„Meine Frau muss mich manchmal stoppen“ – Lars Nelles ist durch Zufall zur Klarinette gekommen. Inzwischen ist das Instrument aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken (#200in365, No.68)

Lars Nelles aus Porta spielt Klarinette und ist Vorsitzender des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr
Minden. MT-Foto: Benjamin Piel

Dass ausgerechnet seine Frau ihn auf die Instrumente gebracht hat, klingt im Nachhinein fast ein bisschen ironisch. Denn nun muss sie ihren Mann manchmal bremsen, damit er nicht zu oft unterwegs ist – der Musik wegen. Weil Lars Nelles so gerne Saxophon hörte, schenkte seine Frau ihm vor zwölf Jahren Lehrstunden. Dass daraus eine große Leidenschaft werden würde, konnte sie damals noch nicht ahnen. Inzwischen ist der Portaner zur Klarinette gewechselt und Vorsitzender des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr Minden.

Dass Sie mal so oft für die Musik unterwegs sein würden, hätten Sie vor 15 Jahren wohl kaum gedacht, oder?

Ganz sicher nicht. Es ist eine so große Leidenschaft geworden, dass meine Frau manchmal fast daran verzweifelt und manchmal sagen muss: „Heute bleibst du mal auf der Couch.“ Mit dem Saxophon fing es an, über meinen zweiten Lehrer bin ich zum Musikzug gekommen. Irgendwann bin ich zur Klarinette gewechselt und habe das Saxophon verkauft. Inzwischen habe die meine Liebe zur Klassik entdeckt. Dass ich mal Klassik hören und Tee trinken würde, hätte ich auch nicht gedacht. Aber so ist es nun eben.

Kann denn, wer Saxophon spielt, automatisch leicht zur Klarinette wechseln?

Nein, eigentlich nicht. Man sagt, dass Saxophon spielen kann, wer Klarinette spielt, aber niemals Klarinette spielen kann, wer Saxophon spielt. Die Klarinette ist einfach etwas zickiger, sie verzeiht weniger Fehler. Bei mir hat der Wechsel gut geklappt.

Wie viel hat der Musikzug eigentlich mit der aktiven Arbeit bei der Feuerwehr zu tun?

Für die meisten 38 Musiker gar nichts. Wir tragen Feuerwehr-Dienstkleidung, haben unsere Übungsabende im großen Lehrsaal der Feuerwehr und nutzen auch mal ein Feuerwehr-Fahrzeug, um zu einem Konzert zu kommen. Aber Aktive in der Feuerwehr gibt es neben mir nur ein weiteres Mitglied.

Was machen Sie selbst in der Feuerwehr?

Gerade absolviere ich eine Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit. Die Feuerwehr hatte Interesse, dassich mein Wissen auch dort einsetze und so bin ich zur Löschgruppe Bölhorst gekommen.

Wo treten Sie mit dem Musikzug überall auf?

Ein symphonisches Blasorchester wie unseres ist zu vielen Gelegenheiten einsetzbar und so sind die Wochenenden schnell gefüllt. Wie gesagt: Meine Frau muss mich manchmal stoppen. Unseren größten Einsatz haben wir alle zwei Jahre beim Mindener Freischießen. Dort hat der Musikzug eine wichtige Rolle und darauf bin ich auch stolz. Wir begleiten die Veranstaltung bis hin zum Großen Zapfenstreich. Außerdem spielen wir Hafenkonzerte, bei Schützenfesten, bei Feuerwehr-Veranstaltungen, begleiten Laternenumzüge und spielen immer im März unsere Jahreskonzerte. Als der Zirkus Krone in Minden gastiert hat, haben wir vor der Premierenveranstaltung im Zelt gespielt, das war ein schönes Erlebnis.

Wie schwer ist es für Sie, Nachwuchsmusiker zu finden?

Ziemlich schwer, das ist wirklich ein Thema. Wir müssen Klinkenputzen und Überzeugungsarbeit leisten, um Leute zu finden. Das Schöne an so einem Orchester ist, dass man beim Spielen die Welt um sich herum vergisst. Dann gibt es nur noch die Musik, das eigene Instrument und den Blick auf den Dirigenten. Das ist herrlich und das möchten wir neuen Mitspielern vermitteln.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*