Der Verdruss-Bekämpfer – Matthias Spiller aus Wasserstraße will mitgestalten statt mosern. Auch in der SPD (#200in365, No.21)

Ärgert sich über Ämterhäufung: Matthias Spiller. MT-Foto: Piel

An der Politik hat Matthias Spiller aus Petershagen-Wasserstraße so einiges auszusetzen. Das geht nicht wenigen Menschen so. Die stammtischen sich dann durchs Leben und schimpfen auf „die da oben“. Der 58-Jährige will das nicht. Er ärgert sich auch über vieles, was in der Politik läuft. Aber Stammtischsprüche zu klopfen, das ist ihm zu blöd. Seine Strategie: „Ich habe kein Amt und kein Mandat, aber ich mache aktiv Politik – das geht.“

Nach einem Ausflug als Landes- und Kreisverbandsvorsitzender zur Freien Union der CSU-Rebellin und ehemaligen Fürther Landrätin Gabriele Pauli trat Spiller im November in die SPD ein. An der großen Partei, die einige eine „ehemalige Volkspartei“ nennen, hat Spieler zwar einiges auszusetzen. Aber nicht genug, um nicht das Gefühl zu haben, etwas tun zu können, um die Partei wieder nach oben zu bringen. „Wenn ihr Protest wählen wollt“, sagt er den Leuten, „dann wählt SPD.“ So weit ist es schon.

Ein Thema, das Spiller umtreibt, ist Ämterhäufung. Dass vor allem in den großen Parteien „wenige Menschen viele Posten“ haben, ärgert ihn, der findet: „Wer mehr als ein oder zwei Ämter hat, der kann nicht gut vorbereitet in Sitzungen gehen.“ Fundiert vorbereitete Kommunalpolitiker hat er in der Vergangenheit oft vermisst. Kommunalpolitiker, die sich bemühen, die Themen in der Tiefe zu durchsteigen und kritische Fragen zu formulieren statt bloß die Hände zu heben und Stimmvieh zu sein. Der Schlosser fordert, Ämter auf mehr Sozialdemokraten zu verteilen und die Partei dadurch breiter aufzustellen. „Ein oder zwei Funktionen, die aber richtig“, das würde die Partei bürgernäher machen. Das es daran aus Spillers Sicht noch hapert, hänge damit zusammen, dass mehr Einfluss habe, wer viele Ämter auf sich vereinige. „Und wer erstmal zwei, drei hat, der bekommt das vierte und fünfte auch noch.“

Trotzdem: Unzufrieden ist Spiller mit seiner Partei nicht. Er hat das Gefühl, sich auch ohne Amt und Mandat einbringen zu können. Vor allem will er Politikverdrossene überzeugen, sich nicht zurückzuziehen, sondern politisch zu engagieren.

„Politik muss Menschen interessieren“, fordert er. Dazu will er beitragen: „Ich kann Politikverdrossenen nur raten, sich nicht zurückzuziehen, sondern aktiv einzusteigen in die Politik.“ Beim Arbeitskreis für Arbeitnehmerfragen in Minden-Lübbecke diskutieren er und die anderen Mitglieder „alles, was irgendwie mit Arbeitnehmern zu tun hat“. Auch das ist für ihn ein zentraler Punkt einer möglichen SPD-Erneuerung: mehr Kontakt zu den Arbeitnehmern.

Und wenn mal jemand sagt, dass Politiker ja doch nichts machen, dann holt Matthias Spiller die gebundenen Anträge zum Bundesparteitag 2017 raus: 546 Seiten im Din-A-4-Format.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

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