Daily Archives: 19. September 2018

Es läuft auch ohne Fleisch: Der Mindener Jens Mundhenke ist Veganer und Sportler. Für ihn sind Lebenseinstellung und Hobby kein Widerspruch (#200in365, No.53)

Jens Mundhenke hat auch am jüngsten Drexlauf in Hille teilgenommen. Foto: pr

Wer als Mann kein Fleisch isst, keine Milch trinkt und keine Lederschuhe trägt, gilt unter Männern als merkwürdig. Wer als Mann dann auch noch darauf beharrt, dass Tiere Gefühle haben und dass es Menschen nicht zustehe, über Leben und Tod von Tieren zu entscheiden, gilt unter Männern schnell als Schwächling. Jens Mundhenke weiß das. Er isst kein Fleisch, trinkt keine Milch und wenn er neue Arbeitsschutzschuhe braucht, dann verlangt der Gärtner der Städtischen Betriebe welche ohne Lederanteile. Der Mindener weiß, dass einige ihn deshalb merkwürdig finden, aber das stört ihn schon lange nicht mehr.

Er findet: „Das Leid, dass der Mensch bewusst oder unbewusst sich selbst, der Umwelt und den Tieren zufügt, ist unbeschreiblich groß und dabei will ich nicht mitmachen.“ Das wüssten eigentlich auch viele seiner Mitmenschen, handelten aber nicht danach. Doch Mundhenke ist überzeugt: „Fleisch ist die Zigarette von morgen.“

Ein Vegan-Missionar will der zweifache Familienvater nicht sein. Aber nachdenklich machen will er die Menschen sehr wohl. Zusammen mit dem Verein „Laufen gegen Leiden“ fährt er eine ungewöhnliche Strategie, für die vegane Lebensweise zu werben. Gesundheitsförderung und Tierschutz zu kombinieren, ist das Ziel. Unter anderem in Minden und an rund 70 anderen Orten in Deutschland organisiert der Verein den Gutenachtlauf. Jeden Monat bei Vollmond (in Minden zum 43. Mal am 25. September vom Treffpunkt Weserstadion aus) gehen die Hobbyläufer an den Start. Der Verein spricht von „Deutschlands größtem Lauftreff“.

In Minden gehen im Durchschnitt um die 20 Leute zusammen laufen. Längst nicht alle Teilnehmer sind Veganer und Mundhenke hat auch nicht das feste Ziel, alle Teilnehmer seiner Gruppe zum Veganismus zu bekehren. Ihm geht es eher darum, Menschen zum Nachdenken zu bringen und zu zeigen, dass Veganer durch ihre Ernährung ohne tierische Produkte nicht oder zumindest nicht zwangsläufig körperlich leistungsschwach sein müssen. Alle Teilnehmer spenden mindestens einen Euro pro Lauf. Das Geld fließt laut Mundhenke direkt in Richtung von Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen. Mehrere zehntausend Euro seien so bereits zusammengekommen.

Neben den Gutenachtläufen nehmen die 340 aktiven Vereinsmitglieder an Läufen teil – vom Volkslauf bis zum Ironman – und tragen dabei Trikots, die auf den Verein aufmerksam machen. Eine der Botschaften: „Wir sind nicht die, die nur Gras fressen und Steine lutschen“, wie Mundhenke formuliert. Er ist vor rund sieben Jahren zum Thema gekommen. Damals aß er noch recht viel Fleisch, grillte gerne. Doch dann begann er, sich mit Fetten zu beschäftigen und las sich immer tiefer ins Thema ein. Schließlich kam er zu dem Entschluss, dass es am besten sei, ganz aus dem Fleischkonsum auszusteigen. 30 Kilo habe er seitdem abgenommen, sei sportlicher, fühle sich sehr viel wohler, sein Körper reguliere sich besser. Seinen Vitamin-B12-Bedarf, der sich durch eine rein pflanzliche Ernährung nicht abdecken lässt, reguliert er durch die Einnahme von Tabletten.

Zum „Laufen gegen Leiden“ ist Mundhenke übrigens durch eine Freundin gekommen. Und geblieben. Denn ein Leben ohne Gutenachtläufe und veganer Einstellung kann sich Mundhenke schon lange nicht mehr vorstellen.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

Drei Fragen an … Drei Fragen an Anneliese Borgmann, Hobby-Gärtnerin aus Uphausen: „Das ist lecker, gesund und günstig“ (#200in365, No. 52)

Anneliese Borgmann neben Mann Manfred im gemeinsamen Garten. MT-Foto: Piel

Anneliese Borgmann aus Minden-Uphausen liebt es, im Garten auf ihrem 850 Quadratmeter großen Grundstück zu arbeiten und ihr Essen selbst zu ernten. Inzwischen begnügen sie und ihr Mann Manfred sich längst nicht mehr nur mit Kartoffeln.

