4 Hille extra
Blick über das strukturreiche Naturschutzgebiet Altes Moor mit Tümpel, Wiesen und Gehölzen. Foto: Gisela Burmester
Orchideen leiden unter Trockenheit
Dramatische Situation im Naturschutzgebiet Altes Moor im Hiller Westen
Von Gisela Burmester
Hille. Zu trocken, viel zu trocken:
Die Biologin Dagmar
Diesing ist entsetzt über den
Zustand einiger Bereiche im
Naturschutzgebiet Altes Moor
am westlichen Rand der Gemeinde
Hille. In dem von Niederschlägen
gespeisten Niedermoor,
von dem seit dem
29. Dezember 1980 62 Hektar
unter Naturschutz stehen,
blühen in der Regel im
Mai/Juni im östlichen Bereich
mehrere Tausend Orchideen:
2013 blühten beispielsweise
gut 15.000 Pflanzen des Breitblättrigen
Knabenkrauts und
mehr als 1.1000 Exemplare
des Gefleckten Knabenkrauts,
was der ehrenamtliche Naturschützer
Friedhelm Lömker
dokumentierte. „Die Vorkommen
hängen vom Niederschlag
ab und schwanken.
Doch so dramatisch wie in
diesem Jahr war es noch nie.
Die Pflanzen sind viel zu klein
und blühen viel weniger als
normal“, sagt die frühere Mitarbeiterin
des Kreis-Umweltamts
mit Blick auf den Hitzesommer
2018 und die raren
Niederschläge in diesem Jahr.
Normalerweise mäht Henrik
Niermeyer vom Kreis-Bauhof
die Flächen nach der Orchideenblüte
im Herbst –
aber wie es dieses Jahr wird,
bleibt abzuwarten. Ähneln die
Wiesen doch mehr einer Steppe
als Feuchtwiesen.
Auch in den verstreut liegenden
Tümpeln und Teichen
sieht die Situation nicht viel
besser aus, der Wasserstand
ist sehr niedrig. Ab den 1990-
er Jahren wurden die kleinen
Gewässer in den Wiesen angelegt
und die nährstoffreiche
Grasnarbe des Intensivgrünlandes
teilweise flach abgeschoben.
So entstanden neuen
Lebensräume für Amphibien
und Libellen, aber auch
zusätzliche Keimbetten für
Orchideen, Flammenden Hahnenfuß
und viele andere Arten
der Feuchtwiesen. Fast
immer konnten über die Jahrzehnte
positive Entwicklungen
im Moor beobachtet werden.
„Aber die lange Trockenzeit
seit dem letzten Sommer
setzt typischen Moorpflanzen
und -tieren arg zu“, erklärt
Dagmar Diesing, auf die bei
ihrem Rundgang durch das
Alte Moor noch ein weiterer
Schock wartet.
Im Vergleich zu anderen
Niedermooren wie den großflächigen
Bastauwiesen blieb
dem Alten Moor eine Flurbereinigung
in den 1970-er Jahren
erspart, weil sich die
Kommunen Espelkamp und
Hille nicht über die damit einhergehenden
Kosten einigen
konnten. Daher unterblieb
der Ausbau des aus Süden
heranfließenden Moorbaches
und des Hauptentwässerungsgrabens,
der aus Frotheim
kommt.
Die Schüssellage des Alten
Moors hat die Moorentwicklung
seit jeher begünstigt und
eignet sich hervorragend für
die Wasserhaltung. Seit dem
Bau zweier Schöpfwerke und
eines regulierbaren Stauwehres
im Jahr 2001 (2003?) wird
versucht, den Wasserstand
über das Jahr gleichmäßiger
an der Bodenoberfläche zu
halten, ohne dass Privatflächen
außerhalb vernässt werden.
Allerdings sind die beiden
Hauptgräben inzwischen
durch die fehlende Unterhal-
2019 selten: Biologin Dagmar Diesing hat eine Pflanze des Breitblättrigen
Knabenkrauts entdeckt. Fotos: Alex Lehn