8 Hille extra
Sieben Balken für Vollkommenheit
Die moderne Kreuzkirche in Rothenuffeln strahlt Helligkeit und Offenheit aus
Von Andrea Gerecke
Hille-Rothenuffeln. Im Gegensatz
zu den meisten Kirchen
ist ihre Geschichte kurz. Erst
1972, zum 1. Advent, wird sie
eingeweiht: Die Kreuzkirche
in Rothenuffeln. Man will stilistisch
modern sein und
passt sich dem Zeitgeschmack
an. Viel Beton, unverputzt
und ungestrichen, dazu weite
geradlinige Formen.
Die Rothenuffelner sind gespalten,
als sie ihre Kirche in
Besitz nehmen. Aber wer sie
heute betritt, erlebt einen
Aha-Effekt. Auch und gerade,
wenn derjenige durch den
schlichten Eingang kommt -
linker Hand unten der Grundstein,
der aufs Entstehungsjahr
hinweist „A.D. 1972“.
Der Mindener Architekt
Gerhard Rodenberg (1927 bis
2013) hat seine Spuren hinterlassen,
so auch mit diesem
Kirchenbau. Alles entspricht
dem, was man in jener Ära so
baut: das neue Mindener Rathaus
wie die Kampa Halle.
Glas, Metall, offene Sichten.
Ihm zur Seite arbeitet der
Bildhauer Wolfgang Kreutter
(1924 bis 1989). Seine Favoriten:
Stein, Holz und Bronze.
Zahlreiche figürliche Bronzearbeiten
stammen von ihm
und neben der sakralen Kunst
zwischen 1970 und 1986 auch
architektonische Arbeiten an
Großbauten, Fassadenelementen,
Wandgestaltungen.
Seine Kreuze auf der grauen
Wand hinter dem Altar geben
der Kirche in Rothenuffeln
den Namen. Oben in der Mitte
sieben Balken, gerade ausgerichtet
und ein Zeichen für
die Vollkommenheit. Rechts
und links davon fünf Balken,
in grober Unordnung, die das
Chaos verkörpern. Viel helles,
freundliches Holz findet sich
im Raum, daraus auch der gediegene
Altar und der Standfuß
des bronzenen Taufbeckens,
ebenfalls Arbeiten von
Wolfgang Kreutter.
„Wir zählen durchschnittlich
115 Besucher bei den Gottesdiensten,
die drei Mal pro
Monat stattfinden“, erzählt
Pfarrer Thomas Ehlert und
verweist auf seine 2.600 Gemeindeglieder.
„Das betrifft
Ein Bau aus der Ära der 1970er Jahre: Von außen wirkt sie schlicht und relativ klein – die Kreuzkirche
in Rothenuffeln. Fotos: Andrea Gerecke
beide Häuser, die zusammengehören:
dieser moderne Kirchenbau
und die alte, sehr
schöne Schlosskirche von
Haddenhausen.“ Geheiratet
wird gern in der stimmungsvollen
Kapelle. Konfirmationen
passen besser in die
Kreuzkirche, in der 450 Menschen
Platz finden.
„Ich liebe es, wenn die Kirche
voll ist“, sagt der Pfarrer.
„Entscheidend sind immer die
Menschen und nicht das Gebäude.“
Er schwärmt von den
gut besuchten Springbrunnen
Gottesdiensten, an Sonntagen,
wenn er keinen Talar
trägt und sieben oder acht
Mitstreiter den Abend inhaltlich
vorbereiten. Dann
schweigt die Orgel, und es erklingen
andere Lieder als
sonst. Das schöne Mosaik an
einer Wand ist in so einem
Springbrunnen-Gottesdienst
entstanden, alle Teilnehmer
haben sich mit ihren ausgewählten
Scherben darin verewigt.
Entstanden ist ein ausdrucksstarkes
Bild. Ehlert baut
auf verschiedene Formen, um
„heutzutage Menschen zum
Glauben einzuladen“. „Gottesdienst
unterwegs“ heißt eine
Variante am 4. Sonntag nach
Trinitatis, wenn man sich am
14. Juli, 11 Uhr an der Windmühle
zu Eickhorst trifft.
Auch zum nächsten Springbrunnen
Gottesdienst am 21.
Juli, 18.30 Uhr, ist jeder in der
Kreuzkirche von Rothenuffeln
willkommen.
■ Lesetipp zur Schlosskirche
von Haddenhausen: Evangelische
Kirchen im Mindener
Land, Bildband zum 200-jährigen
Bestehen des Kirchenkreises
Minden, 22 Euro (erhältlich
bei express – Ticketservice
& Mehr, Obermarktstraße
26-30, 32423 Minden)
Zur inneren Einkehr lädt das Gotteshaus ein. Die Kreuze an der
Wand hinter dem Altar geben der Kirche ihren Namen.
In der Schlosskirche von Haddenhausen wird
gern geheiratet.