Drei Fragen an Karl-Heinz Ochs: „Die Gesellschaft hat sich nach rechts verschoben“ (#200in365, No.18)

Karl-Heinz Ochs leitet die Fachstelle Lokaler Aktionsplan Minden. Dahinter verbirgt sich der Einsatz für Demokratie und Vielfalt.

Gibt es eine rechtsradikale Szene im Mühlenkreis?

Ja. 2006 und 2007 haben Nazis vier Aufmärsche in Minden gemacht, sind durch Musikveranstaltungen und durch den Überfall auf den Hamburger Hof aufgefallen. Wir haben protestiert, etwa durch eine Menschenkette. Derzeit verhalten sich die Rechtsradikalen öffentlich eher unauffällig. Das ist nicht verwunderlich, denn die AfD und andere bereiten ihnen offenbar den Boden.

Heißt?

Die Gesellschaft hat sich im Kontext der Flüchtlingssituation und des Aufkommens des Populismus’ nach rechts verschoben. Unsere Aufgabe ist es, bei den Menschen wieder Empathie für die Demokratie zu wecken: gegen Rechtsradikalismus und Rassismus, für Demokratie und Vielfalt. Wir wollen mit jungen Menschen erarbeiten, was heute demokratisches Handeln ist. Dafür gibt es kein Patentrezept.

Warum gibt es immer mehr Menschen, die frustriert sind von der Demokratie?

Je stärker Reich und Arm auseinander driften, desto mehr Menschen sind offenbar bereit, nach einem starken Mann zu rufen. Demokratie funktionierte lange wie selbstverständlich. Aber dass sie immer wieder neu erkämpft werden muss, wird vielen Leuten heute klarer. Wir müssen es schaffen, den Menschen die Möglichkeit zu sichern, in vielen Bereichen teilnehmen zu können.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

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