Die Männer vom runden Tisch: Der Round Table Minden will anders sein als andere Clubs (#200in365, No.73)

Sind begeistert vom Mindener Ableger des jungen Wohltätigkeitsclubs Round Table: Präsident
Dr. Henrik Mohme (rechts) und Tim Schwengel. MT-Foto: Benjamin Piel

Mit Wohltätigkeitsclubs ist das so eine Sache: Sie tragen das Streben nach Wohltätigkeit im Namen, doch tut es auch ihren Mitgliedern wohl, sich auf dem Weg nach (noch weiter) oben gegenseitig zu unterstützen.

Ob es den Mitgliedern von Rotary, Lions oder Kiwanis mehr darum geht anderen oder sich selbst zu helfen, darüber darf gestritten werden. Unbestreitbar ist, dass die Clubs einen nicht unerheblichen Hang zum Elitären pflegen. Gerne treffen sich dort die Gesetzten: Ärzte, Professoren, Wirtschaftslenker, Bankchefs oder Rechtsanwälte. Ein Serviceclub jedoch tanzt ein bisschen aus der Reihe: Round Table. Zwei, die dem Mindener Tisch angehören, betonen die Andersartigkeit: Der Portaner Hautarzt Dr. Henrik Mohme und Tim Schwengel, Juniorchef des Mindener Cafés „Die Nascherei“.

Verstaubt gehe es bei den Round Tablern nicht zu, betonen sie. Dazu trägt aus ihrer Sicht vor allem eines bei: die Altersgrenze. Wer 40 Jahre alt wird, muss vom Tisch verschwinden und wechselt – wenn gewünscht – zu den „Old Tablern“, den älteren Clubmitgliedern. Die Altersobergrenze halte die Tische jung und sorge dafür, dass dort Menschen in einer sehr dynamischen Lebensphase zusammensitzen: Leute, die dabei sind, sich im Beruf zu festigen, womöglich gerade eine Familie gründen. „Die gerade durchstarten und sich aktiv im Leben bewegen“, sagt Schwengel. Round Table will also keine Organisation der Alten und längst Angekommenen sein. „Der Tisch soll dynamisch bleiben“, erklärt Mohme. Der aktuelle – jährlich wechselnde – Präsident des Mindener Tisches ist 38 und muss ihn in zwei Jahren verlassen. Einige wechseln dann zu Clubs wie Rotary oder Lions. Für Mohme ist das keine Option.

Potenzielle Mitglieder werden im Normalfall von einem Mitglied vorgeschlagen und müssen anschließend einen Vortrag halten und ihre Motivation schildern. Hat ein einziges Mitglied Schwierigkeiten mit einer Aufnahme, platzt diese. Der Neue soll „den Tisch weiterbringen“, er soll die vorhandenen Fähigkeiten der Mitglieder ergänzen. Gibt es schon einen Arzt, soll kein zweiter dazukommen. Nicht nur akademische Berufsgruppen sollen am Tisch Platz nehmen, in Minden sitzt dort beispielsweise auch ein Tischlermeister.

Mohme spricht von einem „total bunten Haufen – nicht rechtsanwalts- und ärztelastig“. Am Tisch sei nicht der Größte, der das größte Portemonnaie habe und am meisten spende. Der Mediziner gibt aber zu, dass es sich um Leute handelt, denen es „gesellschaftlich gesehen gut“ gehe. Dass neben dem Gedanken an den guten Zweck Freundschaften entstehen, sei gewünscht. Im Durchschnitt sind die Mitglieder bei ihrer Aufnahme um die 30.

Die 21 Mitglieder treffen sich zweimal im Monat und wissen sich weltweit mit hunderten Tischen in mehr als 60 Ländern verbunden. Allein in Deutschland gibt es knapp 250 Tische. National und international unterstützen sich die Mitglieder gegenseitig. Sie wollen aber auch Menschen und Organisationen in ihrer jeweiligen Region helfen. 20.000 bis 30.000 Euro an Spenden akquirieren die Mindener Mitglieder pro Jahr, sagen sie. Damit haben sie bereits den Kinderschutzbund oder die Lebenshilfe unterstützt. Mitte November lädt der Mindener Tisch zu seiner zweiten „Auktion der schönen Dinge“ nach Bad Oeynhausen ein. Dann versteigern sie für den guten Zweck Unbezahlbares wie ein VIP-Shopping nach Ladenschluss oder ein Handball-Training mit dem GWD-Spieler Kevin Gulliksen.

Das alles klingt nach weltoffener Moderne und so stellt sich die Frage, warum nur Männer am Tisch Platz nehmen dürfen. Schließlich haben Rotary und Lions sich teils schon vor Jahrzehnten für die Mitgliedschaft von Frauen geöffnet. Er habe „kein Problem damit, wenn auch Frauen dabei wären“, sagt Schwengel. Mohme ist vorsichtiger, denn die Stimmung wäre mit Frauen aus seiner Sicht eine andere. Mitglieder würden sich am Tisch gegenseitig foppen und ordentlich hochnehmen. Ob das mit Frauen auch noch so funktionieren würde? In der Praxis wird sich diese Frage vorerst ohnehin nicht stellen.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

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