Kurioser Kampf mit Rosemies Röcken – MT-Mitarbeiter Robert Kauffeld wird heute 80 Jahre alt

Das Polizeifest 2010 wird Robert Kauffeld nie vergessen. Als argloser Berichterstatter saß er in der vorderen Reihe. Und fand sich plötzlich auf der Bühne wieder, schwer beschäftigt mit den Röcken von “Rosemie”. Das Publikum jauchzte.

Robert Kauffeld ist mit 80 Jahren der älteste freie Mitarbeiter des Mindener Tageblatts. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Foto: Alexander Lehn

“Also, das war ein wildes Weib”, sagt er und lacht. Vielleicht war die unverhoffte Bühnenkarriere der humoristische Höhepunkt seiner bisherigen Tätigkeit als freier Mitarbeiter beim MT. Spannende Themen gab es aber zuhauf, auch viele nachdenkliche Momente. “Man besucht ja oft Veranstaltungen, zu denen man privat nicht gehen würde”, sagt Kauffeld. “Und stellt dann vor Ort fest, wie interessant das Thema ist. Manchmal richtig bewegend.”
Robert Kauffeld feiert heute seinen achtzigsten Geburtstag, er ist der Senior unter den “Freien” beim Mindener Tageblatt. Ans Aufhören verschwendet er keinen Gedanken, sein Büro hat der Jubilar soeben erst aufgerüstet, das Geburtstagsgeschenk ist ein neuer Computer. “Mein Vater hat jetzt den Ferrari unter den PCs”, sagt Björn Kauffeld und schmunzelt. “Windows 8 fährt in 15 Sekunden hoch.”

18 Jahre ist es her, dass der frisch pensionierte Mitarbeiter des Mindener Jugendamtes seine zweite Karriere startete. Ein halbes Jahrhundert nach Kriegsende suchte das MT Zeitzeugen und Robert Kauffeld, gebürtiger Barkhauser, schilderte seine Erfahrungen. “Mensch, Sie können ja schreiben.” An dieses Kompliment von Redakteur Hartmut Nolte erinnert sich Kauffeld gerne. Er absolvierte einen MT-Kurs für freie Mitarbeiter, die wichtigste Voraussetzung aber brachte der “Neue” mit: “Es macht mir einfach Spaß, mich mit Menschen zu unterhalten.”

Er bleibt bei Konzerten immer bis zum Schluss

Im Laufe der Jahre hat sich Robert Kauffeld das Vertrauen von vielen Menschen “erschrieben”. Besonders Gesangvereine sehen ihn gern als Berichterstatter. “Das liegt auch daran, dass ich immer bis zum Schluss bleibe”, sagt Kauffeld, um augenzwinkernd anzufügen. “Ich habe noch nie über ein Lied geschrieben, das nicht gesungen wurde.”

Vor allem aber respektiert er die Anstrengungen der Hobbychöre. Wenn Töne nicht richtig getroffen werden, hängt Kauffeld das nicht an die Glocke. Er sei kein Konzertkritiker. “Ich kann das nicht miesmachen, sondern sehe den Menschen im Vordergrund.”

Als vor wenigen Jahren ein Flugzeug im Wiehengebirge abstürzte, war Kauffeld, der in Häverstädt wohnt, einer der ersten Reporter am Unglücksort. Die Bilder wird er nicht vergessen. Zwei Menschen starben in den Trümmern. “Mein schlimmster Einsatz.”

Einen anrührenden Moment erlebte der “Freie” bei der Berichterstattung über das Tanzsportabzeichen für Körperbehinderte. Als er den Termin von der Redaktion erhielt, dachte er: “Gut, gehste da eben hin und schreibst ein paar Zeilen.” Dann erlebte er, mit welcher Hingabe die körperbehinderten Tänzer sich für das Abzeichen anstrengten und wie viel Spaß sie dabei hatten. “Die freuten sich unbändig, dass sie bestanden hatten. Und wie die Augen der Eltern strahlten.”

Robert Kauffeld kommt rasch auf den Punkt

Und dann war noch die Geschichte mit Rosemie, die mit großem Juhu beim Polizeifest auf die Bühne hüpfte und längst wusste, wer ihr “Opfer” an diesem Abend sein würde. Sie hatte nämlich vorher mit Robert Kauffeld geflachst und an dessen aufgeschlossener Art gemerkt, dass er für Spaß zu haben ist. Ihr steter Ruf nach “Robert” wurde erhört, der Berichterstatter legte Kamera und Notizblock beiseite und assistierte als Rockhalter bei Rosemies Kopfstand auf der Bühne. “Den Kampf gegen die Schwerkraft habe ich aber verloren”, erinnert sich Kauffeld an die kuriose Klamotte mit Frauenkleidern, verewigt in seinem MT-Bericht.

Viele Termine besucht er gemeinsam mit seiner Frau Eva-Maria, die beiden spielen Tennis, gehen gerne auf Reisen, Favorit ist das südliche Afrika. Weil die Interessen vielfältig sind und Kauffeld bisweilen mehrere Termine an einem Tag absolviert, kommt er gewöhnlich in seinen Berichten rasch auf den Punkt. Während das Sendungsbewusstsein mancher Schreiber Überlängen produziert, fasst Robert Kauffeld sich kurz. “Irgendwann ist doch alles geschrieben.”

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