Leseschwäche unter Jugendlichen in Deutschland weiter zu hoch, geht aber zurück

Am Samstag, 8. September, ist Welt-Alphabetisierungstag. Pünktlich im Vorfeld hat die EU eine PISA-Studie zur Lesefähigkeit von Jugendlichen in den Ländern der Europäischen Union präsentiert, deren Zahlen allerdings den Stand des Jahres 2009 wiedergeben.

Ein Fünftklässer blättert während des Unterrichts in einem Deutschbuch. Foto: DPA

In dieser Studie landet Deutschland auf einem für seinen Bildungsanspruch zweifellos recht blamablen 13. Platz unter 25 Mitgliedern. In der Bundesrepublik beträgt der Anteil an leseschwachen Jugendlichen laut Studie 18,5 Prozent. Zum Vergleich: Spitzenreiter Finnland “nur” 8,1, Schlusslicht Bulgarien immer noch unvorstellbare 41,0 Prozent.

Kleiner Lichtblick: Deutschland verbesserte sich gegenüber 2006 in drei Jahren  um 1,5 Prozentpunkte. Bulgarien allerdings auch um stolze 10, während sich in Finnland der Anteil der leseschwachen Jugendlichen paradoxerweise von 4,8 Prozent in 2006 (Deutschland damals 20,0) fast auf den neuen Wert 8,1 Prozent verdoppelt hat. Die vollständige Tabelle findet sich am Ende des Textes.

EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou sprach am Donnerstag von einer „paradoxen Situation“. Lesen und Schreiben seien in der digitalisierten Welt wichtiger und relevanter denn je, doch „hält unsere Lese- und Schreibkompetenz mit dieser Entwicklung nicht Schritt“. Es gelte, dringend gegenzusteuern.

Investitionen zur Verbesserung solcher Kompetenzen seien wirtschaftlich sinnvoll. Sie schafften konkrete Vorteile für den Einzelnen und die Gesellschaft insgesamt, die sich langfristig gesehen zu Milliardenbeträgen summierten, so Vassiliou. Die EU-Bildungsminister haben sich das gemeinsame Ziel gesetzt, den Anteil der leseschwachen 15-Jährigen bis 2020 von 20 auf 15 Prozent zu reduzieren.

Das Mindener Tageblatt versucht seit vielen Jahren mit zahlreichen Projekten, zur Leseförderung beizutragen. Jahr für Jahr vermittelt es mit “Zeitungstreff” und “Zeitungszeit”  Schülerinnen und Schülern der neunten und zehnten Klassen aller Schulformen Lese- und Schreiberfahrungen für und mit dem Medium Zeitung einschließlich seiner Online-Kanäle.

Frühe Leseförderung: Titelseite einer "Kinder MT"-Ausgabe. Das Magazin wird von der MT-Redaktion speziell für Schülerinnen und Schüler der dritten bis fünften Klassen gemacht. Repro: MT

Mit der eigenen Kinderzeitung “Kinder MT”  wiederum bringt es ein eigenes Medium für Kinder in alle dritten und vierten Klassen der heimischen Grundschulen sowie mehrere Eingangsklassen weiterführender Schulen, das auch gern von Lehrkräften eingesetzt wird. Auch viele Lesepaten des Kinderschutzbund-Projektes Lesezeit nutzen das Kinder-MT für ihre Arbeit. Eine tägliche “Kinder Aktuell”-Rubrik im MT führt jüngere Kinder in eigens für sie geschriebenen Texten der Kinderredaktion der Deutschen Presse-Agentur DPA behutsam zu Themen der aktuellen Berichterstattung, eine Kinder- und eine Comicseite im “Wochen-Journal” bringen zusätzlich puren Lese- und Unterhaltungsspaß.

Für Jugendliche wiederum gibt es die “Szene”-Seiten am Dienstag im Lokalteil und am Samstag im “Wochen-Journal”, seit jahren können sich Jugendliche zudem in der “Jungen Redaktion” im Journalismus ausprobieren und selbst Themen für die Zeitung entwickeln und realisieren.

Tabelle zur Leseschwäche Jugendlicher in der Europäischen Union (Quelle: ORF)

Land 2006 2009
Bulgarien 51,1 41,0
Rumänien 53,5 40,4
Österreich 21,5 27,5
Luxemburg 22,9 26,0
Litauen 25,7 24,3
Tschechien 24,8 23,1
Slowakei 27,8 22,3
Griechenland 27,7 21,3
Slowenien 16,5 21,2
Italien 26,4 21,0
Frankreich 21,7 19,8
Spanien 25,7 19,6
Deutschland 20,0 18,5
Großbritannien 19,0 18,4
Belgien 19,4 17,7
Portugal 24,9 17,6
Ungarn 20,6 17,6
Lettland 21,2 17,6
Schweden 15,3 17,4
Irland 12,1 17,2
Dänemark 16,0 15,2
Polen 16,2 15,0
Niederlande 15,1 14,3
Estland 13,6 13,3
Finnland 4,8 8,1

Autor: Christoph Pepper

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