Drei Fragen an … Andrea Ritz vom Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst: „Kinder trauern in Pfützen“ (#200in365, No.6)

Andrea Ritz leitet den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst. (© Piel Benjamin)

Der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst in Minden begleitet schwerkranke Kinder. Der Tod sei noch immer ein Tabu, findet Leiterin Andrea Ritz.

Angeblich sind alle Tabus gefallen.Auch das Tabu Tod?

Nein. Die Enttabuisierung wäre sehr wichtig. Wir betrachten es als unsere Aufgabe, den Tod aussprechbar zu machen, denn solange das Tabu besteht, bedeutet das für Familien, in denen ein Kind gestorben ist, oft eine große Ausgrenzung aus der Gesellschaft, die mit der Situation vielfach nicht umzugehen weiß.

Die Betreuung der Familien übernehmen Ehrenamtliche. Was bringt Menschen dazu, sich in diese Situation zu begeben?

Unsere 31 Ehrenamtlichen begleiten aktuell 16 Familien zu Hause. „Mir gibt das sehr viel“, das ist die Rückmeldung unserer Ehrenamtlichen. Sie begleiten vor allem auch das Leben. Manchmal 20 Jahre lang, etwa im Fall von Erbkrankheiten. Niemand weiß in solchen Fällen, wie lange das Leben dauert. Es geht nicht ständig um den Tod, sondern darum, die Familien zu entlasten, mit den Kindern Zeit zu verbringen. Kinder trauern in Pfützen. Sie springen kurz rein, wollen aber nicht darin stehenbleiben.

Welche Voraussetzungen gibt es für Ehrenamtliche?

Die Befähigungskurse sind auf mindestens 100 Stunden angelegt. Bald startet wieder ein solcher Kurs, in dem es um Themen wie Kommunikation oder die Auseinandersetzung mit dem eigenen Sterben geht.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

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