Monthly Archives: September 2018

Drei Fragen an … Günther Becker, Verkehrswacht „Die Rücksichtslosigkeit hat zugenommen“ (#200in365, No.54)

Günther Becker ist der Vorsitzende der Verkehrswacht. MT-Foto: Benjamin Piel

Die Straße ist ein gefährlicher Ort – für Radler, Autofahrer, Fußgänger, Kinder oder Senioren. Die Verkehrswacht Minden-Lübbecke will die Straßen sicherer machen. Ihr Vorsitzender Günther Becker hält das für dringend notwendig.

Sind die Straßen des Jahres 2018 genauso sicher wie die zehn Jahre zuvor?

Ich habe den Eindruck, dass die Gefährdungslage zugenommen hat. Die Rücksichtslosigkeit hat nicht nur innerhalb der Gesellschaft, sondern auch auf der Straße zugenommen, ebenso das Verkehrsaufkommen.

Neben Fahranfängern gehören auch Senioren zu Gefährdern im Straßenverkehr. Was könnte die Situation verbessern?

Ich bin dafür, dass ab 70 Jahren ein regelmäßiger Sehtest verbindlich wäre und auch regelmäßig zwei, drei Fahrstunden. Was sich bei älteren Verkehrsteilnehmern in unseren Kursen für Defizite hinsichtlich der Verkehrsregeln zeigen, das ist teils unvorstellbar. Deshalb sind Senioren auch eine unserer Zielgruppen.

Welche Zielgruppen haben Sie noch?

Unsere 30 aktiven Mitglieder schulen Berufskraftfahrer, bilden Schülerlotsen aus, gehen in Kindergärten, arbeiten mit Jugendlichen, die auffällig geworden sind, mit Zuwanderern, die die deutschen Verkehrsregeln noch nicht kennen, oder mit Auto- und Motorradfahrern, die ein Fahrsicherheitstraining machen möchten. Mit unserer guten Ausrüstung wie einem Autosimulator sind wir in ganz NRW unterwegs. Ich bin sehr stolz, dass wir so eine aktive Mannschaft haben.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

Azubify – Die Neuen: Rund 60 Firmen stellen ihre frischgebackenen Azubis vor

Emely Triebwasser und Juliane Löchel sind frisch gebackene Auszubildende bei J.C.C. Bruns. Foto: MM (© Michaela Meier)

Wenn die Schule geschafft ist und der Vertrag unterzeichnet, ist es Zeit für den nächsten großen Lebensabschnitt. Der hat für viele Jugendliche im und um den Mühlenkreis herum erst kürzlich mit dem Start in ihre neue Ausbildung begonnen. In dem heute erschienenen Magazin „Azubify – Die Neuen“ sind die frischgebackenen Auszubildenden im Bild festgehalten.

Im Magazin zeigen sich rund 60 heimische Firmen mit ihren neuen Azubis. Sie alle haben Bewerbungen, Vorstellungsgespräche und Einstellungstests erfolgreich hinter sich gebracht. Dass sie perfekt zu ihren jeweiligen Firmen passen, da sind sich die Unternehmen sicher. Warum das so ist, was die Neueinsteiger in den kommenden Jahren erwartet und welche innerbetrieblichen Perspektiven sie haben, verraten sie in den Steckbriefen. Oftmals durchlaufen die Azubis während ihrer Ausbildung verschiedene Abteilungen und lernen das Unternehmen somit von möglichst vielen unterschiedlichen Seiten kennen. Wer in der Ausbildung durch gute Leistungen überzeugt, hat nicht selten die Chance, im Anschluss übernommen zu werden.

Die 48 Seiten des Magazins beinhalten außerdem viele Tipps rund um das Thema Ausbildung. Rechte und Pflichten der Azubis werden ebenso erklärt wie die erste Gehaltsabrechnung oder welche Möglichkeiten es gibt, als Auszubildender den einen oder anderen Euro zu sparen. Aber auch wer noch keinen Ausbildungsplatz gefunden hat, muss nicht verzweifeln. Ob schulisch oder betrieblich – es bieten sich verschiedene Chancen, auch noch im aktuell laufenden Ausbildungsjahr als Azubi auf dem Weg in den Beruf durchzustarten.