In diesem Jahr haben Sie zum ersten Mal Melonen geerntet. Mit welchem Erfolg?

Es sind kleine Melonen in der Größe eines Tennisballs, aber sehr schmackhaft. Auch unsere Kiwi-Pflanze trägt ganz toll. Ein bis eineinhalb Zentner Kiwis ernten wir im Jahr. Die können wir gar nicht alle essen. In diesem sonnigen Jahr sind auch die Paprikas richtig rot und gelb geworden.

Kürbisse, Tomaten, Erdbeeren, Pflaumen und vieles mehr – das Nahrungsangebot in Ihrem Garten ist vielfältig. Was ist die Faszination des Gärtnerns?

Unsere Vormittage verbringen wir fast immer im Garten, denn morgens kann man am allerbesten arbeiten. Das macht viel Spaß und ist zudem gesund. Außerdem essen wir sehr viel Gemüse und viele Früchte aus dem eigenen Garten, machen Eintöpfe und Marmeladen. Das ist lecker, gesund und günstig. Vor allem unsere Tomaten schmecken besser als die aus dem Supermarkt.

Kein Gärtner ohne Geheimtipp. Was ist Ihrer?

Bei uns im Garten ist nichts gespritzt, aber mein Mann düngt mit Brennnesseljauche. Dafür löst man Brennnesseln in Wasser auf. Das funktioniert ganz wunderbar.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

Das MT stellt die Erstklässler 2018 in seinem traditionellen Magazin vor

Hey, wer war noch mal das Mädchen neben mir, unten links in der ersten Reihe? Und wie heißt der Junge mit der lustigen grünen Brille? Und die Lehrerin! Was man damals so trug?! Beim Blick auf’s Einschulungsfoto tun sich so manche Fragen auf. Aber vor allen Dingen lässt er eine längst vergessene Zeit wieder lebendig werden.

Eine Zeit, die damals nicht turbulenter hätte sein können. Wie stolz man war, endlich diesem spannenden Leben jenseits des Kindergartens anzugehören. Die ersten Tage in der neuen Schule mit all den bekannten und fremden Kindern und Lehrern waren genauso prall gefüllt mit neuen Erfahrungen und Aufgaben, wie die Schultüte am Einschulungstag mit bunten Bonbons und kleinen Geschenken.

Monatelang haben Kinder und Eltern diesem neuen Lebensabschnitt entgegengefiebert und sich mit dem Kauf des Schulranzens und dem Basteln der Schultüte darauf vorbereitet. Der Schulanfang – eine Zeit, die man bestimmt nie vergessen wird.

Dachte man… Und dann kam das Leben, eben mit all dem, was es so parat hält. Ziemlich schnell ist der schöne Schulanfang vergessen, vertrieben von Unmengen unliebsamen Hausaufgaben, nervenaufreibenden Klausuren und wackeligen Versetzungen. Aber auch von vielen neuen Freunden, guten Noten und tollen Klassenfahrten.

Das, was nach der Schule kommt, lässt die Erinnerungen nicht lebendiger werden, der Alltag hat nicht wirklich ein Plätzchen für Gedanken an eine Zeit jenseits der Pubertät. Meist ist da soviel heute, dass es gedanklich kaum für morgen reicht – aber erst recht nicht für gestern.

Da ist es schön, ein Foto zu betrachten und es mit all den Erinnerungen die plötzlich wieder in den Kopf purzeln, mit Leben zu füllen. Bestimmt dauert es nicht lange, bis der Junge mit der lustigen grünen Brille wieder einen Namen hat.

Blättern Sie heute in diesem Magazin, mit Stolz auf das Einschulungsfoto, den Start Ihres Kindes in den nächsten großen Lebensabschnitt. Und dann: Bewahren Sie dieses Magazin auf und gönnen ihren Kindern ein paar lebendige Erinnerungen. Sie selbst werden in ein paar Jahren auch Spaß daran haben. Versprochen.

Das Magazin finden Sie als eBook auf MT.de. Zudem steht es im ePaper und der ePaper-App zur Verfügung.

Von Christine Riechmann, Lokalredaktion