MINDEN-KÖLN-LÜBECK-HAMBURG-OGGERSHEIM UND TALLE – ODER: Unser Kanzler muss sich nach der Familie richten

Was unterscheidet Minden von Köln, Lübeck, Hamburg, Oggersheim und Talle? Richtig, das sind außer Minden alles Geburtsorte von Kanzlern. Von Adenauer bis Schröder.

Diese Woche offenbarte eine Talkshow im Fernsehen das Geheimnis, warum Minden wohl nie Kanzlerstadt werden wird. Weil die Familie des potenziellen Kanzlerkandidaten das ablehnt. Ja in welcher Republik leben wir denn? Es mag ja noch nach familienfreundlicher Staatsform klingen, wenn man darauf Rücksicht nimmt. Aber das sind schließlich nur maximal vier bis fünf Menschen von über 80 Millionen. Und die sollen darunter leiden, weil eine Familie Veto einlegt?

Und Minden soll weiter ohne eigenen Kanzler bleiben, wenigstens das bisschen Ruhm könnte man uns doch gönnen. Wir haben doch sonst nichts, selbst der Kaiser gehört ja zu Porta.

Talle? Ach ja, kenn ich, da ist der Kanzler Schröder geboren, Minden – wer soll da denn herkommen?” Ich will das nicht mehr hören. Minden hat die Chance. Was zählt ist der Wille des potenziellen Kandidaten, den er doch weder in der Talkshow ausdrücklich bestritten hat noch, dass der Wunsch, wie er zugibt, aus seiner Schulzeit stammt.

Schröder hat als halbtrunkener Juso auch in Bonn am Zaun zum Kanzleramt gerüttelt und gerufen: “Ich will hier rein!” Und er hat es geschafft. Yes, he could. Aber noch ist nicht Kanzlerdämmerung für Minden. Noch kann uns Buttjern das gegeben werden, was wir uns redlich verdient haben.

Wäre das schön: Im Urlaub nicht mehr sagen zu müssen: “Ich komme aus der Gegend zwischen Bielefeld und Hannover. Ja, richtig, nahe der Porta Westfalica, was man immer an der A2 liest. Nein, Porta Westfalica ist nicht größer als die Stadt Minden, weil es zwei Autobahnanschlüsse hat.”

Stattdessen könnte man sich auf Mallorca, in Kitzbühel oder auf Sylt zurücklehnen und die “Wo kommst du wech”-Frage einfach beantworten mit: “Aus Minden.” Punkt. Um dann genüsslich ein langgezogenes Jaaa hinterherzuschicken, wenn die erwartete Nachfrage kommt: “Da wo auch der Kanzler herkommt?” Ganz gerissene Mindener, sicher keine eingeborenen Buttjer, legen nach mit einem “Ich kenne ihn sogar persönlich, letzte Woche trafen wir uns beim Bäcker an der Mindener Straße und er fragte, wie es meinem Hund ginge.”

Das macht noch was her und das will uns eine Familie nicht gönnen, nur weil sie dem alten Gewerkschaftsmotto “Samstag gehört Papi mir” nachhängt.

In einer internet-vernetzten Gesellschaft, in der jeder Zweite auch am Wochenende arbeitet, kann ich doch auch mal ein Kanzler zwei Tage in der Woche freinehmen für seine geliebte Familie in Minden. Und als Staatssekretär oder Sparkassenpräsident hat er auch nicht weniger zu tun. Und der Kanzler kann seine ganze Familie mit auf Reisen nehmen.

Also los, Steffen Kampeter, sie haben es bei Anne Will nicht abgestritten, als ein vom Fernsehteam befragter Mindener sagte: “Der Kampeter wollte doch mal Kanzler werden.” Machen Sie weiter, überzeugen Sie Ihre Familie, wir helfen, wenn und wo wir können. Und das andere mit der CDU, das schaffen Sie schon alleine. Also bis demnächst beim Bäcker.

In diesem Sinne: schönes Wochenende

Hartmut Nolte (Lokalredaktion)

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*