Es gibt Zeiten, die sind für Redaktionen ganz besondere Herausforderungen. Eine davon ist der Advent – genauer: Die Adventsserie. Seit vor vielen Jahren Kollegin Anja Peper vorschlug, die Idee der Journalistin einer anderen deutschen Tageszeitung („Wir öffnen täglich ein Adventstürchen“) auch für Minden zu verwirklichen, beschrieben wir mehrere Jahre hintereinander, was hinter besonderen Türen und Toren zu finden ist. Das „hinter etwas Blicken“, eine unserer wichtigen Aufgaben als Journalisten, wurde so zu einer vergnüglichen Serie.
Leider gingen uns irgendwann die Ideen aus. Die Menge der Dinge ist endlich, die hinter Türen zu finden und einen Bericht mit Foto wert sind, stellten wir bedauernd fest. Spätestens, als uns nur noch „Gully- deckel“ und „Kre- matoriumstür“ ein- fielen, verabschie- deten wir uns von dieser Serienidee. Jedenfalls bis auf Weiteres.
Im Advent 2009 starteten wir daher gemeinsam mit den Landfrauen „unsere schönsten Weihnachtsrezepte“. Wir Redakteurinnen und Redakteure erzählten Geschichten rund um unsere Winter-Lieblingsgerichte, die Landfrauen steuerten Rezepte bei. Ein Renner! Viele Rückmeldungen unserer Leser zeigten: Das kam an. Da die Zahl der Redaktionsmitglieder allerdings gerade mal so reicht, um täglich eine Vorweihnachtsausgabe mit Rezepten zu füllen, setzten wir diese Idee im Jahr darauf nicht fort. Denn wer hat schon mehr als ein Weihnachts-Lieblingsessen. . .
“Weihnachtsmacher” und “Weihnachtsvernichter”
2010 widmeten wir unsere Serie statt dessen all denen, die dafür sorgen, dass Weihnachten schön wird („Die Weihnachtsmacher“) – und setzten das Ganze zwischen den Jahren dann mit Berichten über die Menschen fort, die Weihnachtsdeko abbauen, Bäume abholen, mit Umtausch beschäftigt sind und vieles andere. (Unser interner Arbeitstitel „die Weihnachtsvernichter“ hat es allerdings nicht bis ins Blatt geschafft – mit gutem Grund…).
In diesem Jahr treibt es uns nun wieder in die Küche: Backen ist dran. Das kommt offenbar bei unseren Lesern an, wenn man Anrufe, Zuschriften und Beteiligung als Maßstab nimmt – und die Tatsache, dass hin und wieder Leserinnen in die Redaktion kommen und Selbstgebackenes mitbringen. (Dazu muss man wissen, dass gerade bei dem durchschnittlichen männlichen Mindener Lokaljournalisten der Weg ins Herz direkt über Gaumen und Magen führt).
Autoren für diese Serie zu finden war allerdings schwer wie selten. Als Beispiel sei hier eine langjährige freie Mitarbeiterin zitiert, die nur sagte: „Was ich an Weihnachtskeksen brauche, kaufe ich. Backen kann ich leider gar nicht.“ Oder ein Kollege, der muffelte: „Meine Freunde finden ja, dass ich gut kochen kann. Aber gebacken habe ich noch nie.“
Bescheidene Leser und hilfsbereite Redakteursehefrauen
Nadine Schwan, langjährige freie Mitarbeiterin und ab 1. Januar Redaktionsvolontärin, übernahm es resolut, die vielen verbliebenen Lücken zu füllen. Denn eigentlich hatten wir gehofft, dass unsere Leserinnen und Leser für die Serie backen und wir über sie schreiben. Leider waren die meisten zu bescheiden und wollten uns zwar mit Keksen beschenken, aber nicht mit ihrer Geschichte in der Zeitung stehen. Und so fanden sich denn immer wieder Kollegen dazu bereit, sich in die Küche zu stellen (wobei ich ehrlich gesagt glaube, dass hie und da eher die Ehefrauen sozusagen die guten Geister der Weihnachtsserie waren).
Unser redaktionsinterner guter Geist der Serie, Nadine Schwan, jedenfalls hat zwischendurch ganz schön gelitten. Sie ist Ernährungsberaterin und Gesundheitswissenschaftlerin, und man konnte sie zwischendurch am Computer beim Bearbeiten der Texte leise irgendetwas mit „all das Fett und der Zucker“ klagen hören.
Schon jetzt gesucht: Ideen für 2012
Und was machen wir im kommenden Advent? Ideen sind wie immer herzlich willkommen (mailto: mob@mt-online.de). Sonst folgen wir vielleicht einer Eingebung, die uns neulich im Mitarbeiterkreis auf dem Weihnachtsmarkt kam. „Was ich Heiligabend immer mache, ist, mir „Wir warten aufs Christkind“ anzusehen“, sagte eine Kollegin, die mittlerweile doch in eher reifem Alter ist (und deren Namen ich hier mal verschweige). Das führte zu einer launigen Runde, in der wir versuchten, einander mit skurrilen Weihnachtsgewohnheiten und –traditionen zu übertreffen.
Sowas wäre ja auch was für eine Adventsserie. Doch erst einmal können sich alle auf den letzten Teil der Backrezepte freuen: Edith Jatos Schokokuchen. Festliches Ende einer süßen Sache.
Autorin: Monika Jäger, Lokalredaktion
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