7,5 Millionen: Doppelt so viele Analphabeten wie gedacht

Das alarmiert auch Zeitungsmacher: In Deutschland gibt es mit 7,5 Millionen Menschen fast doppelt so viele Analphabeten wie bisher gedacht. Sie können keine zusammenhängenden Texte lesen oder schreiben. Ein vor allem für die Informationen über die lokale Lebenswelt wichtiges Medium wie die Zeitung bleibt ihnen komplett verschlossen, ebenso wohl weitestgehend das Internet.  Zwei Millionen Menschen dieser Gruppe scheitern beim Lesen und Schreiben auch an einzelnen Sätzen und 300.000 Menschen an einzelnen Wörtern, wie aus einer am Montag in Berlin präsentierten Studie hervorgeht.

An der Volkshochschule in Frankfurt werden Analphabeten im Rahmen von Alphabetisierungskursen auf die Wahl vorbereitet. | Foto: dpa

Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) zeigte sich alarmiert: “Es gibt Analphabetismus in Deutschland in einer Größenord- nung, die nicht mehr eine Nische darstellt.” Helfen soll nun ein gemeinsam mit Ländern, Unter- nehmen, Gewerk- schaften und Volkshochschulen geschnürtes Bil- dungspaket.

“Wir brauchen eine nationale Kraftanstrengung”, sagte Schavan. Die Hamburger Professorin Anke Grotlüschen hatte für die Studie mehr als 8000 Erwachsene befragt. 57 Prozent der Betroffenen seien erwerbstätig – deshalb müssten auch die Unternehmen sensibilisiert werden, sagte Schavan.

Bisher gingen Schätzungen von etwa vier Millionen Menschen aus, die von funktionalem Analphabetismus betroffen sind, also noch mit einzelnen Sätzen umgehen können. Schavan kündigte verstärktes Bemühen auch um den Erhalt von bereits Gelerntem an: “Wie verhindern wir, dass Techniken und Kenntnisse, die bereits erworben wurden, wieder verloren gehen?”

60 Prozent der funktionalen Analphabeten sind Männer, 40 Prozent Frauen. Menschen mit höherer Bildung stellen 12 Prozent der funktionalen Analphabeten. Für ein nun startendes Programm zur Alphabetisierung und Bildung am Arbeitsplatz will das Schavan-Ressort 20 Millionen Euro bis 2014 zur Verfügung stellen.

Der Präsident der Kultusministerkonferenz, der niedersächsische Ressortchef Bernd Althusmann (CDU), nannte Analphabetismus einen noch zu wenig beachteten Bereich. “Die Lese- und Schreibkompetenz gilt es weiter auszubauen.” Die Präsidentin des Deutschen Volkshochschul-Verbands, Rita Süssmuth, versprach: “Hierbei werden auch die Volkshochschulen helfen.”

Die Autorin der Studie hob hervor, dass nun zum ersten Mal umfassende Zahlen über den Analphabetismus in Deutschland vorlägen. (DPA)

Link zur Studie

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*