Weitere Artikel rund um das Thema Ausbildung, spannende Berufsbilder und viele Unternehmenssteckbriefe aus dem Mühlenkreis finden sich auf

https://www.azubify.de/minden

Das Magazin als eBook können Sie hier aufrufen.

Es läuft auch ohne Fleisch: Der Mindener Jens Mundhenke ist Veganer und Sportler. Für ihn sind Lebenseinstellung und Hobby kein Widerspruch (#200in365, No.53)

Jens Mundhenke hat auch am jüngsten Drexlauf in Hille teilgenommen. Foto: pr

Wer als Mann kein Fleisch isst, keine Milch trinkt und keine Lederschuhe trägt, gilt unter Männern als merkwürdig. Wer als Mann dann auch noch darauf beharrt, dass Tiere Gefühle haben und dass es Menschen nicht zustehe, über Leben und Tod von Tieren zu entscheiden, gilt unter Männern schnell als Schwächling. Jens Mundhenke weiß das. Er isst kein Fleisch, trinkt keine Milch und wenn er neue Arbeitsschutzschuhe braucht, dann verlangt der Gärtner der Städtischen Betriebe welche ohne Lederanteile. Der Mindener weiß, dass einige ihn deshalb merkwürdig finden, aber das stört ihn schon lange nicht mehr.

Er findet: „Das Leid, dass der Mensch bewusst oder unbewusst sich selbst, der Umwelt und den Tieren zufügt, ist unbeschreiblich groß und dabei will ich nicht mitmachen.“ Das wüssten eigentlich auch viele seiner Mitmenschen, handelten aber nicht danach. Doch Mundhenke ist überzeugt: „Fleisch ist die Zigarette von morgen.“

Ein Vegan-Missionar will der zweifache Familienvater nicht sein. Aber nachdenklich machen will er die Menschen sehr wohl. Zusammen mit dem Verein „Laufen gegen Leiden“ fährt er eine ungewöhnliche Strategie, für die vegane Lebensweise zu werben. Gesundheitsförderung und Tierschutz zu kombinieren, ist das Ziel. Unter anderem in Minden und an rund 70 anderen Orten in Deutschland organisiert der Verein den Gutenachtlauf. Jeden Monat bei Vollmond (in Minden zum 43. Mal am 25. September vom Treffpunkt Weserstadion aus) gehen die Hobbyläufer an den Start. Der Verein spricht von „Deutschlands größtem Lauftreff“.

In Minden gehen im Durchschnitt um die 20 Leute zusammen laufen. Längst nicht alle Teilnehmer sind Veganer und Mundhenke hat auch nicht das feste Ziel, alle Teilnehmer seiner Gruppe zum Veganismus zu bekehren. Ihm geht es eher darum, Menschen zum Nachdenken zu bringen und zu zeigen, dass Veganer durch ihre Ernährung ohne tierische Produkte nicht oder zumindest nicht zwangsläufig körperlich leistungsschwach sein müssen. Alle Teilnehmer spenden mindestens einen Euro pro Lauf. Das Geld fließt laut Mundhenke direkt in Richtung von Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen. Mehrere zehntausend Euro seien so bereits zusammengekommen.

Neben den Gutenachtläufen nehmen die 340 aktiven Vereinsmitglieder an Läufen teil – vom Volkslauf bis zum Ironman – und tragen dabei Trikots, die auf den Verein aufmerksam machen. Eine der Botschaften: „Wir sind nicht die, die nur Gras fressen und Steine lutschen“, wie Mundhenke formuliert. Er ist vor rund sieben Jahren zum Thema gekommen. Damals aß er noch recht viel Fleisch, grillte gerne. Doch dann begann er, sich mit Fetten zu beschäftigen und las sich immer tiefer ins Thema ein. Schließlich kam er zu dem Entschluss, dass es am besten sei, ganz aus dem Fleischkonsum auszusteigen. 30 Kilo habe er seitdem abgenommen, sei sportlicher, fühle sich sehr viel wohler, sein Körper reguliere sich besser. Seinen Vitamin-B12-Bedarf, der sich durch eine rein pflanzliche Ernährung nicht abdecken lässt, reguliert er durch die Einnahme von Tabletten.

Zum „Laufen gegen Leiden“ ist Mundhenke übrigens durch eine Freundin gekommen. Und geblieben. Denn ein Leben ohne Gutenachtläufe und veganer Einstellung kann sich Mundhenke schon lange nicht mehr vorstellen.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur