Betrifft: Jahresrückblick – Antwort auf eine Fundamentalkritik

Sehr geehrter Herr Krückemeier,

wie angekündigt, möchte ich Ihnen auch gern noch einmal inhaltlich auf Ihre Fundamental-Kritik an unserem Jahresrückblick antworten. Die, das können Sie sich vorstellen, mich natürlich betrübt, ebenso die zahlreichen Kolleginnen und Kollegen, die an seiner Erstellung mitgewirkt haben. Schließlich nehmen wir die beträchtliche Mühe der Produktion eines solch aufwendigen Magazins nicht in der Absicht auf uns, unsere Leserinnen und Leser damit zu vergrätzen.

Gestatten Sie mir allerdings, dass ich Ihre Meinung in verschiedenen Punkten nicht teilen kann. Zunächst einmal gibt es den Rückblick in der von Ihnen kritisierten Form bereits seit drei Jahren. Gegenüber der alten Form des Jahresrückblicks, die schon wegen dessen begrenzter Platzverhältnisse kaum chronologische Übersichten zuließ, haben wir den Umfang damit übrigens mehr als verdoppelt.

Die Titelseite des MT-Jahresrückblicks. Repro: MT

Die von Ihnen monierte Strukturierung folgt einem klaren Ziel: Orientierung. „Nachrichten“ fasst der besseren Übersichtlichkeit wegen die nationalen und weltweiten Ereignisse jenseits des Lokalen und des Sports zusammen, also Politik, Wirtschaft, Vermischtes und Kultur, die sonst jeweils eine eigene Sektion erhalten müssten . Letztere haben wir wiederum, so es sich um lokale kulturelle Themen handelt, auch in der Sektion „Lokales“ berücksichtigt. Schließlich teilen wir den Sport noch in überregionalen und lokalen Sport.

Dass sie dessen Gewichtung in Frage stellen, ist Ihr gutes Recht; in der Tat haben wir über den Umfanganteil auch intern diskutiert. Für Sportverächter wird der Sportteil immer zu umfangreich sein, für Sportfreunde immer zu klein. Ja, die von Ihnen als Beispiel hervorgehobene Wochenzeitung „Die Zeit“ kommt derzeit ohne einen regelmäßigen Sportteil aus, peilt allerdings wohl auch nicht ganz die Zielgruppe des „Mindener Tageblatts“ an. Eine der bewussten Qualitätsminderung sicher unverdächtige Zeitung wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ dagegen weitet ihre aktuelle und regelmäßige Sportberichterstattung gerade wieder erneut aus. 2012 war ein Jahr mit mehreren im Wortsinn weltbewegenden sportlichen Großereignissen wie den Fußball-Europa-Meisterschaften oder den Olympischen Spielen, und auch im heimischen Raum gab es sportliche Entwicklungen weit jenseits der üblichen Routine. Wir haben deshalb den Umfang entsprechend erweitert. Als Knechte der Sportkonzerne fühlen wir uns deshalb nicht, wohl aber als Dienstleister für die zahlreichen sportinteressierten Leserinnen und Leser unserer Lokalzeitung.

Sehr wohl bauen wir den Rückblick chronologisch auf: Der angegebene Monat in der Seitenleiste gibt jeweils den Zeitraum an, in dem sich die Ereignisse auf der Doppelseite abgespielt haben.

Wir haben uns bemüht, die Ereignisse auszuwählen, von denen wir denken, dass sie viele Leser ansprechen. Dass man dabei nicht allen Lesern gleichermaßen gerecht werden kann, ist wie beim Zeitungmachen insgesamt wohl unvermeidlich. Was Sie als Nichtigkeiten und Ramsch beurteilen, trifft das Interesse vieler Leserinnen und Leser, über die Sie damit ein ebenso unfreundliches Urteil abgeben wie über unsere Mitarbeiter. „Wahllos“ jedenfalls wurden die Ereignisse nicht zusammengestellt, und den schmerzenden Vorwurf der „Unbedarftheit“ darf ich persönlich guten Gewissens für meine Mitarbeiter als unzutreffend  einschätzen.

Natürlich sind Berichte über Krebserkrankungen ein sensibles Thema, weswegen wir stets sorgfältig prüfen, ob dafür ein die Öffentlichkeit rechtfertigender Anlass vorliegt. In den im Jahresrückblick genannten Fällen haben wir diese Frage bejaht, auch um das große Engagement der zu Hilfeleistung bereiten Mitmenschen zu würdigen – und das Bewusstsein für dessen Notwendigkeit weiter zu fördern.

Andere Ihrer Vorwürfe sind auch sachlich nicht richtig. So finden sich zur Innenstadtgestaltung diverse Artikel, angefangen beim neuen ZOB über die Wesertorgalerie bis hin zum Skatepark. Die Morde des NSU finden sich unter anderem in dem Bericht über den Rücktritt des Verfassungsschutzchefs Heinz Fromm.

Unsere Pflicht zu gewissenhafter Information der Leserinnen und Leser sowie die damit verbundene Verantwortung des gesellschaftspolitischen Auftrags ist nicht nur mir, sondern allen Angehörigen der Redaktion wohl bewusst. Dass wir dem als „Monopolist“ nachkommen müssen, ist erstens nicht unsere Schuld und zweitens auch nur insofern richtig, als wir hier die inzwischen einzige lokal informierende gedruckte Tageszeitung am Ort anbieten (übrigens deswegen, weil andere nicht genug Leser fanden). Dennoch ist uns dieser Auftrag Verpflichtung, und gern lassen wir ihn einfordern von Leserinnen und Lesern wie Ihnen, sehr geehrter Herr Krückemeier, die sich kritisch mit den Ergebnissen unserer Arbeit auseinandersetzen.  Für die Papiertonnen wollen wir sie jedenfalls nicht erstellen, das darf ich Ihnen versichern. Insofern können Sie ebenso sicher sein, dass wir uns mit Ihrer Kritik ernsthaft auseinandersetzen. Dass wir mit den redaktionellen Ergebnissen dieser Auseinandersetzung eine möglichst große Schar von Leserinnen und Lesern zufriedenstellen wollen, werden Sie uns hoffentlich zugestehen.

Mit freundlichen Grüßen

Christoph Pepper, Chefredakteur

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