bei Bedarf, liest vor, spielt
„Mensch ärgere dich nicht“,
hört einfach nur zu, wenn jemand
erzählen will. „Die Angehörigen
sind überaus dankbar
dafür. Und auch für mich ist es
eine schöne Zeit, die ich mit
den Pflegebedürftigen verbringe“,
betont Brigitte Horstmann.
Der Einsatz dort brachte sie auf
die Idee, hochwertige Handarbeiten
für einen guten Zweck
zu verkaufen.
Inge Felgner hat ihren Vater
in seiner letzten Zeit, bis zu
seinem 99. Lebensjahr, in den
eigenen vier Wänden gepflegt.
Auch sie weiß, was Demenz
bedeutet. Und als Brigitte
Horstmann sie fragte, ob sie
mit ihr gemeinsam das Handarbeitsprojekt
für die Aktion
Leben mit Demenz innerhalb
der Alzheimergesellschaft
vom Kreis Minden-Lübbecke
e. V. gestalten wolle, stimmte
sie sofort zu. Die edlen Werke
werden auf unterschiedlichsten
Märkten in der Region angeboten,
und der Reinerlös
geht zugunsten besagter Gesellschaft.
„Angefangen haben wir
ganz klein“, erinnert sich Inge
Felgner, „bei Familie Kreft in
Unterlübbe und bei Ute Böhne
in Rothenuffeln, in deren
schönen Gärten, wenn man
die besichtigen durfte – jeweils
mit einem übersichtlichen
Stand.“ Man traf das
kreative Team auf Hof Frien,
im Alten Amtsgericht Petershagen,
in der Klinik Bad Hopfenberg,
in der Waldorfschule
von Haddenhausen, später
auch bei den Kreativmärkten
in der Hiller Verbundschule
oder bei „Tausendschön“ im
Mindener Preußenmuseum.
Eine spezielle Textilwerkstatt
gab es im Juni 2018 in der
ehemaligen Friedhofskapelle
in Eisbergen.
„Besonders toll finde ich
auch das Aktivitätsprogramm
der Alzheimergesellschaft, das
für Menschen mit Frühdemenz
und eben für die Angehörigen
gemacht ist. Wir
unterstützen das alles außerordentlich
gern“, betont Brigitte
Horstmann und erzählt
von gemeinsamen sportlichen
sowie musikalischen Aktionen,
von Stammtischen
und Kaffeekränzchen. Es besteht
sogar eine Männer-
Kochgruppe für pflegende
Angehörige in Zusammenarbeit
mit den Landfrauen
Lübbecke.
Stoffe werden den Frauen
größtenteils geschenkt. Da
und dort schlummert noch
kostbares Leinen in den Untiefen
von Schränken und
Truhen. Daraus kann man immer
etwas zaubern – eventuell
auch mit einem hochwertigen
Hohlsaum, der einfach
aussieht und
doch schwer zu
machen ist. Garne
müssen meist
zugekauft werden.
Und schon
geht es los. „Wir
suchen Muster
aus, die uns gefallen“,
erklärt Brigitte Horstmann.
„Aber es gibt natürlich
Motive, die einfach besonders
beliebt sind.“ Dazu zählen filigrane
Weihnachtsbäume.
Tischdecken, Läufer, Kissen,
Lavendelsäckchen, Taschen
aus filzartigem Stoff – alles
erhält Stickereien und wird
zum Unikat. „Manchmal kommen
die Ideen dazu einfach
so“, beschreibt es Inge Felgner,
„wenn man in der Natur
unterwegs ist oder sogar im
Fernsehen etwas aufschnappt.“
Seit mehr als 30 Jahren ist
Brigitte Horstmann in der
Leinenstickerei zu Hause,
kennt sich perfekt aus mit
Stiel-, Ketten-, Spann-, Flachoder
Makrameestichen, mit
Knötchen, mit Langkettenstichen
für Richelieuarbeiten
(das ist die kunstvolle Weißstickerei
mit den ausgeschnittenen
Mustern). Sie stickt
eher in den Abendstunden bei
künstlichem Licht. Tagsüber
gibt es so viele andere Dinge
zu erledigen, auch im Garten.
Inge Felgner bevorzugt Tageslicht
für ihre Arbeiten. Oft
ergänzen die beiden sich,
wenn die eine näht und die
andere stickt – eben Teamwork
wie bei dem Tischläufer
Tausendschön, auf dem sich
zahlreiche zarte Blüten befinden.
„Jeder braucht doch ein
Hobby“, erklärt Inge Felgner,
die auch gern Rosenmotive
häkelt oder Weihnachtssterne
in tiefem Dunkelrot. „Für uns
ist das einerseits Entspannung
pur und andererseits
tun wir etwas Gutes.“
Die Handarbeiten der beiden
Frauen sind ausdrucksstark
und bezaubernd schön,
auch weil sie vielfach dezent
gehalten sind. „Manchmal
verzweifelt man fast, wenn
man eine Idee umsetzen will
und es nicht auf Anhieb
klappt“, gesteht Brigitte
Horstmann. Aber letztlich haben
die beiden immer geschafft,
was sie sich vorgenommen
haben. Alle Tischläufer
und -decken sind natürlich
kochecht, damit spätere
Kaffeeflecken bei der Wäsche
spurlos verschwinden.
Auftragsarbeiten nehmen die
beiden Kreativen ebenfalls an.
Wer Interesse an schönen
Handarbeiten hat, der findet
Brigitte Horstmann und Inge
Felgner bei der Ausstellung
„Tausendschön“ am 26. und
27. Oktober jeweils von 11 bis
18 Uhr im Preußenmuseum
am Mindener Simeonsplatz.
Vielleicht sind sie beim
nächsten Kunstmarkt in der
Hiller Verbundschule dabei.
Der lädt am Samstag, 9. November,
von 14 bis 17 Uhr,
und am Sonntag, 10. November,
von 11 bis 17 Uhr, ein.
■ www.leben-mit-demenz.info
Brigitte Horstmann kann auch anders: Hier ein Segelbootmotiv,
das an ein früheres Hobby erinnert.
Seit 3 Jahrzehnten in der
Leinenstickerei zu Hause
Hille extra 7
5. Ständig
NEU-Eingänge