Als ISDN noch für Avantgardetechnologie gehalten wurde: Vor 15 Jahren startete MT Online

15 Jahre sind für eine Zeitung kein berichtenswerter Jubiläumszeitraum – für einen Onlinedienst ist es eine kleine Ewigkeit. Im Februar 1997 startete das Mindener Tageblatt seinen Internetservice “MT Online” auf der gleichnamigen URL www.mt-online.de. Eineinhalb Jahrzehnte später hat sich nicht nur der Dienst, sondern auch die Medienwelt komplett verändert.

Eine Startseite aus dem ersten Jahr von MT Online. Damals wurden die “Ausgaben” noch durchnummeriert. Grafik: MT

In einem  auch der damaligen Technik geschuldeten und zumindest auf der Startseite recht eigenwilligen Design wurden ab 4. Februar 1997 tagesaktuell und schon am Vorabend der Zeitungs- veröffentlichung Nachrichten und Berichte aus dem Mindener Tageblatt angeboten, aber auch schon Serviceleistungen des Verlagshauses. Bilder und Grafiken waren eher die Ausnahme.

Noch war der Internetzugang recht umständlich, meist quälten sich Nutzer durch ein analoges Modem, ISDN galt als Hochgeschwindigkeitsverbindung für Technik-Avantgardisten. Bevor man seinen Netscape-Browser – damals die mit Abstand am weitesten verbreitete Lesehilfe fürs auch noch recht junge WWW – aufrufen konnte, musste erst einmal ein  Programm für den Internetzugang zum örtlichen Provider aufgerufen werden. Erst ein Viertel aller Haushalte verfügte Anfang 1997 überhaupt über einen PC, nur eine Minderheit davon benutzte ihn, um online zu gehen – häufig über einen geschlossenen Onlinedienst wie T-Online, AOL oder Compuserve. Bei vielen Medienmenschen verdichtete sich allerdings die bereits in den Vorjahren verstärkt aufgekommene Ahnung, dass das Internet die Mediennutzung revolutionieren würde, zur Gewissheit. Wie, war durchaus umstritten. Woraus so manches Zeitungshaus als Strategie erst mal “abwarten und beobachten” ableitete.

Zum ersten Geburtstag am 5. Februar 1998 gab’s eine neue Startseite und eine beträchtliche Ausweitung des Angebots. Grafik: MT

Beim “Mindener Tageblatt” hatte man sich dagegen schon im Sommer 1996 engültig für “machen” entschieden. Seit 1995 beschäftigten sich Redaktion und Verlag mit dem Thema, unternahm man erste zaghafte Experimente etwa in Richtung AOL, wo auch der Bielefelder Partnerverlag “Neue Westfälische” früh mit einem eigenen Angebot gestartet war. Relativ schnell entschied man in Minden jedoch, auf den direkten Weg zum Nutzer zu setzen und kooperierte dabei mit heimischen Internetpionieren wie dem Petershäger Webdesigner Fischer CGD und dem lokalen Provider ITB.

Nach halbjähriger Konzeptions- und Vorbereitungsphase ging “MT Online”  offiziell ans Netz. Entsprechend der geschilderten Ausgangssituation war die Nutzerresonanz anfangs überschaubar. Zunächst tummelten sich nur paar Dutzend Interessenten pro Tag sich  auf der Seite, überwiegend technikaffine Internetenthusiasten, die einige hundert Artikel aufriefen. Doch das Interesse wuchs parallel mit der schnellen Verbreitung von Internetzugängen und entsprechender Nutzernachfrage –  zunächst kontinuierlich, später rasant.  Schon nach einem Jahr vermeldete das MT in der ersten Bilanz immerhin mehr als 2.000 Artikelaufrufe pro Tag. Nicht nur heimische User griffen auf das Angebot zu, von Anbeginn an erfreute es sich gerade bei “Exil-Mindenern” in aller Welt zunehmender Aufmerksamkeit. Mehr als 70 Länder standen nach einem Jahr auf der Herkunftsstatistik des Providers.

So kündigte das MT am 5. Februar 1997 den Start von MT Online an – natürlich auf Seite 3. Grafik: MT

Der Rest ist Geschichte. Die Geschichte eines anhaltenden, erst langsam an seine Grenzen kom- menden  Reich- weiten-Wachstums des Internets ebenso wie die Geschichte einer permanenten inhaltlichen wie technischen Fortent wicklung, Um- und Neugestaltung, Angebotserweiterung von “MT Online”, das längst auch über ein eigenes Mobilangebot für Smartphones, RSS-Ticker für lokale Websites, einen eigenen Videokanal bei YouTube sowie zahlreiche Präsenzen in den sozialen Netzwerken von Facebook, Twitter und Google+ bis StudiVZ und Co. verfügt. Und, nicht zuletzt, um Service-Portale wie MT Gesund, MT Mobil, MT-Jobs oder MT-Trauer ergänzt wurde.

Im Februar 2012, 15 Jahre nach seinem Start, verzeichnete “MT Online” (einschließlich Mobilabrufe)  gut 20.000 Visits und rund 101.000 Page Impressions pro Tag. Es ist das mit Abstand reichweitenstärkste lokale Internetangebot im Verbreitungsgebiet des Mindener Tageblatts, seine Kontaktstärke wird zunehmend auch von der heimischen werbenden Wirtschaft schätzen gelernt. Mit dem soeben auf “MT Online” erfolgten Start der Bürgerplattform “MeinMT” haben die Nutzer neben der eifrig genutzten Kommentarfunktion eine weitere Möglichkeit bekommen, sich mit der lokalen Öffentlichkeit auszutauschen. Und selbstverständlich wird auch aktuell an neuen Angeboten und Weiterentwicklungen gebastelt. Noch ist MT Online schließlich erst ein Teenager. Wir sehen da noch Wachstumspotenzial.

Autor: Christoph Pepper

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