Etwa 25 Gäste diskutieren bei MT-Aktion „Reden wir drüber“ über Pläne der Mühlenkreiskliniken

Als die Nachricht über den Ticker kommt, dass die Planungen auf Null gestellt werden, bricht Jubel aus. „Jetzt müssen wir dran bleiben“, sagt dann einer der Gäste beim MT-Treff auf der Obermarktstraße. Knapp 80 Jahre ist der älteste von ihnen, noch keine 20 die Jüngste.

Gut findet keiner der etwa 25 Gäste an diesem Nachmittag die Pläne zur Umstrukturierung der Mühlenkreiskliniken (MKK), alle haben so ihre Sorgen und Bedenken. „Ich möchte Hebamme werden“, sagt die junge Abiturientin. „Würde ich da künftig nur noch die Wahl einer Ausbildung in einer großen Station haben?“ Denn einer der geplanten Punkte in dem Konzept war, die Geburtshilfe in Minden zusammenzuziehen.

Ein anderer hat oft in der Mindener Geriatrischen Station zu tun. Die sollte laut Planung nach Lübbecke verlegt werden. „Die Besucher sind doch oft selber sehr gebrechlich“, sagt er. Und wenn dann die Wege noch weiter würden, kämen immer weniger. „Dabei ist gerade für die alten Menschen der Besuch oft so wichtig.“

Eine ehemalige Lehrerin sorgt sich „Das Ganze ist so ähnlich wie das, was mit den Grundschulen passiert ist –- man macht die kleinen Sachen kaputt, hinterher wundert man sich, dass die jungen Familien aus den Dörfern wegziehen.“

Und jetzt ? „Wir müssen dran bleiben, Argumente sammeln, mitreden “ – auch darin sind sich die Gesprächsgäste einig. Die Planer sollten Bürger beteiligen, auch mit den Ärzten, den Patientenvertretern, den Pflegekräften sprechen. „Und nicht einfach quasi fertige Pläne von oben herab verkünden.“ Erste Ideen sind auch da: Belegbetten für Landärzte, beispielsweise. „Die Grundfrage ist doch: Wie wollen wir eigentlich künftig leben, was für eine Gesellschaft haben wir?“

Einer der häufig genannten Kritikpunkte: Das gesamte Verfahren und die Vorgehensweise der MKK-Chefetage sei intransparent, die Leute in diesem so wichtigen Prozess nicht mitgenommen worden. „Natürlich darf man die wirtschaftliche Situation der Mühlenkreiskliniken nicht außer Acht lassen“, sagt ein MT-Leser aus Porta Westfalica. „Mein Eindruck von dem Konzept war allerdings, dass dabei die Wirtschaftlichkeit über dem Patientenwohl stand.“

Unterdessen verfolgen viele auch den MT-Live-Ticker von der Pressekonferenz des MKK-Vorstands und kommentieren intensiv: „Die Prognose der Geburtenzahlen geht stetig hoch. Da kann man doch kein Konzept präsentieren, bei dem die Geburtenkapazität verringert wird!“, schreibt Jens Kökenhoff, Und Friedrich Steffen meint sarkastisch: „Hohe Emotionalität“, „Betroffenheit“ – wohl nicht damit gerechnet, dass die Menschen im Mühlenkreis nicht daneben stehen und Beifall klatschen, wie beim Treffen eines Geflügelzuchtvereins.“ Und weiter: „Es wäre mehr als wünschenswert, wenn der Vorstand sich um den Kernauftrag kümmern würde: eine reibungslose Versorgung der Patienten und eine gerechte Behandlung der Angestellten. Denn auf dem Rücken dieser beiden Seiten wird dieser Prozess ausgefochten.“

Skeptisch ist Jenny Danowsky in Richtung MKK-Vorstand und Landrat: „Also ich habe kein Vertrauen mehr in diese drei Menschen. Deren Vorschlag wird nach der Sommerpause sowieso umgesetzt – und wenn sie es still und heimlich machen.“

Hartmut Stickan, SPD-Kreistagsabgeordneter, schreibt: „Wie will dieser Vorstand jemals wieder Vertrauen zurückgewinnen? Jede Handlung wird jetzt genauestens überprüft und hinterfragt werden müssen.“ Überprüfen – das wird in der Tat eine Aufgabe für die Politik sein.

Es gibt aber nicht nur Kritik. Ein Gesprächspartner hat zum Beispiel für die Notaufnahme im Johannes Wesling Klinikum viele lobende Worte übrig. „Die Mitarbeiter dort leisten hervorragende Arbeit, ich bin dort immer sehr zufrieden. Das muss man auch einmal erwähnen.“

Donnerstagabend hatte sich ein Aktionskomitee für eine Mahnwache und die Organisation des Widerstands aus der Facebook-Gruppe „Gegen die Pläne des MKK-Vorstands: Der Zerstörung unserer Krankenhäuser“ gegründet. Den Termin für eine Mahnwache am Samstag, 30. Juni, um 15 Uhr am Krankenhaus in Rahden halten sie aufrecht: „Gegenwind – wir pfeifen auf die Pläne des MKK-Vorstands.“

Alle Berichte zum Thema finden Sie hier.

Von Monika Jäger und Sebastian Rademacher

Die Autoren sind erreichbar unter (o571) 882 201, Sebastian.Radermacher@mt.de, und (0571) 882 148, Monika.Jaeger@MT.de

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