfahren Wissenschaftler und Naturschützer Details über die Herkunfts- und Zielgebiete der Zugvögel. sowie deren Zugrouten. Heute hat er zwei Helfer bei dem Job: MT-Verleger Sven Thomas klettert mit hoch. Er freut sich, dass es jetzt erstmals Nachwuchs gibt in der 2011 errichteten Nisthilfe auf dem Logoturm des Büro- und Druckzentrums am Trippeldamm. Der Dritte im Team ist Marc-Alexander Misell, Betriebstechniker bei der Bruns Druckwelt. Er war ist schon öfter den Turm hochgestiegen und empfiehlt: „Man sollte schon einigermaßen trittsicher sein.” Und schwindelfrei.

Vorsprung durch Technik: MT-Fotograf Alex Lehn hat die Drohne dabei und kann mit der Fernsteuerung am Boden bleiben. Während die Anderen noch ihre Kletterausrüstung zurecht zurren, liefert ihm die Kamera der Drohne schon erste Eindrücke aus dem Horst über dem Druckzentrum. Obwohl der Wind ziemlich kräftig ist an diesem Juniabend, halten die vier Rotoren die Drohne erstaunlich stabil in der Luft. Obwohl sie brummt wie ein überdimensional großes Insekt, lässt sich der alte Storch zunächst nicht stören. Stoisch bleibt er beim Nachwuchs. Vor dem Hintergrund, dass sich Dr. Bense schon so lange um die Vögel im Kreisgebiet kümmert, überrascht es nicht, dass er die Eltern persönlich kennt: „Das Männchen trägt den Ring links oben und wurde am 29. Mai 2015 in Hille-Holzhausen beringt”, hat er sich notiert. „Das Weibchen trägt den Ring rechts oben und wurde am 26. Mai 2016 in Todtenhausen beringt.” Dass Störche in ihre Heimatregion zurückkehren, sei nicht ungewöhnlich.

Vorsprung durch Technik: Die Drohne ermöglicht den Blick von oben auf den Horst am Druckzentrum Trippeldamm. Wer sie lenkt, kann am Boden bleiben. MT-Foto: Alex Lehn (© Lehn)

Welches Geschlecht der Nachwuchs hat, ist noch unklar. „In diesem Alter wäre eine Endoskopie erforderlich, um das Geschlecht zu bestimmen”, erklärt Dr. Bense. Folglich gibt es auch noch keinen Namen. für den Nachwuchs. Spontan machte „Sven oder Svenja” als Vorschlag die Runde. Wichtiger ist aber der Code am Plastikring, der auch mit dem Fernglas abgelesen werden kann: Neben dem Kürzel DEW (Deutschland Vogelwarte Wilhelmshaven) steht eine individuelle Zahlenkombination. Egal wohin es den Jungvogel verschlägt – er kann immer wieder sicher identifiziert werden.

„Hauptsache gesund!” Das Prinzip gilt auch für den Storchennachwuchs. Das ist aus zwei Gründen nicht selbstverständlich. Erstens machte die anhaltende Trockenheit den Vögeln zu schaffen. Denn dann verschwinden die Regenwürmer als wichtige Nahrungsquelle tief im Boden und sind selbst mit langem Schnabel kaum zu erreichen. Zum anderen ist das weibliche Tier erst zwei Jahre alt. Das erhöhte ebenfalls die Wahrscheinlichkeit, dass die Brut misslang. Tatsächlich überlebte nur einer der drei Jungstörche.

Ein Video ist unter MT.de zu finden.

Die Autorin ist erreichbar unter(05 71) 882 231 oder Anja.Peper@MT.de

Von Anja Peper, Lokalredaktion

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