Insolvente Nachrichtenagentur DAPD stellt Betrieb ein

Die Nachrichtenagentur dapd hat am Donnerstag den Sendebetrieb beendet. Zuvor hatte das Unternehmen im Auftrag von Insolvenzverwalterin Petra Hilgers mitgeteilt: “Die Belieferung der Kunden mit Nachrichten wird heute um 17.00 Uhr eingestellt.” Die derzeit noch 175 festen Mitarbeiter sollen bis Ende April 2013 Insolvenzgeld bekommen. Hilgers hatte die Beschäftigten bei einer Mitarbeiterversammlung am Nachmittag in Berlin informiert. Die Suche nach neuen Investoren war erfolglos geblieben.

“In eigener Sache” teilte DAPD am Donnerstag Nachmittag auf seiner Webseite die Einstellung des Betriebs der Nachrichtenagentur mit – man musste allerdings schon genau hinsehen. Repro: MT

“Nachdem zuvor bereits mehrere Verhandlungspartner abgesprungen waren, hat auch die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti als letzter aussichtsreicher Gesprächspartner am 09.04.2013 die Gespräche abgebrochen”, hieß es in der Mitteilung weiter. Es sei kein Wagniskapital zur Verfügung gestellt worden, “um die derzeit entstehenden Verluste in der Agentur bei Weiterführung des Betriebs aufzufangen”. Sollte kurzfristig doch noch eine Zusage aus Russland kommen, “wird Frau Dr. Hilgers die Chance zur Sanierung nutzen”. Jeder abgelaufene Tag minimiere jedoch die Sanierungsaussichten.

In der Medienbranche wurde das Aus für die zweitgrößte deutsche Nachrichtenagentur mit Bedauern aufgenommen. Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Michael Konken, stellte fest, die Agenturszene in Deutschland werde mit dem Ende von dapd ärmer: “Das ist ein Schaden für die Medienvielfalt in unserem Land.”

Die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten Union (dju) in der Gewerkschaft Verdi, Cornelia Haß, sprach von einer “Folge verantwortungslosen betriebswirtschaftlichen Handelns”. DJV und dju warfen den früheren dapd-Eigentümern Peter Löw und Martin Vorderwülbecke einen “Kamikaze-Kurs” vor, “der schließlich zum Totalschaden geführt hat”. Sie hätten versucht, “den Agenturmarkt mit Dumpingangeboten aufzumischen, dann vor der persönlichen Bruchlandung das Weite gesucht und die Beschäftigten ihrem Schicksal überlassen”.

Die dapd war im Jahr 2010 aus der Nachrichtenagentur ddp und dem ehemaligen deutschen Dienst der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press (AP) hervorgegangen. Im Oktober 2012 meldete die Agentur nach einem zuvor massiven Wachstumskurs für mehrere Gesellschaften Insolvenz in Eigenverwaltung an. Löw und Vorderwülbecke hatten dapd überraschend die Finanzierung entzogen.

Nach einer Restrukturierung und der Entlassung von rund einem Drittel der etwa 300 Mitarbeiter übernahm am 1. Februar die von Ulrich Ende gegründete dapd Nachrichten Beteiligungs GmbH die Geschäftsbetriebe der insolventen dapd-Gesellschaften, stellte jedoch am 1. März nach nur einem Monat Tätigkeit beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg erneut Insolvenzantrag. Die Suche nach neuen Investoren für einen Weiterbetrieb der Agentur blieb dann erfolglos.

Auch die Redaktion des Mindener Tageblatts hatte bis zum Jahr 2012 zu den Kunden von zunächst DDP, dann DAPD gehört. Unter anderem hatte sie den Bilderdienst, vorübergehend den Landesdienst Nordrhein-Westfalen und Teile der Service-Lines bezogen.

Quelle: DPA, MT

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